Guterres: „Sind auf dem Highway zur Klimahölle“

Auf der Weltklimakonferenz in Ägypten hat UNO-Generalsekretär Antonio Guterres in düsteren Worten vor den Folgen der Erderhitzung gewarnt. „Wir sind auf dem Highway zur Klimahölle – mit dem Fuß auf dem Gaspedal“, sagte Guterres heute in einer Rede vor Dutzenden Staats- und Regierungschefs in Scharm al-Scheich.

„Wir kämpfen den Kampf unseres Lebens – und sind dabei zu verlieren“, warnte er mit Blick auf von der Klimakrise ausgelöste Dürren, Überschwemmungen, Unwetter und steigende Meeresspiegel.

Das 2015 auf der Weltklimakonferenz in Paris vereinbarte Ziel, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit, sei akut gefährdet. Der Portugiese rief zu einem „Klimasolidarpakt“ auf, den wohlhabende Staaten jetzt mit Schwellen- und Entwicklungsländern schließen müssten. Dabei stünden die USA und China besonders in der Verantwortung. Wörtlich sagte er: „Die Menschheit hat eine Wahl: zusammenzuarbeiten oder unterzugehen!“

„Blicke auf uns gerichtet“

Bei der Weltklimakonferenz in Ägypten haben sich Dutzende Staats- und Regierungschefs zu Beratungen über nächste Schritte im Kampf gegen die Klimakrise versammelt. „Es gibt große Erwartungen für gute Ergebnisse“, sagte Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi. „Millionen Menschen rund um den Planeten haben ihre Blicke auf uns gerichtet.“ Die Konsequenzen durch klimabedingte Wetterereignisse seien nie so verheerend gewesen wie heute.

„Wir haben eine Katastrophe nach der anderen erlebt. Sobald wir eine Katastrophe bewältigen, entsteht eine andere – Welle für Welle.“ Die Erde habe sich in eine „Welt des Leids“ verwandelt, sagte Sisi.

Gore: „Wir alle haben ein Glaubwürdigkeitsproblem“

Der frühere US-Vizepräsident Al Gore mahnte die Staaten weltweit, trotz Ukraine-Kriegs und Energiekrise im Kampf gegen eine Klimakatastrophe nicht nachzulassen. Der Krieg dürfe keine Ausrede sein für ein Festhalten an klimaschädlichen fossilen Energieträgern wie Öl, Gas und Kohle. Gore sprach von einer „Kultur des Todes“. Die Anstrengungen zur Reduzierung der Treibhausgase seien unzureichend. „Wir haben ein Glaubwürdigkeitsproblem – wir alle hier.“

Van der Bellen, Gewessler und Brunner bei Konferenz

Für Österreich nehmen Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) teil. Angesichts der bisherigen ungenügenden oder ungenügend umgesetzten Ergebnisse vorangegangener Klimagipfel sei Optimismus „nicht leicht – aber notwendig“, meinte Van der Bellen heute am Tagungsort. „Wo sonst sollen solche Verhandlungen stattfinden? Die UNO ist die einzige weltweite Plattform, die wir haben.“

US-Präsident Joe Biden will am Freitag an der UNO-Konferenz teilnehmen. Zudem sind außerdem parallel laufende Gesprächsrunden, genannt Round Tables, zu Themen wie Wasser- und Lebensmittelsicherheit oder grünem Wasserstoff geplant. Insgesamt werden etwa 110 Staats- und Regierungschefs erwartet.

Beunruhigende Zahlen und kleine Erfolge

Beunruhigende Zahlen zur Erderwärmung, aber auch kleine Erfolge brachte der erste Tag der UNO-Klimakonferenz in Scharm al-Scheich (COP27). Das Konferenzplenum stimmte gestern zu, Finanzhilfen für ärmere Staaten erstmals als eigenen Punkt zu verhandeln. Die vergangenen acht Jahre waren nach vorläufigen Zahlen der Weltwetterorganisation (WMO) weltweit die heißesten Jahre überhaupt.

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Aktivisten klagen über verschärfte Repressionen

Nach Aufrufen zu Protesten während der Klimakonferenz verschärfte die ägyptische Polizei nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten die Repressionen gegen mutmaßliche Regierungsgegner mit Polizeikontrollen, Durchsuchungen von Mobiltelefonen, willkürlichen Festnahmen und Verhören durch die Militärjustiz.

Ob es am Freitag in Ägypten tatsächlich zu Protesten kommt, ist bisher völlig unklar – in dem nordafrikanischen Land sind Demonstrationen ohne vorherige Genehmigung durch die Behörden verboten. Angesichts der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten und der großen Unzufriedenheit in der Bevölkerung sind die Behörden in Kairo aber offensichtlich nervös.