Pflege: Hilfswerk pocht auf Umsetzung der Reform

Das Hilfswerk pocht auf eine Umsetzung der von der Regierung beschlossenen Pflegereform und fordert dringend weitere Maßnahmen. „Die Ankündigung einer Reform ist noch keine Reform“, sagte Präsident Othmar Karas heute. Zudem seien „manche Baustellen noch gar nicht geöffnet“.

Als konkrete Beispiele nannte er die „im Schneckentempo“ vorangehende Ausbildungsreform und die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland. Die Pflege dürfe auch in Krisenzeiten kein Randthema sein.

Pflegebonus noch offen

Der den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von der Politik noch für Dezember versprochene „Pflegebonus“ sei immer noch offen, beklagte Karas. Der Bund stellt dafür für die Jahre 2022 und 2023 insgesamt 520 Millionen Euro zur Verfügung. Es gebe aber bis heute keine Vorschläge für die Umsetzung. Wenn man das Versprechen einhalten will, sei es höchst an der Zeit, die Details, wer was an wen auszahlt, zu klären, betonte der Hilfswerk-Präsident.

Andere offene Baustellen sei man noch gar nicht angegangen, kritisierte Karas. Hier nannte er die Weiterentwicklung des Versorgungsangebots etwa im Hinblick auf Angebote für Menschen mit Demenz, pflegende Angehörige oder die 24-Stunden-Betreuung. Auch in Sachen Finanzierung und Steuerung sei noch vieles offen, verwies Karas auch auf einen entsprechenden Rechnungshofbericht.

600 Euro pro Monat Ausbildungszuschuss

Die von der Regierung beschlossene Ausbildungsoffensive begrüßten Karas und Geschäftsführerin Elisabeth Anselm grundsätzlich. Sie sieht einen Ausbildungszuschuss von mindestens 600 Euro pro Monat für Personen, die erstmals eine Ausbildung im Pflegebereich machen, vor. Für Berufsum- bzw. -wiedereinsteiger, die eine vom Arbeitsmarktservice (AMS) geförderte Ausbildung machen, soll es zudem ab 1. September 2023 ein „Pflegestipendium“ von mindestens 1.400 Euro pro Monat geben.

Die Stadt Wien will neue Pflegerinnen und Pfleger mit einer Ausbildungsprämie von 600 Euro monatlich gewinnen – mehr dazu in wien.ORF.at

„Zukunftspakt“ mit Ausbildungs- und Praktikumsbetrieben

Karas verlangte dazu einen „Zukunftspakt“ der Politik mit den Ausbildungsstätten und Praktikumsbetrieben. Ein Maßnahmenbündel müsse für ausreichende Ressourcen und Personal sorgen, für ordentliche Daten und Planungsgrundlagen sowie für eine intelligente Steuerung und Kooperation. Notwendig seien zudem ausreichend Ausbildungsplätze und Ausbildnerinnen und Ausbildner.

Um Bewerberinnen und Bewerber aus dem Ausland zu bekommen, forderten Karas und Anselm nach deutschem Vorbild Kooperationen mit interessierten definierten Herkunftsländern mit Services an Ort und Stelle. Notwendig seien auch Erleichterungen bei der Rot-Weiß-Rot-Card und ein mit dem Berufsrecht abgestimmtes Regelwerk. Und schließlich müsse das Anerkennungsverfahren der Berufsqualifikationen entbürokratisiert werden.