Statistik Austria drängt auf zusätzliche Forschungsdaten

Das bei der Statistik Austria angesiedelte Austrian Micro Data Center (AMDC) hat im Juli den Betrieb aufgenommen, die Regierung hat nun erstmals zusätzliche Datenbanken für Forschungszwecke freigegeben. Mit dem AMDC erhalten ausgewiesene Forschungseinrichtungen unter strengen Datenschutzauflagen Zugang zu Mikrodaten aus Österreich.

Bisher stellte die Statistik Austria den Großteil der eigenen Daten zur Verfügung, heute gab das Bildungsministerium auch Teile seiner Studierenden- und Bildungsdaten frei. Ob neben den Daten der Statistik Austria auch jene von Regierung und Sozialversicherungen für die Forschung geöffnet werden, müssen die zuständigen Ministerinnen und Minister entscheiden.

Den Auftakt hat das Bildungsministerium nun jedenfalls gemacht und per Verordnung die Prüfungsaktivitäten von Studentinnen und Studenten, die Kooperationsdatenbank des Österreichischen Auslandsdienstes sowie das „Schulformenregister“ freigegeben. Dort wird erfasst, welche Ausbildungen an den Schulen angeboten werden.

„Datenökosystem“ ausbaufähig

Weitere wertvolle Datenquellen wären laut Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas etwa die Unternehmensförderungen, um deren Wirksamkeit zu untersuchen, sowie die Gesundheitsdaten der Sozialversicherungen.

„Jedes Ministerium verfügt über Mikrodaten. Je mehr die Ressorts freigeben, desto mehr wird der Wissenschaftsstandort Österreich gestärkt, und desto besser werden die Grundlagen für eine evidenzbasierte Politikgestaltung“, sagte Thomas im Gespräch mit der APA.

Thomas pochte insgesamt auf eine Verbesserung des österreichischen „Datenökosystems“. Er verwies etwa darauf, dass zur Abfederung der Energiekrise Förderungen „mit der Gießkanne ausgeschüttet“ wurden, weil das Finanzministerium den konkreten Bedarf der einzelnen Haushalte nicht ermitteln konnte. Handlungsbedarf sieht er hier auch durch europäische Vorgaben („Data-Governance-Act“), die bis September 2023 umzusetzen sind.

Lob und Empfehlungen von Eurostat

Ihre Evaluierung durch das europäische Statistiksystem Eurostat veröffentlichte die Statistik Austria heute. Der Bericht attestiert der Statistik Austria Unabhängigkeit sowie Professionalität und lobt etwa die Transparenz der Vorabübermittlung von Daten an öffentliche Stellen.

Allerdings enthält der Bericht auch eine Reihe von Empfehlungen – darunter die Sicherstellung einer nachhaltigen Finanzierung, die stärkere Kooperation mit der Forschungscommunity und die Überprüfung der Trennung von Finanz- und Fachverantwortung.

Die diesbezügliche Doppelgleisigkeit in Geschäftsführung und Aufsichtsgremien bewertet der Bericht als „sub-optimal“. „Die exzellente Bewertung von Statistik Austria durch den jüngsten Eurostat-Prüfbericht ist eine große Motivation zur Weiterentwicklung des österreichischen Datenökosystems beizutragen – hier besteht nach wie vor Luft nach oben“, so Thomas.