Westen weist Vorwurf zu radioaktiver Bombe zurück

Die USA, Frankreich und Großbritannien haben in einer gemeinsamen Erklärung die russischen Anschuldigungen zurückgewiesen, die Ukraine plane den Einsatz einer „schmutzigen Bombe“ mit radioaktivem Material.

Die drei Länder träten den „durchsichtig falschen Behauptungen“ entgegen, die Ukraine plane den Einsatz einer solchen Bombe auf ihrem eigenen Territorium, hieß es in der gestern vom US-Außenministerium veröffentlichten Stellungnahme, die auch im Namen der Regierungen in Paris und London abgegeben wurde.

In der Erklärung wird Russland davor gewarnt, derartige Anschuldigungen als „Vorwand für die Eskalation“ seines Kriegs gegen die Ukraine zu benutzen. Das würde „von der Welt durchschaut“ werden, hieß es.

Schoigu streute Gerüchte

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte nach Angaben seines Ressorts gestern in Telefonaten mit mehreren Kollegen aus NATO-Mitgliedsstaaten die Sorge bekundet, dass die Ukraine eine „schmutzige Bombe“ einsetzen könnte.

Dabei handelt es sich um einen konventionellen Sprengkörper, der bei seiner Explosion radioaktives Material in der Umgebung verteilt. Im Unterschied zu Atombomben gibt es bei solchen Sprengkörpern keine nukleare Explosion.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte eine „harte“ Reaktion auf diese Anschuldigung. Auch der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba erklärte: „Russische Lügen über den angeblichen Plan der Ukraine, eine ‚schmutzige Bombe‘ zu nutzen, sind ebenso absurd wie gefährlich.“

„Weder haben wir ‚schmutzige Bomben‘ noch planen wir, welche zu erwerben. Zweitens beschuldigen Russen oft andere für etwas, das sie selbst planen“, führte Kuleba aus.

Experte: Moskau könnte versucht sein, „etwas zu tun“

Angesichts der ukrainischen Erfolge in Cherson und der westlichen Unterstützung für Kiew könnte Moskau versucht sein, „etwas zu tun“, meinte der Experte Alexander Gabuev von der US-Denkfabrik Carnegie. Russlands Präsident Wladimir Putin werde eine Niederlage nicht hinnehmen. Die eng getakteten Gespräche zwischen Austin und Schoigu nach fünf Monaten Funkstille erregten Besorgnis.

Weniger dramatisch schätzte der US-Thinktank Institute for the Study of War (ISW) die Lage ein: Schoigus Äußerungen bereiteten keine russische Operation unter falscher Flagge vor, sie sollten die NATO-Länder einschüchtern und von der Hilfe für Kiew abhalten.

Ähnlich argumentierte der Moskauer Politologe Wladimir Frolow: Russland könne das ukrainische Militär nicht stoppen und wende sich deshalb an die Staaten, die Einfluss auf die Ukraine hätten.