Solche Systeme können vor verschiedenen Arten von Katastrophen warnen und dadurch Leben retten. Viele Warnsysteme greifen nur bei einer Art von Naturkatastrophe, etwa Überschwemmungen oder Wirbelstürmen. Es sei jedoch nötiger denn je, in Systeme für Mehrfachrisiken zu investieren, mahnte die UNO. Diese Systeme ermöglichen es beispielsweise, die Bevölkerung vor einem Erdrutsch infolge eines Erdbebens zu warnen.
Ärmere Länder, die oft am stärksten von Naturkatastrophen betroffen sind, seien häufig am schlechtesten ausgestattet, heißt es in dem Bericht. Weniger als die Hälfte der am wenigsten entwickelten Länder der Welt und nur ein Drittel der kleinen Inselstaaten verfügen laut dem Bericht über solche Frühwarnsysteme.

Zunehmend mehr Menschen betroffen
Staaten mit unzureichenden Frühwarnsystemen weisen dabei im Schnitt eine achtmal höhere Sterblichkeitsrate im Katastrophenfall auf als Länder mit wirkungsvolleren Maßnahmen. „Jene, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, zahlen den höchsten Preis“, sagte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres.

Durch die Erderhitzung nimmt die Zahl der Naturkatastrophen laut dem UNO-Bericht weltweit zu. Während zwischen 2005 und 2014 im Schnitt noch 1.147 Menschen pro 100.000 Einwohner von Katastrophen betroffen waren, waren es zwischen 2012 und 2021 bereits 2.066. Dank Frühwarnsystemen sank jedoch die Zahl der jährlich durch Katastrophen getöteten oder vermissten Menschen von 1,77 pro 100.000 Einwohner auf 0,84. „Extremwetterereignisse wird es geben“, sagte Guterres, „aber daraus müssen keine tödlichen Katastrophen werden.“

Hitzewellen werden gefährlicher
Die Aussichten sind dennoch düster: Kommunen auf der ganzen Welt müssen sich laut UNO auf häufigere Hitzewellen vorbereiten. Extreme Hitzeperioden, die früher ohne menschengemachte Klimaerwärmung einmal alle 50 Jahre aufgetreten seien, seien heute fünfmal so wahrscheinlich, hieß es in einem Bericht des UNO-Nothilfebüros (OCHA) und der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC) zu Wochenbeginn in Genf.

Bis Ende dieses Jahrhunderts könnten ähnlich viele Menschen an den Folgen zu hoher Temperaturen sterben wie an Infektionskrankheiten oder Krebs, hieß es in dem Bericht, der globale Maßnahmen forderte. „Die Daten sagen deutlich eine düstere Zukunft voraus“, sagte IFRC-Generalsekretär Jagan Chapagain bei einer Pressekonferenz. Schon heute führe Hitze zu Migration, Krankheiten, Hunger, Armut und Tod. Doch im Unterschied zu plötzlich hereinbrechenden Naturkatastrophen könnten sich Gesellschaften auf Hitze vorbereiten.

Wie sich Länder wappnen können
UNO und Rotes Kreuz forderten bereits bei Veröffentlichung dieser Prognose den forcierten Aufbau von Vorhersage- und Warnsystemen, um schon vor Beginn von Hitzewellen lokale Entscheidungen zu treffen. Dazu gehört etwa die Einrichtung von kühlen Aufenthaltsgebäuden in Städten, um Schwangere, Stillende, Kleinkinder und Alte zu schützen.
Außerdem sollten laut dem Bericht Vorkehrungen in Spitälern getroffen und die Arbeitszeiten für Tätigkeiten im Freien angepasst werden. Dazu brauche es umfassende Maßnahmenpläne, hieß es in dem Bericht, der als Beispiel die indische Millionenstadt Ahmedabad hervorhob. Dort sei ein Hitzeaktionsplan in Kraft, der jährlich mehr als 1.100 Todesfälle verhindere.
OCHA-Chef Martin Griffiths forderte Industrieländer auf, die Kosten dieser Schutzmaßnahmen zu schultern. „Ärmere Länder, die nicht für diese qualvollen Hitzewellen verantwortlich sind, haben diese Mittel nicht“, sagte er einen Monat vor der Weltklimakonferenz in Ägypten.