Sicherheitskräfte vor dem Luftwaffenstützpunkt Torrejon de Ardoz (Spanien)
Reuters/Violeta Santos Moura
Ukraine-Bezug

Briefbombenserie in Spanien

Eine Briefbombenserie, die bisher recht glimpflich verlaufen ist, hält Spanien in Atem. Am Mittwoch verletzte ein Sprengsatz einen Mitarbeiter der ukrainischen Botschaft in Madrid, eine Briefbombe wurde zudem an ein Rüstungsunternehmen gesendet. Am Donnerstag trafen verdächtige Sendungen im Verteidigungsministerium, an einem Luftwaffenstützpunkt und in der US-Botschaft ein. Zudem wurde bekannt, dass schon vor einer Woche ein Brief an Regierungschef Pedro Sanchez abgefangen worden war.

Der öffentlich-rechtliche Sender RTVE berichtete unter Berufung auf Justizkreise, dass es sich um sechs identische Umschläge handeln soll. Auch die Handschrift auf den Kuverts sei dieselbe.

Wer dafür verantwortlich sei, lasse sich noch nicht sagen, hieß es vom stellvertretenden Innenminister Rafael Perez. „Wir stehen am Anfang der Ermittlungen.“ Diese hat der Oberste Gerichtshof Spaniens, der auf die Verfolgung von Terrorismus spezialisiert ist, an sich gezogen.

Spanien hat die Ukraine seit Beginn von Russlands Angriffskrieg unterstützt, insbesondere militärisch. Daneben lieferte Spanien angesichts der russischen Attacken auf die Energieinfrastruktur zuletzt auch Stromgeneratoren in die Ukraine.

Botschaftsmitarbeiter leicht verletzt

Beim ersten Vorfall wurde ein Beamter der ukrainischen Botschaft in Madrid verletzt, als er eine an den Botschafter adressierte Briefbombe öffnete, woraufhin Kiew erhöhte Sicherheitsvorkehrungen in allen seinen Auslandsvertretungen anordnete.

Botschafter Serhij Pohorelzew sagte der ukrainischen Nachrichtenseite European Pravda, dass das an ihn adressierte verdächtige Paket einem ukrainischen Sicherheitsmann übergeben wurde. Dieser wollte es vorsichtshalber im Freien öffnen. Nachdem er ein Klicken gehört hatte, warf er es weg, so Pohorelzew. Der Mann verletzte sich dennoch an den Händen und erlitt eine Gehirnerschütterung.

Bombenserie mit Ukraine-Bezug in Spanien

In Spanien ist eine weitere Briefbombe entdeckt worden. Sie sei an den Luftwaffenstützpunkt Torrejon de Ardoz außerhalb von Madrid gegangen, teilte das Verteidigungsministerium mit und bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der Zeitung „El Mundo“. Zwei weitere Briefbomben wurden bereits am Vortag gefunden. Eine war an einen Waffenhersteller in Saragossa adressiert, eine an die ukrainische Botschaft in Madrid. Während jene in der Botschaft explodierte und einen Botschaftsmitarbeiter leicht am Finger verletzte, wurde die Bombe in der Waffenfabrik kontrolliert gesprengt und richtete keinen Schaden an.

Bombe an Rüstungsunternehmen

Stunden später erhielt eine Waffenfirma in Saragossa im Nordosten ein ähnliches Paket, wie die Polizei bestätigte. Die Regierungsvertreterin in Saragossa, Rosa Serrano, sagte in einem Interview mit dem Sender SER, dass die beiden Umschläge anscheinend denselben Absender hatten, da auf der Rückseite beider Pakete dieselbe E-Mail-Adresse stand. Serrano sagte, dass die Pakete aus der Ukraine stammten, was die Waffenfirma alarmierte, die daraufhin die Polizei rief.

Ein Röntgenbild des Umschlags zeigte eine Sprengladung mit einer Drahtleitung. Die Polizei führte eine kontrollierte Explosion in der Fabrik durch. Das Unternehmen stellt unter anderem Panzerabwehrwaffen her, die von der spanischen Regierung auch an die Ukraine geliefert wurden.

„Verdächtigen Umschlag“ in Militärbasis entdeckt

Am Donnerstag wurde ein weiterer „verdächtiger“ Brief auf einer großen spanischen Militärbasis bei Madrid abgefangen, wie das Innenministerium weiter mitteilte. In der Nacht hätten die Sicherheitssysteme der Basis von Torrejon de Ardoz Alarm geschlagen. Sie hätten einen „verdächtigen Umschlag“ entdeckt, der einen Mechanismus enthalten könnte. Adressat sei das Satellitenzentrum gewesen. Die Militärbasis wird oft für offizielle Flüge von Regierungsmitgliedern genutzt, das Satellitenzentrum stellt auch Informationen für die Ukraine bereit.

Medien vor dem Luftwaffenstützpunkt Torrejon de Ardoz
AP/Europa Press/Carlos Lujan
Die Militärbasis bei Madrid

Brief an Sanchez schon vor einer Woche

Nach den Berichten über die drei Briefbomben gaben die spanischen Behörden bekannt, dass ein ähnlicher Sprengsatz schon vor rund einer Woche an Ministerpräsident Sanchez geschickt worden sei. Der an den Regierungschef adressierte Umschlag mit „pyrotechnischem Material“ sei „entdeckt und durch die Sicherheitsdienste neutralisiert worden“, erklärte das Innenministerium am Donnerstag in Madrid. Die Sendung sei sowohl vom Aussehen als auch vom Inhalt her der Briefbombe in der ukrainischen Botschaft ähnlich gewesen.

Laut den Zeitungen „El Pais“ und „El Mundo“ wurde Donnerstagfrüh auch im Verteidigungsministerium ein verdächtiger Umschlag abgefangen, der an Ministerin Margarita Robles adressiert war. Der Brief soll innerhalb Spaniens abgesendet worden sein.

Am Nachmittag wurde dann vermeldet, auch in der US-Botschaft in Madrid sei eine verdächtige Sendung von spanischen Sprengstoffexperten kontrolliert zur Explosion gebracht worden. Die US-Botschaft und die spanischen Sicherheitsbehörden hätten das Anti-Terror-Protokoll aktiviert. Der Bereich um die Botschaft im Madrider Nobelviertel Salamanca sei am Nachmittag abgesperrt worden, hieß es. Damit wird derzeit in sechs Fällen ermittelt.