Dämpfer für Alzheimer-Forschung: Roche-Arznei verfehlt Ziele

Roche hat erneut einen Forschungsrückschlag mit einem neuen Alzheimermedikament zu verkraften. Der experimentelle Wirkstoff Gantenerumab konnte in zwei großen klinischen Studien der Phase III den kognitiven und funktionellen Verfall bei Patienten im Frühstadium der Krankheit nicht verlangsamen, so das Pharmaunternehmen heute. Damit wurden die Hauptziele von zwei „Graduate“ genannten Studien verfehlt.

Man sei trotzdem stolz auf „einen qualitativ hochwertigen, klaren und umfassenden Datensatz zur Alzheimer-Krankheit“ und suche weiter nach Behandlungsmöglichkeiten, so Entwicklungschef Levi Garraway. Zudem verfüge Roche über eine Pipeline von Prüfpräparaten mit verschiedenen Ansatzpunkten zur Bekämpfung der Krankheit.

Statistisch nicht signifikant

Die mit Gantenerumab behandelten Studienteilnehmer hätten zwar eine Verlangsamung der Verschlechterung der Leistungsfähigkeit in Bereichen wie Gedächtnis, Orientierungsvermögen, Problemlösungsfähigkeit, Hobbys sowie Körperpflege gezeigt. Diese Ergebnisse seien aber statistisch nicht signifikant ausgefallen.

Zudem sei der Abbau von Beta-Amyloid, dem Protein, das sich zu Plaques im Gehirn von Menschen mit Alzheimer-Krankheit ablagert, geringer als erwartet ausgefallen. Zuvor hatte bereits das Alzheimermittel Crenezumab des Konzerns den kognitiven Abbau bei bestimmten Alzheimer-Patienten nicht verlangsamt oder verhindert.

Anderes Mittel mit Erfolg

Die Daten zur Wirksamkeit von Gantenerumab waren mit Spannung erwartet worden, nachdem jüngst das Mittel Lecanemab des US-Biotechnologiekonzerns Biogen und seines japanischen Partners Eisai in klinischen Tests mit Patienten im Frühstadium der Krankheit den kognitiven und funktionellen Verfall deutlich verlangsamt hatte – ein seltener Erfolg in der Alzheimerforschung, die auf eine lange Reihe von Misserfolgen zurückblickt.