Bolsonaro spricht erstmals öffentlich über seine Niederlage

Sechs Wochen nach seiner Niederlage bei der Präsidentschaftswahl in Brasilien hat der rechtspopulistische Amtsinhaber Jair Bolsonaro erstmals öffentlich über seine Abwahl gesprochen. „Ich habe praktisch 40 Tage lang geschwiegen“, sagte Bolsonaro gestern vor dem Präsidentenpalast in Brasilia. „Es schmerzt, es schmerzt in meiner Seele“, fügte der Politiker hinzu, der am 1. Jänner sein Amt an seinen linksgerichteten Rivalen Luiz Inacio Lula da Silva übergeben muss.

„Ich war immer ein glücklicher Mensch unter euch, habe sogar mein Leben unter den Menschen riskiert“, führte Bolsonaro aus, der im Wahlkampf 2018 bei einem Messerattentat lebensgefährlich verletzt worden war. Brasilien befinde sich nun „in einem entscheidenden Moment, an einem Scheideweg“.

Armee „letzte Festung gegen Sozialismus“

Der scheidende Präsident hob außerdem hervor, dass die Entscheidung über die politische Führung bei den Wählern liege. „Das Volk ist es, das über sein Schicksal entscheidet“, sagte Bolsonaro. Auch über die Armee und ihren Einsatz entscheide das Volk.

Nach Bolsonaros Wahlniederlage hatten Tausende Bolsonaro-Anhänger vor Militärkasernen demonstriert und die Streitkräfte aufgefordert, Lula an der Übernahme der Regierungsgeschäfte zu hindern. Gestern bezeichnete Bolsonaro die Armee als „die letzte Festung gegen den Sozialismus“.

Nach dem Urnengang hatte Bolsonaro sich zunächst nicht zu seiner Niederlage geäußert. Erst nach zwei Tagen signalisierte er seine Bereitschaft zu einer friedlichen Machtübergabe an Lula, ohne allerdings seine Niederlage explizit einzugestehen. Der Staatschef tauchte ab und trat nur einmal öffentlich auf, am 26. November in einer Militärschule.