Im Berichtsentwurf des EU-Parlaments zum Einsatz der Spyware Pegasus wird auch der Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) erwähnt. Kurz habe „enge Verbindungen zum Gründer der NSO-Gruppe“, heißt es darin. Konkret geht es um die von Kurz gegründete Firma Dream Security.
Im Ö1-Mittagsjournal sagte der Sicherheitsexperte Thomas Lohninger von epicenter.works heute, dass die Zusammenarbeit von Kurz mit Schalev Hulio, Mitbegründer des israelischen Pegasus-Entwicklers NSO, „hochgradig problematisch“ sei. Hulio bezeichnete er als „nicht integer“.
Einsatz von Pegasus „natürlich“ im Wissen der Firma
Die Spionagesoftware sei gegen „Menschenrechtsaktivisten und Journalisten“ eingesetzt worden, „natürlich“ im Wissen der Firma, die die Spionagesoftware auf den betroffenen Geräten steuere. „Auch der neue Geschäftspartner von Sebastian Kurz wird hier ganz viel Mitwissen gehabt haben über die Art, wie diese Software illegal verwendet wurde“, so Lohninger.
Kurz verteidigt Zusammenarbeit
Gegenüber Ö1 verteidigte Kurz seine Firma: Er habe ein Unternehmen gegründet, „das Cybersicherheit für kritische Infrastruktur anbietet“. Hulio habe die NSO verlassen, so Kurz. Er halte es für „sehr, sehr positiv“, wenn Menschen, die im „Offense-Bereich Erfahrungen gesammelt haben, diese Erfahrungen jetzt zur Sicherung von kritischer Infrastruktur einbringen“.
Lohninger sagt, dass das etwas sei, das man Kurz und seiner Firma „zugutehalten kann“. Gerade bei der Defense, also im Bereich der Cyberabwehr, mangle es stark. Es stimme, dass Menschen, die in der Offense, also beim Angriff, tätig waren, sehr hilfreich bei der Abwehr seien, so der Experte.
EU-Bericht sieht breiten Einsatz von Pegasus
Der Einsatz der umstrittenen Spionagesoftware Pegasus ist in der EU laut dem Berichtsentwurf des Parlaments offenbar weit verbreitet. „Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten haben Spyware gegen ihre Bürger zu politischen Zwecken eingesetzt“, hieß es aus dem EU-Parlament. Entsprechende Hinweise gebe es für Polen, Ungarn, Griechenland, Zypern und Spanien.