Die ehemalige britische Premierministerin Liz Truss
Reuters/Alastair Grant
Ex-Premierministerin Truss

Wirbel um angeblich gehacktes Handy

Nach einem Medienbericht über einen angeblich erfolgreichen Hackerangriff auf das Mobiltelefon von Ex-Premierministerin Liz Truss fordern Politiker aller Parteien Aufklärung von der britischen Regierung. Die Zeitung „Mail on Sunday“ berichtete, dass es mutmaßlich russischen Angreifern gelungen sei, im Sommer das Handy der damaligen Außenministerin zu knacken.

Es werde davon ausgegangen, dass sich die Hacker Zugang zu „streng geheimen Gesprächen mit internationalen Partnern“ und privaten Konversationen verschaffen konnten, schrieb das Blatt am Sonntag unter Berufung auf mehrere Quellen. Der erfolgreiche Hackerangriff sei während des Wettkampfs in der Konservativen Partei um die Nachfolge des damaligen Premiers Boris Johnson entdeckt worden, hieß es weiter. Damals hatte sich Truss durchgesetzt.

Aus dem Artikel geht nicht hervor, auf welcher Grundlage Russland hinter dem angeblichen Angriff vermutet wird. BBC und Sky News konnten den Bericht eigenen Angaben zufolge bisher nicht überprüfen.

Knappes Statement der Regierung

Die Regierung reagierte mit einem knappen, allgemein gehaltenen Statement auf die von der Zeitung aufgebrachten mutmaßlichen Umstände: „Wir kommentieren keine Sicherheitsvorkehrungen für einzelne Personen.“ Es gebe robuste Systeme zum Schutz vor Cyberbedrohungen. „Dazu gehören regelmäßige Sicherheitsbriefings für Kabinettsmitglieder sowie Ratschläge zum Schutz ihrer persönlichen Daten und zur Eindämmung von Cyberbedrohungen.“

Hat Johnson den Vorfall verschwiegen?

Brisant ist allerdings ein Detail: Nach Informationen der „Mail on Sunday“ wusste Johnson von dem Hack, er habe die Informationen aber gemeinsam mit Kabinettssekretär Simon Case zurückgehalten. „Wenn sich herausstellt, dass diese Informationen der Öffentlichkeit verschwiegen wurden, um die Kandidatur von Liz Truss zu schützen, wäre das unverzeihlich“, sagte die außenpolitische Sprecherin der Liberaldemokraten, Layla Moran.

Großbritanniens Ex-Premier Boris Johnson
Reuters/Henry Nicholls
Johnson könnte in der mutmaßlichen Affäre zu einem wichtigen Faktor werden

Die Angreifer hätten Zugang zu Nachrichten erlangt, die über ein Jahr hindurch ausgetauscht wurden, berichtete das Blatt. Dabei handle es sich inhaltlich auch um Kritik an Johnson, die Truss mit ihrem späteren Finanzminister Kwasi Kwarteng ausgetauscht habe, aber auch um sensible Informationen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, etwa zu Waffenlieferungen.

Rufe nach Untersuchung

Oppositionspolitiker forderten nun eine Untersuchung. Labour-Abgeordnete Yvette Cooper sagte, der Bericht werfe „wichtige Fragen zur nationalen Sicherheit“ auf, einschließlich der Frage, warum und wie die Informationen durchsickern konnten. Sicherheitsfragen müssten auf höchster Ebene aufgeklärt werden.

Die außenpolitische Sprecherin der Liberaldemokraten, Moran, forderte „dringend eine unabhängige Untersuchung, um die Wahrheit ans Licht zu bringen“. Der Verteidigungspolitiker Tobias Ellwood von den Konservativen forderte gegenüber dem Sender Sky News, ein Parlamentsausschuss müsse den Berichten nachgehen.