Proteste und Promis bei Scala-Premiere mit russischer Oper

Die Mailänder Scala hat gestern Abend ihre neue Saison mit der russischen Oper „Boris Godunow“ von Modest Mussorgski eröffnet. Die Premiere mit vielen prominenten Gästen wurde von Protesten überschattet. Eine Gruppe linksradikaler Aktivisten versuchte, die Sperren vor dem Eingang des Theaters zu durchbrechen, sie wurde jedoch von den Sicherheitskräften zurückgedrängt. Die Aktivisten demonstrierten gegen hohe Energiepreise und gegen die Rechtsregierung in Rom.

Demonstranten und Sicherheitskräfte
APA/AFP/Piero Cruciatti

Auch einige Mitglieder der ukrainischen Gemeinschaft Mailands protestierten vor dem Theater gegen die Premiere mit der russischen Oper. Die Demonstrierenden zeigten Plakate mit dem Slogan: „Die Scala darf nicht Putins Propaganda begünstigen“.

„Wir lieben Dostojewski, weil er wusste, dass auf jedes Verbrechen eine Strafe folgt“, hieß es auf einem anderen Plakat. Geschwenkt wurde auch ein rot-schwarzes Plakat mit einem Hakenkreuz und dem Gesicht des russischen Präsidenten Wladimir Putin sowie der Aufschrift „Stoppt die Kriege, stoppt Russland, stoppt Putin“. Viele Demonstranten trugen die blau-gelbe Flagge der Ukraine.

Mehrere Festnahmen

Fünf Mitglieder der italienischen Klimagruppe „Ultima Generazione“ (Letzte Generation) wurden von der Mailänder Polizei festgenommen, nachdem sie vor der Scala-Premiere blaue Farbe auf die Fassade des Theaters geschüttet hatten. Dabei handelte es sich um die jüngste Aktion aus einer Reihe von umstrittenen Protesten der Gruppe in Italien, mit denen sie auf die Notwendigkeit hinweisen wollten, die Klimakrise zu bekämpfen. Die Aktivisten wurden angezeigt, teilte die Polizei mit. Das Scala-Personal reinigte die Fassade des Theaters.

Die Premiere begann mit einem langen Applaus für Staatschef Sergio Mattarella. Zu Ehren der EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, die neben Mattarella in der Königsloge des Opernhauses saß, spielte das Scala-Orchester unter der Leitung von Scala-Musikdirektor Riccardo Chailly die europäische Hymne „Ode an die Freude“.

Zu den prominenten Zuschauern zählten auch die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni und mehrere Minister ihres Kabinetts, der frühere Intendant des Wiener Musikvereins Thomas Angyan und der Kulturmanager und Intendant des Florentiner Opernhauses „Maggio musicale fiorentino“, Alexander Pereira.