Amnesty: Russland verschleppte ukrainische Zivilisten

Russische Soldaten haben nach Angaben von Amnesty International in den vergangenen Monaten ukrainische Zivilisten verschleppt. Sie seien nach Russland oder weiter ins Innere der russisch kontrollierten Gebiete gebracht worden. Auch Kinder wurden laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation von ihren Familien getrennt.

Zudem gebe es Fälle von willkürlichen Festnahmen sowie Folter und anderen Misshandlungen. All das deute auf eine bewusste russische Politik und einen systematischen Charakter hin, die Teil eines umfassenden Angriffs auf die Zivilbevölkerung seien.

Keine Wahl

Für den Bericht interviewte die Organisation 88 Zivilisten aus den Regionen Charkiw, Luhansk, Cherson und Saporischschja. Die meisten Befragten, insbesondere diejenigen aus Mariupol, beschrieben Zwangssituationen, in denen sie faktisch keine andere Wahl hatten, als nach Russland oder in andere russisch besetzte Gebiete zu gehen.

Laut Amnesty handelt es sich um Kriegsverbrechen. Das Völkerrecht verbiete Einzel- und Massenzwangsverschickungen von geschützten Personen, etwa von Zivilisten, aus besetzten Gebieten.

„Die Liste der Kriegsverbrechen, die russische Streitkräfte in der Ukraine begehen, wird immer länger“, sagte Amnesty-Expertin Janine Uhlmannsiek. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges, der an sich bereits ein Völkerrechtsverbrechen darstelle, hätten russische Truppen wahllos Wohngebiete angegriffen, verbotene Streumunition eingesetzt und Zivilisten gezielt getötet.