Caritas-Chef: „Unterbringungskrise hausgemacht“

Caritas-Präsident Michael Landau zeigt Unverständnis bezüglich der Unterbringungskrise in Österreich, die er mit einer unnötigen Herbergssuche vergleicht. „Die Situation ist fordernd, aber das ist eine hausgemachte Unterbringungskrise, ein Machtspiel zwischen Bund und Ländern, das auf dem Rücken von schutzsuchenden Menschen ausgetragen wird“, sagte er im APA-Interview.

„Die vergebliche Herbergssuche gehört zum Kern des Weihnachtsevangeliums, aber sie gehört nicht ins Österreich des Jahres 2022“, befindet Landau. Und weiter: „In Österreich sehen wir nämlich viel Solidarität. Die Bereitschaft der Bevölkerung zu helfen ist nach wie vor groß. Aber es ist wichtig, die Menschen in ihrer Hilfsbereitschaft jetzt auch seitens der Politik zu unterstützen.“

Ein Großteil der aus der Ukraine geflüchteten Menschen sei privat untergebracht. Hier sei ein Teuerungsausgleich für die Quartiere insgesamt „unerlässlich“, weil Bund und Länder alleine völlig überfordert wären.

Für Entflechtung von Asyl und Migration

Auch Grundlagen für ein selbstbestimmtes Leben der schutzsuchenden Menschen – Stichwort Arbeit – müssten geschaffen werden, verlangt Landau. Er unterstützt dabei den Vorschlag unter anderem von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), dass Asylbewerber nach einer gewissen Zeit, ähnlich wie Vertriebene aus der Ukraine, eine Arbeitserlaubnis erhalten sollen.

„In einer größeren Perspektive“ gelte es zudem, bei den Fluchtursachen anzusetzen. „Ich glaube, wir brauchen Nachdenkarbeit, wo wir Menschen in Asylverfahren zwingen, die eigentlich arbeiten wollen und können. Und dass Österreich aufgrund des Arbeitskräftemangels eigentlich diese Menschen auch brauchen würde.“

An der Europäischen Menschenrechtskonvention zu rütteln – wie das vor kurzem einige ÖVP-Vertreter getan haben – und diese auf spezifische Gruppen einzuschränken, hält der Caritas-Präsident für „hochproblematisch“.