Bahnsteig am Wiener Westbahnhof
ORF.at/Christian Öser
Bahnstreik

Verkehrschaos bleibt vorerst aus

In ganz Österreich stehen seit 0.00 Uhr die Züge still. Grund ist ein 24-stündiger Warnstreik wegen der festgefahrenen Kollektivvertragsverhandlungen bei den Eisenbahnern. Der Streik dauert bis Montag um 24.00 Uhr, betroffen sind laut Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) alle Verbindungen, auch die grenzüberschreitenden. Nur Busse und kommunale Verkehrsbetriebe fahren, aber keine Regional-, Fern- und Nachtzüge und S-Bahnen. Trotz Staus blieb zumindest im Frühverkehr das Chaos aus.

Laut Ö3-Verkehrsinfo war der Morgenverkehr vor allem in Salzburg, Wien und Oberösterreich auf der A1 in Fahrtrichtung Wien zwischen Haid und dem Knoten Linz deutlich stärker. Der Höhepunkt sei bereits überschritten und ein Chaos ausgeblieben. Längere Wartezeiten gab es um 8.30 Uhr noch bei den Stadteinfahrten in Wien, Salzburg und Linz. In Wien haben mittlerweile Bahnmitarbeiterinnen und -mitarbeiter mit einer Demo begonnen, um ihre Forderungen in den KV-Verhandlungen zu unterstreichen.

Der eintägige Warnstreik werde vor allem in den Ballungsräumen zu „massiven Verkehrsbelastungen“ führen, hatten die Autofahrerclubs ÖAMTC und ARBÖ gewarnt. So schlimm wie befürchtet wurde es bei allen Unannehmlichkeiten dann offenbar doch nicht. Die Autofahrerclubs hatten empfohlen, sofern möglich zu Hause zu bleiben, etwa Homeoffice zu machen, oder Fahrgemeinschaften zu bilden. Den Rat dürften viele beherzigt haben. Nur Schülerinnen und Schüler dürfen am Montag entschuldigt dem Unterricht fernbleiben. Für Arbeitnehmerinnen und -nehmer ist der Bahnwarnstreik kein Entschuldigungsgrund.

Anzeigetafel am Wiener Hauptbahnhof
ORF.at/Christian Öser
Die Anzeigetafeln im Wiener Hauptbahnhof sind gelb statt blau

Die ASFINAG appellierte per Aussendung, „sofern möglich die Stoßzeiten in der Früh und abends zu meiden und für die Fahrt mit dem Auto mehr Fahrzeit einzuplanen“. Laut ASFINAG wurde der Streckendienst der Autobahnmeistereien aufgestockt und für Montag geplante Tagesbaustellen verschoben.

Für zusätzliche Behinderungen im Montag-Frühverkehr sorgten Aktionen von Klimaaktivistinnen und -aktivisten. In Graz klebten sich einige in einer unangemeldeten Demo am Opernring fest, in Linz auf der Hafenstraße, und in Innsbruck blockierten sie eine Straße in der Nähe eines Einkaufszentrums. Das sorgte zusätzlich für Verkehrsbehinderungen – mehr dazu in steiermark.ORF.at, ooe.ORF.at und tirol.ORF.at.

Ungewöhnlich leere Bahnhöfe

Die größeren Bahnhöfe waren angesichts des Streiks und der Tatsache, dass die Bahnunternehmen seit Tagen Fahrgäste auf den möglichen Streik hinwiesen, für einen Montagmorgen eher verlassen. Im Wiener Hauptbahnhof versuchten vor allem ausländische Reisende, doch irgendeine Verbindung zu finden – freilich vergebens. Viele Pendlerinnen und Pendler im ganzen Land mussten teils große Verspätungen in Kauf nehmen. Viele stiegen mangels Alternativen auf das Auto um.

Viele nahmen die Störung der Pendelroutine gelassen oder zeigten Verständnis für den Warnstreik. Die Inflation steige weiter, aber die Löhne nicht, sagte etwa eine Passantin in Salzburg.

Wegen des bis 24.00 Uhr angesetzten Streiks müsse der Zugsverkehr „österreichweit eingestellt“ werden, hieß es seit Sonntagnachmittag auf der ÖBB-Website. Laut Bahn werden vom Streik betroffene Züge „entweder ausfallen oder kurz geführt“. Vereinzelt könne es auch am Dienstag zu Zugsausfällen kommen. „Wir bitten Sie, alternative Reisemöglichkeiten zu wählen.“ Zumindest telefonisch sollten die ÖBB erreichbar sein – die ÖBB warnten aber vor möglichen langen Wartezeiten in der Schleife.

Auch Westbahn steht

Neben den ÖBB-Zügen stehen am Montag auch die Züge der Westbahn. Betroffen sind auch hier die nationalen und grenzüberschreitenden Verbindungen, konkret die Westbahn-Züge von und nach München. „Es tut uns leid, dass wir morgen (Montag, 28.11.22) aufgrund des Warnstreiks nicht für Sie unterwegs sein können“, so die Westbahn am Sonntag auf ihrer Website.

Bahnstreik in ganz Österreich

Im ganzen Land fahren am Montag für 24 Stunden keine Züge. Der Grund: Die Lohnverhandlungen für die Eisenbahn-Branche sind gescheitert – deshalb beginnt diese Woche mit einem Warnstreik.

Auch alle anderen betroffenen Bahnunternehmen werden laut Arbeitgeber-Chefverhandler Thomas Scheiber versuchen, die Fahrgäste so gut wie möglich zu informieren und die Tickets zu ersetzen oder weiter gelten zu lassen. Von den kommunalen Verkehrsbetrieben sind die meisten unterwegs. Dazu zählt die U-Bahn in Wien, nicht aber die S-Bahn. Postbusse fahren, einen Schienenersatzverkehr gibt es nicht – außer für den City-Airport-Train (CAT), der Wien mit dem Flughafen Wien-Schwechat verbindet.

Auswirkungen in allen Bundesländern

Der Warnstreik wirkt sich auf alle Bundesländer aus, wenn auch teils unterschiedlich stark. Teils kommt es neben den Ausfällen bei Bahn und Schnellbahn auch bei kommunalen Betrieben zu Ausfällen – oder Verzögerungen wegen Überlastung – mehr zur Lage in den einzelnen Bundesländern in oesterreich.ORF.at.

Rechtsanwältin zu KV-Verhandlungen

Rechtsanwältin und Arbeitsrechtsexpertin Katharina Körber-Risak sprach über die gescheiterten Bahn-KV-Verhandlungen. Die fünfte Verhandlungsrunde zu einem neuen Bahn-KV war gescheitert. Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter gaben einander die Schuld am ganztägigen Warnstreik der Eisenbahner am Montag.

Juristin: Streik keine Arbeitsentschuldigung

Der Bahnstreik ist dennoch kein legitimer Grund, nicht in die Arbeit zu kommen, so Arbeitsrechtsexpertin Katharina Körber-Risak. Denn sofern nichts anderes ausgemacht ist, seien die Arbeitnehmerinnen und -nehmer „an sich verpflichtet“, pünktlich am Arbeitsort zu erscheinen – mehr dazu in wien.ORF.at.