Ein Mann hält zerdrückte Plastikflaschen in den Händen
APA/AFP/Hector Retamal
Coca-Cola als Sponsor

Aufregung vor Klimakonferenz

Gut einen Monat vor Beginn der UNO-Klimakonferenz gibt es bereits erste Greenwashing-Vorwürfe. Der Grund: Coca-Cola, einer der global größten Plastikproduzenten und laut Klimaaktivsten und -aktivistinnen der „weltgrößte Umweltverschmutzer“ überhaupt, soll als Sponsor für die Klimakonferenz auftreten. Der Konzern verwies indes auf seine guten Intentionen.

Der Sponsorenvertrag zwischen der COP27 (Conference of the Parties, Konferenz der Vertragsstaaten) und Coca-Cola untergrabe die Ernsthaftigkeit der Gespräche und deren Ziele, so Aktivisten und Aktivistinnen gegenüber der BBC. Schließlich werde ein Großteil der Kunststoffe aus fossilen Brennstoffen hergestellt.

Die Initiative „Break Free From Plastic“ sprach gegenüber dem „Guardian“ von „Greenwashing in Reinform“. Es sei „erstaunlich, dass ein Unternehmen, das so eng mit der fossilen Brennstoffindustrie verbunden ist, ein so wichtiges Klimatreffen sponsern darf“.

UN Climate Change Conference
AP/Yomiuri Shimbun
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Weltklimakonferenz mit Greenwashing-Vorwürfen konfrontiert sieht

Kritik auf Social Media

Die Aktivistin und Autorin Naomi Klein schrieb auf Twitter: „Super lustig, einen Klimagipfel in einem Polizeistaat zu haben, gesponsert von @CocaCola.“ Und weiter: „Die #COP27 in #Ägypten entwickelt sich zu einem sehr coolen und normalen Ereignis.“

Der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Sascha Müller-Kraenner, meinte: „Wirklich? Coca-Cola wird Sponsor des Weltklimagipfels #COP27? Warum nicht gleich Exxon oder Gazprom? Und müssen Delegierte jetzt Shirts mit fossilen Firmenlogos tragen?“

Petition mit mehr als 17.000 Unterschriften

In einer von einem COP26-Delegierten ins Leben gerufenen Petition, die sich gegen Coca-Cola als Sponsor richtet, ist zu lesen: „Coca-Cola gibt Millionen Dollar für das Greenwashing seiner Marke aus, um uns glauben zu machen, dass sie das Problem lösen wollen.“

Greenwashing

Wenn sich Unternehmen für PR-Zwecke als nachhaltig und umweltfreundlich positionieren, das aber nicht sind, spricht man von Greenwashing. Das reicht von leeren Versprechen bis zu gezielter Täuschung.

Doch hinter den Kulissen betreibe Coca-Cola seit Langem Lobbyarbeit, um Gesetze zu verzögern und auszuhebeln. „Gesetze, die die Umweltverschmutzung verhindern, was dazu führt, dass wir weiterhin von Einwegplastik abhängig bleiben.“ Die Petition wurde bereits von mehr als 17.000 Menschen unterschrieben.

Coca-Cola für Maßnahmen gegen Klimakrise

Seitens des Getränkeunternehmens hieß es, man teile das Ziel der Abfallvermeidung und schätze „die Bemühungen um eine Sensibilisierung“ beim Klimaschutz. Zudem wolle Coca-Cola durch die Partnerschaft kollektive Maßnahmen gegen den Klimawandel unterstützen. „Wir sind bereit, unseren Teil dazu beizutragen, und haben uns ehrgeizige Ziele für unser Unternehmen gesetzt“, wurde Coca-Cola im „Guardian“ zitiert.

Derzeit werde etwa daran gearbeitet, die Verpackungen weltweit recycelbar zu machen. Der Konzern ist eigenen Angaben zufolge für jährlich drei Millionen Tonnen Plastikverpackungsmaterial verantwortlich. Laut Ägypten wurde der Sponsoringvertrag vergangene Woche unterzeichnet.

Bereits in der Vergangenheit stand die Auswahl der Sponsoren, oftmals Großkonzerne mit umstrittenen Umweltpraktiken, bei der Weltklimakonferenz immer wieder in Kritik. 2021 war etwa Unilever Hauptsponsor der COP.

Beratungen unter 200 Staaten in Ägypten

Die COP findet von 6. bis 18. November im ägyptischen Scharm al-Scheich statt. Knapp 200 Staaten beraten zwei Wochen lang darüber, wie der Kampf gegen die Erderhitzung verstärkt werden kann. Die Zeit drängt, denn die Erwärmung hat sich seit der Jahrtausendwende erheblich verstärkt. Der vergangene Sommer in Europa etwa war geprägt von Dürren, die im Zuge der Klimakrise häufiger werden.

Grafik zu den Szeneren der Erderwärmung bis 2100
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: climateactiontracker.org

Die weltweiten Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase müssen Fachleuten zufolge schon bis 2030 um etwa die Hälfte sinken. Anders sei das auf der UNO-Klimakonferenz in Paris 2015 gemeinsam vereinbarte Ziel nicht zu erreichen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Nach den gegenwärtig vorgelegten Klimaschutzplänen der Staaten würden sie sogar weiter steigen.