Flugzeuge von AUA und Lufthansa am Flughafen Wien
ORF.at/Christian Öser
Höhenflug nach Pandemie

AUA zahlt Staatskredit vorzeitig zurück

Die meisten Fluglinien scheinen ihr Tief während der Pandemie überwunden zu haben. Die AUA kann durch ihr gutes Sommergeschäft und eine Kreditlinie der deutschen Mutter Lufthansa nun den Rest der Staatshilfen zurückzahlen, immerhin noch 210 Millionen Euro. Die Lufthansa selbst tilgte schon im Vorjahr die deutschen Schulden.

Der Staatskredit an die Austrian Airlines ist im Pandemiejahr 2020 gewährt worden und betrug ursprünglich 300 Millionen. Der noch offene Betrag soll nun bis zum Jahresende vorzeitig zurückgezahlt werden, wie die AUA am Donnerstag „stolz“ verkündete. Ursprünglich wäre der Kredit bis Ende 2025 gelaufen. Aufgrund der hohen Liquidität nach einem starken Sommerquartal und der Kreditlinie vom deutschen Mutterhaus könne man den Kredit nun vollständig tilgen. Dennoch würden „die tiefen finanziellen Narben der Pandemie erst in ein paar Jahren ganz verheilt sein“, so AUA-Vorstandschefin Annette Mann in der Aussendung.

Wie hoch die Kreditlinie ist, die die AUA vom Mutterkonzern erhält, bezifferte das Unternehmen nicht. Die AUA war im Juni 2020 nach der ersten Pandemiewelle von der Bundesregierung mit insgesamt 450 Mio. Euro gerettet worden. 150 Mio. Euro flossen direkt von der Staatskasse auf die Konten der Airline und mussten nicht zurückgezahlt werden. Für den 300 Mio. Euro schweren Kredit übernahm die Republik die Haftung. Weitere 150 Mio. Euro schoss die Lufthansa zu.

Analyse zur AUA

Peter Fritz (ORF) über die guten Entwicklungen bei den Austrian Airlines.

Insgesamt neun Milliarden Euro

Der Lufthansa-Konzern als Ganzes musste mit Staatshilfen mehrerer Länder vor dem Aus gerettet werden. Diese machten in Summe neun Milliarden Euro aus. Im Heimatland Deutschland wurden die Finanzhilfen bereits Ende 2021 komplett getilgt. Für Brussels Airlines fließen 290 Millionen Euro aus der Lufthansa zurück in die belgische Staatskasse. In der Schweiz stieg die Tochterairline Swiss heuer im Juni aus ihrem vom Schweizer Staat verbürgten Milliardenkredit aus. Auch die Schweizer AUA-Schwester verkündete am Donnerstag ihren neuen Höhenflug. Der starke Sommer führte zu einem dreistelligen Millionengewinn bei der Swiss, der Umsatz zwischen Juli und September stieg um über 88 Prozent auf 1,33 Milliarden Franken (1,34 Mrd. Euro).

Nach dem Pandemietief der vergangenen beiden Jahre hat die AUA heuer in den Ferienmonaten Juli und August sowie im September hohe Umsätze und einen dreistelligen operativen Gewinn verbucht. Der Umsatz hat sich gegenüber dem dritten Quartal 2021 mehr als verdoppelt, von 304 auf 687 Mio. Euro. Der Quartalsumsatz lag sogar um sechs Prozent bzw. 39 Mio. Euro über dem letzten Sommerquartal vor Ausbruch der weltweiten Pandemie.

Sommer beschert große Gewinne

Insgesamt flog die AUA im Sommer 110 Mio. Euro Gewinn ein – das beste Quartalsergebnis seit Jahrzehnten, hieß es in der AUA-Mitteilung. Zum Vergleich: Im Sommerquartal 2021 hatte die Airline mit zwei Mio. Euro nur knapp schwarze Zahlen erreicht. Ohne die hohen Kosten für Kerosin wäre der Gewinn heuer noch höher ausgefallen.

Menschenleerer Flughafen Wien
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Die Pandemie hat etliche Fluglinien an den Abgrund gebracht. Der starke Sommer sorgte für Erholung.

Sprit- und Ticketpreise als große Unbekannte

Doch „ein guter Sommer löscht noch keine zweieinhalb Jahre Pandemie“, hieß es bei der AUA. Es stünden große Investitionen an, auch eine Flottenerneuerung. Außerdem werde die Fluggesellschaft das in der Krise entstandene negative Eigenkapital aufarbeiten müssen. In diesem Sinne sei der weitere Fortgang für das Unternehmen ungewiss. Dieser hänge maßgeblich von der Entwicklung der Treibstoffpreise als wesentlichem Kostenfaktor sowie der Konsumlaune ab, so Mann.

Gegen die im Zuge des Ukraine-Kriegs stark gestiegenen Ölpreise habe man sich bis zu einem gewissen Grad abgesichert, nicht aber gegen die in die Höhe geschnellten Raffineriekosten, also die Kosten für die Umwandlung von Rohöl in Kerosin. Diese hätten sich teilweise verzehnfacht, erläuterte die AUA-Chefin. Der Mutterkonzern Lufthansa arbeite in diesem Kontext aber bereits an Hedging-Strategien, ähnlich jener, die schon für die Absicherung der Ölkosten zur Anwendung kommen. Schwer vorhersehbar sei auch die Entwicklung der Ticketpreise, die ebenso von den Kosten für Treibstoff getrieben werden, wie AUA-Vorstand Michael Trestl erklärte.

Gewerkschaft will Aus für Sparpaket

Weiter aufgestockt werden soll beim Personal. Noch im Herbst will die AUA mindestens 35 Piloten einstellen, weitere 15 Anfang des kommenden Jahres. Außerdem sollen etwa 200 Flugbegleiter angeheuert werden. In diesem Kontext hob Vorstand Francesco Sciortino lobend das zuletzt für die bestehende Belegschaft geschnürte Gehaltspaket hervor, das unter anderem ein schrittweises Ende des Gehaltsverzichts für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie in weiterer Folge auch Gehaltserhöhungen bringt.

In Anbetracht des erfolgreichen dritten Quartals und der Möglichkeit der vorzeitigen Rückzahlung der Staatshilfen forderte die Gewerkschaft vida, das Sparpaket für die Beschäftigten „sofort zurückzunehmen“.

„Ich nenne so etwas foul play seitens des AUA-Managements bei den Sonderkollektivvertragsverhandlungen zum Inflationsausgleich, da dabei kein Wort von den heute bekanntgewordenen Entwicklungen zu vernehmen war“, kritisierte Daniel Liebhart, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Luftfahrt. Die AUA betonte dazu, dass die Staatshilfen 2020 ohne den Gehaltsverzicht im „Krisen-KV“ nicht gewährt worden wären.

Gute Zahlen auch bei der Mutter

Am Donnerstag präsentierte auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr in Frankfurt die aktuellen Zahlen. „Die Lufthansa Group hat die Pandemie wirtschaftlich hinter sich gelassen und blickt optimistisch nach vorne“, sagte er. Bereits vergangene Woche hatte der Konzern seine Gewinnprognose für 2022 verdoppelt und peilt nun einen Gewinn von über einer Milliarde Euro an. Für die Passagiersparte des Konzerns war es der erste operative Quartalsgewinn seit Beginn der Pandemie – auch wegen deutlich gestiegener Ticketpreise. Die Frachtsparte Lufthansa Cargo erzielte einen weiteren Spitzenwert und will im laufenden Jahr ihren operativen Rekordgewinn von 2021 übertreffen. Auch die Wartungssparte Lufthansa Technik erwarte 2022 ein Rekordergebnis, hieß es.

Auch auf den Winter schaut man nun gelassen: Trotz steigender Belastungen für Verbraucher und Unternehmen gebe es für den Winter eine starke Nachfrage nach Flügen. „Die Lust zu reisen und damit die Nachfrage nach Flugtickets ist weiter ungebrochen“, sagte Spohr. Die Passagierairlines planten im vierten Quartal mit rund 80 Prozent der Kapazität von 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Pandemie.

Politik zufrieden

Die Politik zeigt sich darüber freilich erfreut: „Die Corona-Pandemie hat die gesamte Luftfahrtbranche in die Krise geführt. Die staatliche Unterstützung für die Austrian Airlines war notwendig und hat Arbeitsplätze gerettet sowie den Standort vor einer möglichen Schwächung bewahrt“, erklärte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) dazu. Die frühzeitige Rückzahlung des Kredits sei eine gute Nachricht, „dadurch fließt Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler zurück“. Die Rückzahlung zeige auch den erfreulichen Aufschwung in der Luftfahrtbranche.