Migration: Nehammer kritisiert EU-Kommission

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) beklagt einen starken Anstieg der Migration in Österreich und kritisiert in diesem Zusammenhang die EU-Kommission in scharfer Form. „Ich erwarte, dass die EU-Kommission in die Gänge kommt, denn immer mehr Mitgliedsländer sind unzufrieden“, sagte Nehammer in einem Interview mit der deutschen „Welt“.

„Warum kümmert sich die Kommission als Hüterin der Verträge nicht endlich darum, dass EU-Recht andauernd gebrochen wird, wenn in einem Binnenland wie Österreich so viele irreguläre Migranten ankommen, die zuvor durch mehrere EU-Länder und sichere Drittstaaten gezogen sind, ohne angehalten worden zu sein?“, fragte Nehammer. Die EU-Kommission habe „die löcherigen Außengrenzen leider in den vergangenen Jahren außer Acht gelassen“.

Nehammer weiter: „Die EU-Grenzschutzagentur Frontex muss ebenso in die Pflicht genommen werden, um endlich die EU-Außengrenze effektiv zu schützen und ein Schutzwall für die Mitgliedsstaaten und gegen Schlepperkriminalität zu sein.“

Außerdem müsse die EU-Kommission dafür sorgen, dass die Heimatländer illegal eingewanderte Menschen schnellstmöglich zurücknehmen und diesen Staaten entsprechende Anreize geben.

„Zahlen werden weiter steigen“

Nach den Worten des Kanzlers verzeichnete Österreich zwischen Anfang Jänner und Ende August nahezu 57.000 Asylanträge – ein Plus von 195 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Und die Zahlen werden weiter steigen. Hinzu kommen noch etwa 85.000 Ukrainer und Ukrainerinnen, denen wir Schutz gewähren und die wir versorgen. Das Maß ist voll in Österreich“, so Nehammer.

Der für Migration zuständige EU-Kommissionsvizepräsident Margaritis Schinas betonte nach einem Treffen mit Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) in Wien: „Kein Staat kann Migration alleine bewältigen.“ Man müsse als „Team Europa“ zusammenarbeiten. Er habe Karner über seine jüngste Balkan-Reise informiert, nachdem die steigende Zahl von Ankünften Österreich unter Druck setze, so Schinas.

FPÖ: „Aussagen sind krachende Selbstanklage“

FPÖ-Sicherheitssprecher Hannes Amesbauer sagte, die Aussagen Nehammers seien in Wahrheit eine „krachende Selbstanklage“. „Wer hat Nehammer, Karner und Co. denn eigentlich daran gehindert, endlich zu reagieren und das magnetisch für illegale Einwanderer wirkende ‚Welcome-Service‘ durch einen konsequenten Grenzschutz zu ersetzen?“, so Amesbauer.

Sich jetzt auf die EU herausreden zu wollen, sei eine Flucht vor der eigenen Verantwortung und untermale das „Totalversagen sowie die gebrochenen Versprechen an die eigenen Wähler“, kritisierte Amesbauer. „Für die Sicherheit in Österreich ist in allererster Linie die österreichische Bundesregierung verantwortlich“, so Amesbauer. Es sei „feige“, sich auf ein Scheitern in Brüssel herauszureden.