Elon Musk
AP/John Raoux
Ukraine-Krieg

Musk will Starlink wohl doch bezahlen

Das Unternehmen SpaceX von Milliardär Elon Musk will das Internetangebot für die Ukraine über den Satellitendienst Starlink nun doch weiter finanzieren. „Was soll’s … Auch wenn Starlink immer noch Geld verliert und andere Unternehmen Milliarden an Steuergeldern erhalten, werden wir die ukrainische Regierung weiterhin kostenlos finanzieren“, schrieb Musk am Samstag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Einen Tag zuvor hatte der US-Milliardär die Finanzierung infrage gestellt. SpaceX könne das System „nicht für immer finanzieren“, hatte der Unternehmer erklärt. Der Nachrichtensender CNN hatte zuvor berichtet, Musk habe das US-Verteidigungsministerium aufgefordert, für die Kosten aufzukommen.

Der Chef des Elektroautobauers Tesla und reichste Mensch der Welt hatte bereits vergangene Woche erklärt, SpaceX habe für das Internetangebot für die Ukraine bereits 80 Mio. Dollar (82 Mio. Euro) ausgegeben. Bis Jahresende dürften sich die Ausgaben auf mehr als 100 Mio. Dollar belaufen.

Starlink für Ukraine bedeutend

Das Paket umfasse Musk zufolge neben den Endgeräten auch Satelliten und Bodenstationen. Diese müsse man „entwickeln, starten, warten und nachrüsten“. Musk verwies zudem auf weitere Kosten etwa für Telekommunikationsunternehmen. Dazu komme der zunehmend schwieriger werdende Schutz gegen Cyberangriffe und Störsender – das ergebe in Summe Kosten von 20 Millionen Dollar pro Monat, wie Musk auf Twitter vorrechnete.

Starlink bietet über ein System von mehr als 3.000 kleinen Satelliten Internetzugang an. Für die Ukraine ist dieses Angebot im Krieg gegen Russland äußerst wichtig: Die Streitkräfte stützen sich unter anderem bei ihrer Gegenoffensive auf über Starlink hergestellte Internetverbindungen.

US-Beamter laut CNN: „Frechheit“

Im US-Verteidigungsministerium fühlte man sich offenbar wie vor den Kopf gestoßen. SpaceX besitze „die Frechheit, wie ein Held dazustehen“, während anderen neben bereits bezahlten Beträgen nun eine weitere Rechnung in zweistelliger Millionenhöhe pro Monat präsentiert werde, sagte ein hochrangiger Ministeriumsbeamter laut CNN.

Neben einer frühen Unterstützung in Höhe von rund drei Millionen Dollar für Hardware und Dienstleistungen der US-Behörde für internationale Entwicklung ist laut CNN Polen mit fast 9.000 Terminals der bisher größte Einzelspender. Von 20.000 Terminals seien 85 Prozent von diversen Ländern und Einrichtungen ganz bzw. teilweise bezahlt worden. Unterschiedliche Angaben gibt es über die Servicekosten. Laut SpaceX sind diese der weitaus teurere Teil, und von diesem habe man in der Ukraine bisher 70 Prozent bezahlt.

„SpaceX vor sehr schwierigen Entscheidungen“

CNN-Angaben zufolge habe SpaceX für dieses Jahr die Kosten des ukrainischen Starlink-Engagements mit 120 Mio. beziffert, für weitere zwölf Monate seien es dann fast 400 Mio. Dollar. Mit Verweis auf dem US-Sender vorliegende Dokumente habe der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj erst im Juli fast 8.000 weitere Starlink-Terminals angefordert.

„SpaceX steht hier vor sehr schwierigen Entscheidungen. Ich glaube nicht, dass sie finanziell in der Lage sind, zusätzliche Terminals oder Dienste wie von General Saluschnyj gefordert bereitzustellen“, zitierte CNN aus einem Schreiben an das Pentagon, das ein für SpaceX arbeitender externer Berater verfasst haben soll.

Berichte über weitreichende Ausfälle

CNN verwies auch auf Berichte über zuletzt kolportierte, möglicherweise weitreichende Starlink-Ausfälle auf den ukrainischen Kriegsschauplätzen. Die Ausfälle beträfen die gesamte Front, berichtete der US-Sender mit Verweis auf mit der Sache vertraute Quellen.

Einem Bericht der „Financial Times“ („FT“) zufolge hatten ukrainische Truppen jüngst Ausfälle von Starlink-Geräten an der gesamten Front gemeldet. Da das System für die ukrainischen Streitkräfte mittlerweile eine zentrale Rolle spielt, seien die Folgen für die laufende Gegenoffensive nicht absehbar. Das Starlink-Problem verdeutlicht laut „FT“ aber bereits „die Gefahren der digitalen Abhängigkeit“.

Starlink wurde wenige Tage nach Beginn des russischen Angriffskrieges Ende Februar in der Ukraine aktiviert, später wurden die nötigen Empfangsanlagen geliefert. Das System stellt schnelle Internetverbindungen über eigene Satelliten her. In Gebieten, in denen es aufgrund zerstörter Infrastruktur keinen Zugang zu Mobilfunk und Internet mehr gibt, dient es sowohl Zivilisten als auch dem ukrainischen Militär als zentrales Kommunikationsmittel.

Abfuhr für Musks Friedensplan

„Kyjv Post“-Korrespondent Jasons Smart bezeichnete Starlink als einen „Gamechanger“ im Ukraine-Krieg – auf Twitter erinnerte Smart aber auch an die jüngsten Verstimmungen zwischen Musk und der ukrainischen Regierung.

Auslöser war Musks Twitter-Aufruf, über einen von ihm vorgeschlagenen Plan zur Beendigung des russischen Krieges in der Ukraine abzustimmen. Konkret schlug Musk für die vier von Russland mittlerweile annektierten ukrainischen Regionen eine von der UNO überwachte Wahl vor. Sollte es eine Mehrheit gegen eine russische Annexion geben, dann würde Russland abziehen, so Musk, der sich aber auch dafür aussprach, dass die 2014 von Russland annektierte Krim bei Russland bleibt.

„Welchen Musk mögen Sie mehr?“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reagierte umgehend mit seiner eigenen Umfrage auf der Plattform. „Welchen Elon Musk mögen Sie mehr?“, twitterte er und bot zwei Antworten an: „Einen, der die Ukraine unterstützt“ oder „einen, der Russland unterstützt“. Noch deutlichere Worte kamen in der Folge vom scheidenden ukrainischen Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, der Musk auf Twitter die „diplomatische Antwort“ zukommen ließ, sich zum Teufel zu scheren.