Nowak stellt Leitungsfunktionen bei „Presse“ vorerst ruhend

Rainer Nowak stellt seine Funktionen als „Presse“-Chefredakteur und -Herausgeber aus eigener Entscheidung ruhend. Das teilte die Styria Media Group heute mit. Ausschlaggebend war ein Bericht der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA). Daraus geht hervor, dass er sich mit Thomas Schmid bezüglich einer angestrebten Position in der ORF-Chefetage austauschte. Auch liegt eine anonyme Anzeige rund um wohlwollende Berichterstattung und Interventionen vor.

Die Styria Media Group hat aufgrund der Vorwürfe entschieden, eine interne Prüfung einzuleiten. Bis zum Vorliegen der Untersuchungsergebnisse führt Florian Asamer, stellvertretender Chefredakteur der „Presse“, die Chefredaktion.

Aus im Zuge des WKStA-Berichts veröffentlichten Chat-Auszügen geht hervor, dass Nowak Ambitionen hegte, an die Spitze des ORF zu gelangen, und er sich dafür offenbar Unterstützung von Schmid erhoffte. Darüber hinaus gab Nowak Schmid Wording-Tipps für die Kommunikation mit seiner Redaktion.

Redaktionsausschuss verweist auf „rote Linie“

Nowak hielt dazu fest, dass es nie einen Deal mit Schmid gegeben habe. Auch wandte er sich an die Leserinnen und Leser der „Presse“ und entschuldigte sich für die „Tonalität und unangemessene Nähe“ der Chatverläufe. Er betonte, dass kein Interventionsversuch in der Berichterstattung Niederschlag gefunden haben soll und die Vorwürfe ihn und nicht die Redaktion beträfen.

In Hinblick auf die anonyme Anzeige, die sich um wohlwollende Berichterstattung und Interventionen für seine Partnerin dreht, teilte Nowaks Anwalt mit, dass die WKStA von der Einleitung eines Verfahrens abgesehen habe und der Oberstaatsanwaltschaft empfahl, die Anzeige zurückzulegen. Eine Sprecherin der WKStA bestätigte lediglich, dass ein Vorhabensbericht zu der Anzeige vorgelegt wurde. Eine formelle Enderledigung gebe es bisher nicht.

Der Redaktionsausschuss der Zeitung begrüßte in einer Erklärung die interne Prüfung der Vorwürfe gegen Nowak. „Wir verlangen vollständige Aufklärung“, hieß es. Die Chats hätten „innerhalb der Redaktion teilweise zu schweren Irritationen geführt“. Der Redaktionsausschuss verweist darauf, dass „die rote Linie nicht erst mit strafrechtlich relevanten Handlungen überschritten wird und Kontakte mit politischen Entscheidungsträgern keinesfalls zur Durchsetzung persönlicher Eigeninteressen genützt werden dürfen“.