Einigung auf emissionsfreie Neuwagen ab 2035

In der Europäischen Union sollen laut einer gestern Abend erzielten Einigung ab dem Jahr 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen zugelassen werden. Die tschechische EU-Ratspräsidentschaft gab die Vereinbarung bekannt, nach der neue Autos mit Benzin- und Dieselantrieb ab dem Jahr 2035 nicht mehr in der EU zugelassen werden sollen.

Die zwischen den EU-Mitgliedsstaaten und dem Europäischen Parlament getroffene Vereinbarung stelle eine „historische Entscheidung“ dar, erklärte der französische Abgeordnete Pascal Canfin, der den Umweltausschuss des EU-Parlaments leitet. Die Umweltministerinnen und -minister der EU-Staaten hatten sich bereits Ende Juni auf ein entsprechendes, umfassendes Klimaschutzpaket zur Erreichung der EU-Klimaziele geeinigt.

„Starkes Signal“

Der stellvertretende EU-Kommissionspräsident Frans Timmermans sprach von einem „starken Signal an die Industrie und die Verbraucher: Europa vollzieht die Wende zu einer emissionsfreien Mobilität.“

Im Jahr 2026 soll die Entscheidung erneut überprüft werden können. Sie beinhaltet auch eine Senkung der CO2-Emissionen für Neuwagen, die ab 2030 verkauft werden, um 55 Prozent gegenüber dem Stand von 2021. Zudem ist im Kompromiss eine Bitte an die EU-Kommission festgehalten, zu überprüfen, ob der Einsatz von E-Fuels für Autos künftig infrage kommen könnte.

E-Fuels im Fokus

E-Fuels sind synthetisch hergestellte Kraftstoffe, bei deren Produktion Treibhausgase gebunden werden. Nutzt man die Kraftstoffe in einem Motor, läuft dieser quasi klimafreundlich, weil das ausgestoßene CO2 aus der Atmosphäre stammt. Kritikerinnen und Kritiker merken aber unter anderem an, dass synthetische Kraftstoffe in anderen Sektoren wie Schiff- und Luftfahrt deutlich dringender gebraucht werden als im Straßenverkehr.

Die ÖVP-Europaabgeordnete Barbara Thaler reagierte kritisch auf die Entscheidung. „Das Verbot des Verbrennungsmotors ab 2035 geht leider in die falsche Richtung“, schrieb sie in einer Aussendung. „Der Verkehr muss seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“ Nur auf Elektromobilität zu setzen würde aber nicht ausreichen.

Vielmehr sollte Europa auf Technologieneutralität setzen und „parallel zum Ausbau der Elektrifizierung“ auch in alternative Kraftstoffe investieren sowie auf eine „nachhaltige Weiterentwicklung des Verbrennungsmotors“ setzen, so die ÖVP-Abgeordnete.

Kritik von Greenpeace und Automobilindustrie

Auch der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) kritisierte die EU-Entscheidung: „Es ist fahrlässig, Ziele für die Zeit nach 2030 festzulegen, ohne entsprechende Anpassungen aufgrund aktueller Entwicklungen vornehmen zu können“, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Als Beispiele nannte sie den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Zudem sprach sie sich dafür aus, E-Fuels für die Bestandsflotte an Verbrennern zu nutzen.

„Mit dieser Entscheidung wird der Verbrennungsmotor endgültig zum Auslaufmodell, aber das Enddatum liegt deutlich zu spät“, sagte der Greenpeace-Verkehrsexperte Tobias Austrup. Um das im Pariser Klimaabkommen festgeschriebene 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, dürften in Europa spätestens ab dem Jahr 2028 keine neuen Diesel und Benziner mehr auf die Straße.