Kopf: Plädoyer für Integration von Ukrainern in Arbeitsmarkt

Trotz Rekordinflation trotzt der österreichische Arbeitsmarkt der Krise – zumindest vorerst. Ende Oktober waren so wenige Menschen arbeitslos wie seit 14 Jahren nicht mehr. Dennoch steht der Arbeitsmarkt vor Herausforderungen. So schlecht wie befürchtet laufe es nicht, räumte der Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS), Johannes Kopf, im ZIB2-Interview ein. Dennoch sei der aktuelle Mangel an Arbeitskräften schlecht für die Wirtschaft.

„Der Mangel ist ernst und schwächt die Wirtschaft in ihrem Wachstum“, so Kopf. Man müsse davon ausgehen, dass man den Arbeitskräftemangel gerade im qualifizierten Bereich noch jahrelang sehen werde.

Zudem brauche es geeignete finanzielle und politische Rahmenbedingungen, um Menschen in Beschäftigung zu halten, etwa flächendeckende Ganztagskinderbetreuung. Dass Frauen ab 2024 später in Pension gehen würden, sieht der AMS-Chef jedoch positiv – „da tut sich auch ohne politischen Beschluss etwas“.

Ukraine: Sorge wegen weniger AMS-Anmeldungen

Angesprochen auf potenzielle Arbeitskräfte aus der Ukraine verwies Kopf darauf, dass sich unter den geflüchteten Menschen viele Kinder, ältere und traumatisierte Menschen befänden. Von 40.000 bis 45.000 seien jedoch etwa 7.000 in Beschäftigung und 8.000 beim AMS gemeldet. „Da fehlen 25.000, und das macht mir Sorgen“, so Kopf.

Es sei wichtig, dass diese Menschen mit fachlicher Unterstützung Deutsch lernen und einen Job in Österreich finden. Er verstehe „aus tiefstem Herzen den Wunsch, nach Hause zu kommen“, so Kopf, es sei aber wichtig, „zumindest temporär einen Job zu suchen“.

Kopf fordert Mindestsicherung oder Sozialhilfe

Es sei auch ein gutes Leben in Österreich möglich, zumindest auf Zeit, weshalb er dafür plädiere, geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer in den Arbeitsmarkt zu integrieren – hierzu brauche es auch politische Maßnahmen, etwa einen freien Zugang zum Arbeitsmarkt.

Ukrainerinnen und Ukrainer sollten statt der Grundversorgung Mindestsicherung oder Sozialhilfe bekommen. Das würde für die Betroffenen einerseits mehr Geld bedeuten, andererseits wären sie damit auch verpflichtet, mit dem AMS zusammenzuarbeiten: „Nehmen wir die Leute in die Sozialhilfe, geben wir ihnen einen freien Arbeitsmarktzugang und arbeiten wir dann mit ihnen gemeinsam intensiv an deren Integration.“