15 Tote bei Anschlag und Ausschreitungen im Iran

Bei einem Anschlag in der iranischen Stadt Schiras sind gestern Medien zufolge mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen. In Schiras hätten drei Angreifer aus einem Auto heraus das Feuer auf Pilger und Beschäftigte des Schreins von Schah Tscheragh, einem Bruder des achten Imams Resa, eröffnet, meldete die staatliche Nachrichtenagentur IRNA.

IS bekennt sich zu Anschlag

Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich im eigenen Propagandakanal zu dem Angriff. Ein IS-Mitglied habe auf Besucher des Mausoleums geschossen und dabei „mindestens 20 Schiiten getötet und Dutzende weitere verletzt“, hieß es weiter.

Ein Mann mit „Verbindungen zu ‚Takfiri‘-Gruppen“ sei festgenommen worden, hieß es im iranischen Staatsfernsehen. Der Begriff „Takfiri“ wird von den iranischen Behörden verwendet, um sunnitische Dschihadisten zu bezeichnen. Dem für Schiras zuständigen Gouverneur Mohammad-Hadi Imanieh zufolge schoss der Angreifer „blindlings auf die Gläubigen“.

Nach Angaben des iranischen Staatsfernsehens verletzten Sicherheitskräfte den Angreifer, der derzeit in einem Krankenhaus operiert werde.

Präsident Raisi: „Feinde des Iran“

Der iranische Präsident Ebrahim Raisi beschuldigte in einer Mitteilung die „Feinde des Iran“, die mit Gewalt versuchten, die „geeinte Nation zu spalten“. Raisi versprach eine entschlossene Antwort der Sicherheitskräfte.

Die Mehrheit der Muslime im Iran gehört dem schiitischen Glauben an. Der halb staatlichen Nachrichtenagentur Tasnim zufolge sind Frauen und Kinder unter den Todesopfern. Zudem soll es zehn Verletzte gegeben haben.

Berichte über Schüsse auf Demonstrierende

Außerdem berichtete ein Augenzeuge gestern, am Grab von Mahsa Amini in Saghes hätten Sicherheitskräfte auf Trauernde geschossen. Der Tod der 22-Jährigen in Polizeigewahrsam hat die seit Wochen anhaltende Protestwelle gegen die Regierung in Teheran ausgelöst. Die Menschen hatten sich am Grab von Amini versammelt, um der 22-Jährigen zu gedenken. Die halb staatliche Nachrichtenagentur INSA meldete, rund 10.000 Personen hätten sich am letzten Tag der Trauerperiode beteiligt. Im Iran wird traditionell 40 Tage um ein Familienmitglied getrauert.

Videos in sozialen Netzwerken zeigten Tausende Menschen in Saghes, die trotz eines Großeinsatzes der Polizei zum Friedhof gingen. Am Stadtrand sei es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen, berichtete INSA. Das Internet, wichtigstes Kommunikationsmedium von Regierungskritikern, sei in Saghes aus Sicherheitsgründen abgeschaltet worden. Weiteren Augenzeugen zufolge hätten die Trauernden an Aminis Grab unter anderem „Frau. Leben. Freiheit“ skandiert, den Schlachtruf der Protestbewegung.

USA verhängen neue Sanktionen

Unterdessen verhängten die USA neue Sanktionen gegen die iranische Führung. Wie das US-Finanzministerium gestern in Washington mitteilte, richten sich die neuen US-Sanktionen unter anderem gegen den Befehlshaber der iranischen Revolutionsgarden und seinen Stellvertreter, gegen hochrangige Beamte wie den Direktor des berüchtigten Ewin-Gefängnisses in der Hauptstadt Teheran sowie gegen Mitglieder des Geheimdienstes.

Die USA werfen ihnen vor, Organisationen zu beaufsichtigen, die an der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste sowie an Tötungen, auch von Kindern, beteiligt sind. Als Folge der Sanktionen werden etwaige Vermögenswerte der Betroffenen in den USA eingefroren. Geschäfte mit ihnen werden für US-Bürger untersagt.