Amerikanischer Nerz
Getty Images/iStockphoto/Shayne Kaye
Ohio

Jagd auf 10.000 entwischte Nerze

Rund 10.000 Nerze sind aus einer Zuchtfarm im US-Staat Ohio entwischt und laufen nun frei herum. Der örtliche Sheriff warnte davor, die Tiere auf eigene Faust einzufangen. Hobbyjäger stellen ihnen nach und schießen auf sie. Viele Tiere werden überfahren oder finden schlicht kein Futter.

Der Besitzer der Nerzfarm in der Gemeinde Hoaglin im Nordwesten von Ohio hatte dem Sheriff-Büro mitgeteilt, dass jemand am Dienstag in die Farm eingebrochen sei und Käfige geöffnet habe. Insgesamt seien dort zwischen 25.000 und 40.000 Tiere untergebracht gewesen. Farmangestellte hätten den größten Teil wieder einfangen können, ca. 10.000 Nerze seien aber noch verschwunden.

Unzählige der Tiere durchstreifen seither die Gegend. Sie überrannten nahe gelegene Straßen, und viele wurden von Fahrzeugen angefahren und getötet. Von einer Autobahn in der Nähe der Farm seien bereits zahlreiche Kadaver geborgen worden, so Sheriff Thomas Riggenbach gegenüber der „New York Times“.

Sheriff warnt Anwohner

Anwohnerinnen und Anwohnern riet Riggenbach, die Tiere nicht selber einzufangen. Zwar gehe von den kleinen Raubtieren keine Gefahr aufgrund von Infektionen aus, sie könnten aber Haustiere wie Hasen, Hühner oder Enten angreifen, warnte er. „Ich möchte die Leute nicht dazu ermutigen, sich ihnen zu nähern und zu versuchen, sie selbst einzufangen“, sagte der Sheriff. Er empfahl, sich bei Bedarf an einen Fallensteller zu wenden, der über die nötige Ausrüstung und Erfahrung verfügt.

10.000 Nerze aus US-Farm entkommen

Rund 10.000 Nerze sind aus einer Zuchtfarm im US-Staat Ohio entwischt und laufen nun frei herum. Von einer Autobahn in der Nähe der Farm seien bereits mehrere tote Tiere geborgen worden, berichtete die „New York Times“ unter Berufung auf Behörden. Jemand sei laut dem Farmeigentümer in den Betrieb eingebrochen und hatte Käfige geöffnet.

Den Menschen sei außerdem erlaubt, die Nerze zu töten, wenn sie sie auf ihrem Grundstück finden, sagte Riggenbach. Wie lokale Medien in Van Wert County, wo sich der Vorfall ereignete, berichteten, würden Hobbyjäger den Tieren bereits nachstellen. Das Blatt „Delphos Herald“ etwa schrieb, dass auf streunende Nerze geschossen werde.

Experte erwartet hohe Todesrate

Wildtierexperte Mark Flint von der staatlichen Universität von Ohio sagte der „New York Times“, Nerze würden Menschen nur angreifen, wenn sie sich bedroht fühlen. In großer Zahl in freier Wildbahn könnten sie jedoch Schäden in der lokalen Umwelt anrichten. „Das sind domestizierte Tiere, die täglich gefüttert, untergebracht und gepflegt werden“, so Flint. Niedrige Temperaturen und ein geringes Nahrungsangebot könnten dafür sorgen, dass viele der Nerze verenden.

Tierschützer unter Verdacht

Wer die Nerze freigelassen hat, werde nun untersucht, sagte der Sheriff. Ein Manager der Farm hat radikale Tierschützerinnen und Tierschützer im Verdacht – es sei ein entsprechendes Graffito am Tatort hinterlassen worden, berichtete der lokale Nachrichtensender WPTA21. In der Vergangenheit seien Nerzfarmen ins Visier von Tierschützern geraten, hieß es. Van Wert County sei eine ländliche Region mit vielen Bauernhöfen. Nerzfell ist beliebt für Pelzmäntel.

Amerikanischer Nerz
Unzählige Nerze sind aus einer Pelzfarm in Ohio entlaufen

In den USA gibt es mindestens 250 Pelzfarmen in 21 Bundesstaaten, die zusammen etwa drei Millionen Pelze pro Jahr erzeugen. Ein Großteil verkauft seine Produkte nach Angaben der „New York Times“ ins Ausland, denn der heimische Markt für Pelze sei klein. Mehrere Luxusmarken verzichten inzwischen auf die Verarbeitung von echten Pelzen.

Während der Coronavirus-Pandemie wurden diese Farmen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter die Lupe genommen, die besorgt waren, dass Coronavirus-Infektionen bei Nerzen das Virus langfristig beherbergen oder eine potenzielle Quelle für neue Varianten sein könnten. Der Kongress erwägt ein Verbot der Nerzzucht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht derzeit keine Hinweise auf erhöhte Coronavirus-Risiken, die von Nerzen ausgehen.

Dänemark erlaubt Nerzzucht wieder

In Dänemark waren während der Coronavirus-Pandemie 15 Millionen Nerze getötet und die Zucht der Tiere verboten worden. Erst später hatte sich herausgestellt, dass dafür die Rechtsgrundlage gefehlt hatte. Eine unabhängige Kommission hatte in einem Bericht scharfe Kritik an Premierministerin Mette Frederiksen und Teilen ihrer Regierung geübt, die die Entscheidung zur Massenkeulung aus Coronavirus-Sorgen getroffen hatte.

Dänische Zuchtnerze im Käfig
AP/Ritzau Scanpix/Mads Claus Rasmussen
In Dänemark wurden 2020 aus Coronavirus-Sorgen 15 Millionen Nerze getötet

Im Juli entschuldigte sich Frederiksen bei den Nerzbauern des Landes. Nun will die Regierung die Zucht am 1. Jänner 2023 wieder zulassen. Nachdem das staatliche Gesundheitsinstitut SSI das Risiko einer stark reduzierten Zucht für die Volksgesundheit als gering eingestuft habe, habe man beschlossen, ein vorübergehendes Verbot der Nerzzucht zum Jahresende auslaufen zu lassen, teilte das dänische Lebensmittelministerium mit. Dänemark war vor der Massenkeulung einer der Weltmarktführer in der Pelzproduktion von Nerzen.