Basquiat-Zeichnung und ein Künstlerrahmen
Katalog Wienerroither & Kohlbacher
„Kindischer Streich“

Wirbel um Hellers Basquiat-Imitat

In der heimischen Kunstszene herrscht Aufregung: Tausendsassa Andre Heller hat einen selbst gefertigten Bilderrahmen als Original des 1988 verstorbenen Künstlers Jean-Michel Basquiat ausgegeben. Das berichtet der „Falter“. Für Heller handelte es sich um einen „kindischen Streich“ an einem Kunsthistoriker. Inzwischen weist der Künstler aber den Bericht der Zeitung zurück.

Einen echten Heller zu Hause haben, das wünschen sich ohnehin viele Kunstfans. Ein echter Basquiat aber kostet noch weit mehr: Die Werke des ehemaligen Graffiti-Künstlers erzielen in aktuellen Auktionen dreistellige Millionensummen und hängen in den bedeutendsten Museen der Welt. Die Wiener Albertina zeigt aktuell ein Panoptikum seines Werks.

Hellers und Basquiats Wege kreuzten sich in den 1980er Jahren, Heller war auf der Suche nach Mitwirkenden an seinem Projekt „Luna Luna“, mit dem er das Konzept eines Kirtags neu erfinden wollte. Über Andy Warhol lernte er schließlich Basquiat in New York kennen. Er konnte den jungen Street-Art-Künstler für die Zusammenarbeit gewinnen.

Dass Heller viele Jahre später einen Rahmen bastelte und als echten Basquiat ausgab, sei ein „kindischer Streich“ gewesen, so Heller zum „Falter“. Heller hatte Skizzen von Basquiat dazu auf Holzleisten geklebt, rote Farbe hinzugefügt, Stücke eines schwarz gefärbten Besenstiels sowie Nägel eingeschlagen. In den Rahmen hängte Heller eine 1990 in New York erworbene echte Porträtzeichnung Basquiats von 1983 unter dem Titel „Untitled“. Beides wurde durch eine Wiener Galerie in New York 2017 zum Verkauf angeboten. Das Bild sollte zwei Millionen Euro bringen, der Rahmen drei. Ein Käufer fand sich damals allerdings nicht.

Andre Heller bei einem Interview in seiner Wohnung in Wien
picturedesk.com/Die Presse/Clemens Fabry
Heller in seinem Wohnzimmer – im Hintergrund die Basquiat-Zeichnung samt Rahmen

Verkauf für 800.000 Euro

Im Jahr 2018 ging der Rahmen schließlich um 800.000 Euro als „echter“ Basquiat über den Ladentisch – ohne Echtheitszertifikat, wie Heller betont. Das habe er auch in den Kaufvertrag hineinschreiben lassen. „Ich bin ein vom Glück gesegneter Mensch und bringe mich doch nicht durch einen Fälschungsvorwurf in Gefahr“, sagte er dem „Falter“.

Nach den Recherchen der Zeitung kaufte Heller den Rahmen allerdings nun wieder zurück. Warum er überhaupt ein eigenes Werk als fremdes ausgab, erklärte er mit dem Wunsch, dem Kunsthistoriker Dieter Buchhart einen Streich zu spielen. „Zweitens ist es natürlich eine Angeberei. Und drittens ist es eine dumme Mischung aus Dichtung und Wahrheit“, so Heller. „Das war eine Art Turnier zwischen zwei Buben.“

Fälschungsvorwürfe gegen Künstler Heller

Gegen den Künstler Andre Heller wurden Fälschungsvorwürfe erhoben. Es geht dabei um die Porträtzeichnung von Jean-Michel Basquiat bzw. vor allem um den Bilderrahmen.

Buchhart habe bei ihm den Eindruck erweckt, „als wäre er der Basquiat-Kenner auf dem Planeten. Nachdem er mich und alle anderen niedergeredet hatte mit dem, was er über Basquiat weiß, kam der Tag, an dem ich ihn testen wollte.“ Buchhart hatte schließlich Zeichnung und Rahmen im damaligen Katalog für echt erklärt. Buchhart zeigte sich laut „Falter“ verärgert: „Dann hat er mich ja angelogen. […] Das ist unfassbar.“ Schließlich sei Oral History für einen Forscher eine wichtige Quelle, und die Heller-Version sei ihm aufgrund der gemeinsamen „Luna Luna“-Zusammenarbeit glaubwürdig erschienen.

Heller behält sich rechtliche Schritte vor

Nach Publikwerden der Recherchen geht das Tauziehen um die Deutungshoheit aber erst los. Im „Kurier“ wies Heller „weite Teile“ des „Falter“-Artikels „als unwahr entschieden zurück“. Er will sich auch rechtliche Schritte dagegen vorbehalten. Er habe „einem bekannten Kurator vor Jahren in einem Interview eine etwas zu sehr ausgeschmückte Geschichte erzählt, und ich habe sie nicht sofort richtiggestellt“, so Heller.

Man habe den Artikel zwar eingesehen und zur Kenntnis genommen, so Hellers Anwalt Thomas Höhne. Mit dem Inhalt sei man deshalb aber noch lange nicht einverstanden. „Der Rahmen wurde verkauft als Rahmen, auf dem sich Basquiat-Zeichnungen befinden“, so Höhne. „Ausdrücklich habe ich gesagt, dass es verfehlt wäre, von ,Betrug‘ zu sprechen, da dies ja den Vorsatz einerseits der Bereicherung und andererseits der Vermögensschädigung eines anderen voraussetze, was ebenfalls nicht gegeben war.“

Auch die Wiener Galerie Wienerroither und Kohlbacher, die das Werk angeboten hatte, widersprach im „Kurier“: Die Behauptung, dass der Rahmen zu einem inoffiziellen Preis von drei Millionen Dollar und die Zeichnung für zwei Millionen angeboten wurden, stimme nicht. „Tatsache war immer, dass die Zeichnungen von Basquiat stammten. Das ist fotografisch dokumentiert“, so Alois Wienerroither.