Polizei am Tatort
AP/The Moscow-Pullman Daily News/Zach Wilkinson
Wer tötete Studierende?

US-Kleinstadt im Bann von Vierfachmord

Ein Mord an drei Studentinnen und einem Studenten in der Kleinstadt Moscow sorgt seit rund zwei Wochen weit über die Grenzen des betroffenen US-Bundesstaates Idaho für Schlagzeilen. Medien orteten zuletzt eine verstärkte Ermittlungstätigkeit. Was weiter fehlt, sind konkrete Hinweise, sei es auf mögliche Verdächtige, sei es auf das Motiv.

Ob die Polizei tatsächlich weiter im Dunkeln tappt oder sich aus ermittlungstaktischen Gründen bedeckt hält, ist Teil der Spekulationen. Die spärlichen Informationen zum ersten Mordfall in Moscow seit sieben Jahren sorgen laut Medienberichten allerdings auch für anhaltende Sorge und zunehmenden Unmut unter den rund 25.000 Einwohnerinnen und Einwohnern der Stadt.

Auch der Vater eines Opfers, Steve Goncalves, zeigte sich am Dienstag gegenüber dem US-Sender ABC frustriert über die mangelnde Transparenz der Polizei. Er unterstütze und vertraue den Strafverfolgungsbeamten aber weiter. „Ich muss davon ausgehen und hoffen, dass das alles Teil ihres Plans ist und (…) dass sie das alles durchdacht haben“, zitierte ABC News Goncalves.

In Schlafzimmern getötet

Seine Tochter Kaylee Goncalves wurde am 13. November zusammen mit Madison Mogen, Xana Kernodle und Ethan Chapin nach einem Notruf tot in einem nahe dem Campus der Universität von Idaho gelegenen Haus aufgefunden. Die vier wurden offenbar schlafend in ihren Schlafzimmern im dritten und vierten Stock des Hauses getötet.

Blumen vor der Universität
IMAGO/Angela Palermo
Blumen zum Gedenken an die vier Studierenden vor der Universität von Idaho

Zwei weitere Mitbewohner, die ihre Schlafzimmer im Erdgeschoß des Hauses hatten, blieben laut ABC unverletzt „und haben die Morde am frühen Morgen vermutlich verschlafen“. Offen bleibt, von wem der Notruf kam und wie der Täter ins Haus kam. Hinweise auf ein gewaltsames Eindringen gibt es laut Polizei nicht. Schließlich fehlt auch von der Tatwaffe, laut „New York Post“ „womöglich“ ein fixiertes Kampfmesser vom Typ KA-BAR, offenbar weiter jede Spur.

Mehrere Fahrzeuge abgeschleppt

Die Ermittlungen liefen weiter auf Hochtouren, wobei die „New York Post“ zuletzt eine erhöhte Betriebsamkeit ortete. Unter anderem seien am Dienstag fünf vom Tatort abgeschleppte Fahrzeuge von einem Polizeigelände an einen Langzeitlagerort gebracht worden, „um die Bearbeitung der Beweise fortzusetzen“. Am Tag zuvor war nach Angaben der Boulevardzeitung zudem ein Spurensicherungsteam erneut im Einsatz: „Die Ermittler untersuchten die Fenster nach Fingerabdrücken, sahen sich den Tatort im Haus an und wurden in einem nahe gelegenen Waldgebiet gesichtet.“

Polzei beim Absuchen des Tatorts
AP/The Moscow-Pullman Daily News/Zach Wilkinson
Eine Ermittlerin durchkämmt mit einem Polizeihund das Gelände um einen Wohnblock in Moscow

Die Polizei von Moscow und das FBI gingen mittlerweile laut „New York Post“ über tausend Hinweisen nach. Rund 100 Personen seien befragt, ebenso viele Beweisstücke gesammelt und Tausende Bilder vom Tatort gemacht worden. Was weiter fehlt, sei ein Durchbruch.

Video zeigt Opfer kurz vor Tat

Für Spekulationen sorgte in diesem Zusammenhang zuletzt der Besuch von Staatsanwalt Bill Thompson im Polizeipräsidium von Moscow. Das allein sei kein Hinweis auf einen Durchbruch in dem Fall, wie Polizeisprecher Aaron Snell gegenüber Fox News klarstellte.

Aufsehen hatten zuvor auch an die Öffentlichkeit gelangte Videoaufnahmen ausgelöst, auf denen zwei der späteren Mordopfer vor einem Imbisswagen zu sehen sind. Die beiden Studentinnen schienen nicht in Not oder in Gefahr zu sein, wie CNN den Betreiber des Imbisswagens zitierte. Andere Medien orteten auf den Aufnahmen allerdings einen bisher Unbekannten, der die beiden beobachtet haben soll, und sorgten damit für weitere Spekulationen über den mysteriösen Fall.

„Können nicht sagen, dass es keine Bedrohung gibt“

Ungeachtet der vielen offenen Fragen sprach die Polizei rasch von einem „gezielten Angriff“. Dass es keine Bedrohung für die Allgemeinheit gebe, wurde später vom Polizeichef von Moscow, James Fry, relativiert.

„Wir können nicht sagen, dass es keine Bedrohung für die Allgemeinheit gibt“, sagte Fry, der laut CNN die Bevölkerung zudem aufforderte, wachsam zu bleiben und „verdächtige Aktivitäten“ zu melden. Aussagen wie diese verschärften die Unruhe innerhalb der Bevölkerung, so CNN. Den Angaben zufolge haben auch etliche Studentinnen und Studenten die Stadt verlassen. „Es ist definitiv unruhig“, so Nathan Tinno, der vor seiner Abreise gegenüber CNN sagte: „Alle sind irgendwie nach Hause gegangen, weil sie Angst haben, dass kein Verdächtiger gefasst wird.“