Zahlreiche Geschäfte im Iran folgen Aufruf zu Generalstreik

Zahlreiche Geschäftsleute in iranischen Städten haben heute ihre Läden geschlossen gehalten und sind damit offenbar einem Aufruf der Protestbewegung zu einem dreitägigen Generalstreik gefolgt.

Der Twitter-Account 1500tasvir mit 380.000 Folgenden, der die Proteste eng begleitet, zeigte Videos, auf denen geschlossene Geschäfte in Innenstädten zu sehen waren, wie etwa im Basar in der Hauptstadt Teheran und anderen Städten wie Karaj, Isfahan und Schiraz. Unabhängig ließ sich das bisher nicht bestätigen. Zeuginnen und Zeugen berichteten allerdings von einer erheblichen Präsenz der Basidsch-Miliz im Zentrum Teherans.

Die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars berichtete, ein Juweliergeschäft des früheren Fußballstars und Bayern-München-Spielers Ali Daei sei nach der Ankündigung, für den dreitägigen Generalstreik geschlossen zu bleiben, von den Behörden abgeriegelt worden.

Auf 1500tasvir waren auch Bilder aus kleineren Städten wie Bodschnurd, Kerman, Sabsewar, Ilam und Ardabil ebenfalls mit geschlossenen Läden zu sehen. Die kurdisch-iranische Menschenrechtsgruppe Hengaw teilte mit, 19 Städte im Westen Irans, wo die meisten Kurdinnen und Kurden des Landes leben, hätten sich dem Streik angeschlossen.

Wirbel um Aussage von Generalstaatsanwalt

Entzündet hatten sich die Proteste am Tod der 22-jährigen Mahsa Amini. Die Kurdin war am 16. September in Polizeigewahrsam gestorben. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll. Hunderte Menschen sind bei den Protesten seitdem ums Leben gekommen.

Nach Angaben von Generalstaatsanwalt Mohammad Dschafar Montaseri vom Wochenende wurde die Religionspolizei mittlerweile aufgelöst, offenbar um weitere Proteste zu vermeiden. Zuständig für die Religionspolizei ist allerdings das Innenministerium, von dem es zunächst keine Stellungnahme gab.

Inmitten der anhaltenden Proteste kündigten die Behörden die baldige Umsetzung von bereits verhängten Urteilen gegen Demonstrierende an. Justizchef Gholam-Hussein Mohseni-Edschehi sagte nach einem Bericht des Nachrichtenportals Etemad, mehrere Urteile seien vom Obersten Gerichtshof bereits bestätigt und würden auch „bald vollstreckt“.