Sam Bankman-Fried, Gründer der insolventen Kryptobörse FTX
APA/AFP/Saul Loeb
Bankman-Fried

Krypto-Guru auf Bahamas verhaftet

Der Gründer der insolventen Kryptobörse FTX, Sam Bankman-Fried, ist auf den Bahamas festgenommen worden. Die Polizei des Karibik-Staates teilte mit, der 30-jährige Amerikaner sei am Montagabend (Ortszeit) in seiner Wohnanlage außerhalb der Hauptstadt Nassau festgenommen worden. Es geht im Hintergrund auch darum, wer bei der ersten Großpleite eines Kryptounternehmens mit weltweiten Folgen juristisch das Sagen hat.

Bankman-Fried war zuletzt als einer der Gurus der Kryptoszene gefeiert worden, der sich zudem zugänglich gab und sich als Philanthropen positionierte – dann stürzte sein um FTX errichtetes Kartenhaus spektakulär ein, seither zittern Anleger weltweit um Milliarden an Investments.

Grund für die Verhaftung seien Verstöße finanzieller Art gegen Gesetze der USA und auch der Bahamas, hieß es von der Polizei. Bankman-Fried soll am Dienstag in Nassau vor Gericht erscheinen.

„Kartenhaus auf Fundament von Betrug“

Dem ehemaligen Liebling der Kryptoszene droht neues Ungemach: Die US-Börsenaufsicht brachte eine eigene Anklage gegen Bankman-Fried ein, sie wirft ihm vor, er habe „von Anfang an“ und über Jahre das von Investoren in seiner Kryptobörse hinterlegte Geld etwa zum Kauf von Immobilien, Politspenden und Risikoinvestments missbraucht. Der frühere FTX-Chef habe „ein Kartenhaus auf einem Fundament von Betrug“ gebaut, so SEC-Chef Gary Gensler. Die Klage sei auch eine Warnung an andere Kryptobörsen, sich an US-Gesetze zu halten.

FTX-Gründer Bankman-Fried festgenommen

Sam Bankman-Fried, Gründer der insolventen Kryptobörse FTX, ist auf den Bahamas festgenommen worden. Er soll unter anderem Milliardenwerte in ein anderes Unternehmen verschoben haben, um Verluste auszugleichen.

US-Behörden bestätigen Festnahme

Die US-Behörden bestätigten die Festnahme: „Heute Abend haben die bahamaischen Behörden Samuel Bankman-Fried auf Antrag der US-Regierung festgenommen, basierend auf einer versiegelten Anklageschrift, die von der US-Staatsanwaltschaft für den südlichen Bezirk von New York eingereicht wurde“, teilte Staatsanwalt Damian Williams am Montagabend mit. „Wir gehen davon aus, dass wir morgen Früh die Entsiegelung der Anklage beantragen werden.“ Dann werde man mehr zu dem Sachverhalt sagen können.

Vor Auslieferung an USA

Bahamaische Medien zitierten aus einer Mitteilung des Generalstaatsanwalts, Ryan Pinder. Bankman-Frieds Festnahme sei eine Benachrichtigung der USA vorausgegangen: Die Vereinigten Staaten hätten Strafanzeige gegen ihn erstattet. Die Bahamas würden Pinder zufolge einem wahrscheinlichen Auslieferungsgesuch der USA „unverzüglich“ nachkommen, sobald die Anklage veröffentlicht und ein formeller Antrag gestellt worden sei.

Die Kooperation der Strafverfolgungsbehörden der beiden Länder deutet darauf hin, dass es im Gerangel darum, wer bei der bevorstehenden Abwicklung von FTX wie viel mitzureden hat, eine Einigung gibt. Immerhin geht es theoretisch um Milliarden, die investiert wurden – wobei unklar ist, wie viel von dem Geld noch vorhanden ist.

Sammelklagen gegen FTX

FTX – einer der größten Handelsplätze für Kryptowährungen mit Hauptsitz auf den Bahamas – war vor wenigen Wochen nach enormen Mittelabflüssen binnen weniger Tage kollabiert. Milliarden an Kundengeldern konnten nicht ausgezahlt werden. Bankman-Fried, der in der Kryptobranche oft nur „SBF“ genannt wird und auf den Bahamas lebt, gab am 11. November seinen Rücktritt bekannt und beantragte im US-Bundesstaat Delaware Insolvenz für den Konzern.

In den USA laufen Ermittlungen und Sammelklagen gegen Bankman-Fried. Er beteuerte zuletzt, dass FTX genug Geld habe, Kunden dort auszuzahlen. Es besteht unter anderem der Verdacht, dass Bankman-Fried illegal Milliardenwerte auf das verbundene Unternehmen Alameda Research verschoben hat, um Verluste aus Hochrisikogeschäften zu kompensieren.

Hierzulande rief der Verein COBIN Claims, der Sammelklagen organisiert, Österreicherinnen und Österreicher, denen möglicherweise Schaden durch FTX entstanden ist, dazu auf, sich zu melden.

„SBF“ leugnet Betrugsabsicht

Bankman-Fried hatte sich zuletzt gegen Täuschungsvorwürfe verteidigt. „Ich habe nie versucht, Betrug an jemandem zu begehen“, sagte er Anfang des Monats bei einer Konferenz in New York. Zugeschaltet aus den Bahamas sagte Bankman-Fried: „Ich sah es als florierendes Geschäft und war schockiert davon, was diesen Monat passiert ist.“ Im Nachhinein schäme er sich. „Wir haben komplett versagt“, sagte Bankman-Fried mit Blick auf die milliardenschweren Risiken seines Konzerns.

Der Aufstieg der Kryptobörse FTX war einst phänomenal. In nicht einmal drei Jahren erreichte das Unternehmen eine Bewertung von 32 Milliarden Dollar und verwahrte Milliardenwerte im Auftrag seiner Kundinnen und Kunden.