Wirecard-Prozess: Braun-Verteidiger mit Rundumschlag

Der Verteidiger des angeklagten Ex-Wirecard-Chefs Markus Braun versucht die Glaubwürdigkeit des Kronzeugen der Staatsanwaltschaft zu erschüttern. Rechtsanwalt Alfred Dierlamm griff den ehemaligen Statthalter von Wirecard in Dubai, Oliver Bellenhaus, heute vor dem Landgericht München frontal an. Seine Aussagen gegenüber der Staatsanwaltschaft seien nicht glaubwürdig und unplausibel.

„Bellenhaus ist nicht Kronzeuge“, sagte Dierlamm. „Bellenhaus ist Haupttäter einer Bande“, deren alleiniges Ziel es gewesen sei, Gelder aus dem Unternehmen herauszuleiten und zu veruntreuen. Braun sei seit der Insolvenz von Wirecard im Juni 2020 vorverurteilt worden wie kein anderer seiner Mandanten in 30 Jahren, sagte der Anwalt.

Verteidiger will Verfahren aussetzen lassen

„Die Vorverurteilung ist beispiellos wie prägend für dieses Verfahren.“ Auch das Oberlandesgericht, das für die Untersuchungshaft von Braun verantwortlich war, und der Wirecard-Untersuchungsausschuss des deutschen Bundestags seien der Falschaussage von Bellenhaus aufgesessen.

Dierlamm kündigte einen Antrag an, den Betrugsprozess gegen seinen Mandanten sowie Bellenhaus und den ehemaligen Chefbuchhalter von Wirecard, Stephan von Erffa, auszusetzen. Er brauche mehr Zeit für die Prüfung dessen, „was uns auf den Tisch geschüttet wurde an Akten“. Braun sehe sich deshalb derzeit nicht in der Lage auszusagen.