eine Person beim Sortieren von Wahlkarten
Reuters/David Swanson
US-Wahlen

Auszählungskrimi geht in die Verlängerung

Das Ergebnis der US-Kongresswahlen wird mindestens noch einige Tage auf sich warten lassen, die Mehrheit im US-Senat könnte sich überhaupt erst in vier Wochen entscheiden: In drei Staaten ist die Wahl noch offen. Die Ergebnisse in Arizona sollten demnächst feststehen, in Nevada kann es noch Tage dauern. Erobern die Republikaner, wonach es derzeit aussieht, den Sitz, wird erst eine Stichwahl in Georgia im Dezember den Ausschlag geben. Das Rennen um das Repräsentantenhaus scheint eher entschieden.

In Arizona liegt der Demokrat Mark Kelly knapp vor dem republikanischen Herausforderer Blake Masters. Der wird nicht nur von Ex-Präsident Donald Trump unterstützt, er ist auch ein enger Vertrauter des umstrittenen Unternehmers Peter Thiel. Beobachter rechnen damit, dass Kelly das Rennen für sich entscheidet.

Noch enger geht es in Nevada zu: Dort liegt der republikanische Kandidat für den US-Senat, Adam Laxalt, nach derzeitigem Auszählungsstand knapp vor der demokratischen Amtsinhaberin Catherine Cortez Masto.

Showdown am 6. Dezember möglich

Der zuständige Vertreter des Bezirks Cook County, Joe Gloria, sagte bei einer Pressekonferenz am Mittwoch, dass es noch Tage dauern werde, bis alle Stimmen ausgezählt seien. Noch nicht ausgezählt seien jene Stimmen, die nicht persönlich abgegeben wurden, sondern etwa per Briefwahl. Das könnte ein Vorteil für die Amtsinhaberin sein, da demokratische Wählerinnen und Wähler häufiger diese Wahlmethode in Anspruch nehmen.

US-Wahlen: Auszählung geht in die Verlängerung

In den USA steht auch zwei Tage nach den Kongresswahlen nicht fest, wer künftig in den beiden Kammern des US-Parlaments die Mehrheit haben wird. Vor allem in Arizona und Nevada ist das Rennen noch völlig offen.

Gewinnen Kelly und Cortez Masto ihre Duelle, dann hätten die Demokraten ihre Mehrheit im Senat verteidigt – dank des Sieges von John Fetterman, der in Pennsylvania ein bisher republikanisches Mandat für sich gewinnen konnte. Verliert Cortez Masto, läuft alles auf einen Showdown am 6. Dezember hinaus: Denn in Georgia müssen Amtsinhaber Raphael Warnock und der republikanische Herausforderer Herschel Walker in eine Stichwahl, nachdem ein dritter Kandidat ihnen jeweils die notwendige Mehrheit von über 50 Prozent weggeschnappt hat.

Abgeordnetenhaus geht wohl an Republikaner

Im Abgeordnetenhaus haben die Republikaner noch bessere Chancen, eine Mehrheit zu erringen – obwohl die Demokraten auch hier weit besser abschnitten als prognostiziert. Nach derzeitigem Stand von Donnerstagnachmittag liegen die Republikaner bei 210 Sitzen, die von den US-TV-Sendern mit ihrem National Election Pool als fix vergeben gelten. 218 Mandate sind für die Mehrheit notwendig, die Demokraten halten bei 192, bisher hatten sie 222. Laut diesen Prognosen haben sich acht Mandate bisher zugunsten der Republikaner verschoben – und es sieht eher nicht danach aus, als ob die Demokraten in den noch offenen Duellen diesen Rückstand aufholen können.

Grafik zu US-Kongresswahlen 2022
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: ABC News

Herbe Verluste in Florida und New York

Sollten die Demokraten ihre Mehrheit tatsächlich verlieren, liegt das vor allem an zwei Bundesstaaten: In Florida, wo die Republikaner auch bei der Sentas- und Gouverneurswahl extrem stark abschnitten, gewannen sie auch vier Abgeordnetensitze dazu. Beobachter führen das aber auch auf besonders erfolgreiches Gerrymandering zurück. Darunter versteht man die Änderung von Wahlbezirksgrenzen, um durch andere demografische Strukturen mehr Chancen zu haben. Propublica, eine Plattform für investigativen Journalismus, berichtet, dass durch eine solche Neueinteilung ehemals mehrheitlich von Schwarzen bewohnte Wahlkreise zu „weißen“ gemacht wurden.

Vier Mandate verloren die Demokraten auch im Bundesstaat New York, der eigentlich als eine ihrer Hochburgen gilt. Drei Sitze gingen auch in Kalifornien verloren, dort gewann man allerdings auch vier hinzu.

Heikles Gouverneurinnenduell in Arizona

Ebenfalls noch offen ist eines der heikelsten Duelle um einen Gouverneursposten: In Arizona liegen die Demokratin Katie Hobbs und die Republikanerin Kari Lake nur einige tausend Stimmen auseinander. Das Abschneiden von Lake gilt als Lackmustext für Ex-Präsident Trump: Sie zählt zu jenen, die dessen unbegründete Behauptungen stützen, Joe Biden habe die Präsidentenwahl 2020 „gestohlen“.

Sie wirft den Demokraten eine „dämonische Agenda“ vor und veröffentlichte im Wahlkampf ein Video, in dem sie TV-Geräte, auf denen Nachrichtensendungen zu sehen sind, zertrümmert. Selbst wenn die ehemalige TV-Moderatorin ihr Duell verlieren sollte, könnte ein Nachspiel drohen. Mehrmals danach befragt, ließ sie bisher offen, ob sie eine Niederlage akzeptieren würde.