EZB warnt vor Verlusten durch Zinswende

Die Europäische Zentralbank (EZB) warnt vor Verlusten im Zuge ihrer raschen Zinswende. Die Währungshüter zahlen aufgrund des in kurzer Zeit kräftig angehobenen Einlagensatzes viele Milliarden Euro an Zinsen an die Geschäftsbanken, die bei den nationalen Notenbanken der Euro-Zone überschüssige Gelder parken.

Die Euro-Wächter müssten die rekordhohen Inflationsraten mit Zinsanhebungen bekämpfen, was zu steigenden Zinsausgaben aufgrund der Zahlungen an die Geldhäuser führe, teilte die EZB heute auf ihrer Internetseite mit. „In diesem Fall sinkt unser Gewinn, und wir könnten sogar Verluste machen“, erklärte sie.

Die EZB hatte in den vergangenen Jahren billionenschwere Anleihenkaufprogramme aufgelegt und den Geschäftsbanken mit äußerst günstigen Langfristkrediten unter die Arme gegriffen. Dadurch stieg die Überschussliquidität der Banken stark an. Jahrelang hatten die Geschäftsbanken im Euro-Raum Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie bei den nationalen Notenbanken überschüssige Gelder parkten.

„Zentralbanken nicht wie gewöhnliche Unternehmen“

Noch im Juni lag der Einlagensatz im Währungsgebiet bei minus 0,5 Prozent. Inzwischen hat die EZB den Satz aber binnen weniger Monate auf 1,5 Prozent hochgesetzt – und EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat weitere Zinsanhebungen in Aussicht gestellt.

Im Laufe der Zeit ebbten die Verluste wieder ab, erklärte die EZB. Denn die Einnahmen der Euro-Notenbanken mit den von ihnen gehaltenen Anleihen und anderen Titeln sowie aus Krediten würden wieder steigen. Darüber hinaus könnten die roten Zahlen kleiner werden, wenn die Euro-Wächter Vermögenswerte abbauten und die Einlagen der Geschäftsbanken bei den nationalen Notenbanken zurückgingen.

Auf mittlere Sicht unterstütze die Rückkehr zu einem positiven Zinsumfeld die Profitabilität. „Man darf nicht vergessen, dass Zentralbanken nicht wie gewöhnliche Unternehmen sind: Sie können Geld verlieren und trotzdem effizient arbeiten“, so die EZB.