Das Aquarium vor dem Schaden
Reuters/Fabrizio Bensch
Berlin

Kaputtes Aquarium sorgt für Riesenschaden

Aus einem riesigen Aquarium in einem Berliner Hotel ist am Freitag durch einen Defekt eine enorme Menge Wasser ausgetreten und bis auf die Straße geronnen. Nach Angaben der Feuerwehr waren 100 Personen im Einsatz. Der Schaden im Hotel scheint enorm zu sein, wie Bilder zeigen.

Das Aquarium war nach Angaben der Polizei in der Früh geplatzt. „Das Aquarium ist beschädigt, Wasser tritt aus. Die Lage ist zurzeit nicht übersichtlich“, teilte die Feuerwehr auf Twitter mit. Es handle sich um das Großaquarium „AquaDom“ im Gebäudekomplex „DomAquaree“ nahe dem Alexandersplatz mit dem berühmten Fernsehturm aus DDR-Zeiten.

Auf Twitter sprach die Polizei von einem „unfassbaren maritimen Schaden“. Auf Fotos vom Ort des Geschehens, die Berliner Medien veröffentlichten, waren Trümmer auf der nassen Straße vor dem Eingang zu dem Gebäude zu sehen. Andere Aufnahmen zeigten das völlig verwüstete Foyer des Komplexes.

Feuerwehreinsatz beim Aquadom in Berlin
Reuters/Michele Tantussi
Teile der Einrichtung wurden auf die Straße geschwemmt

„Schlagartig geplatzt“

Nach Angaben der Feuerwehr wurde der Riesenbehälter mit einer Million Liter Wasser sehr schnell zerstört. „Wenn das Aquarium defekt ist, dann platzt das schlagartig“, sagte ein Feuerwehrsprecher. „Das ist nicht ein kleiner Riss, aus dem das Wasser austritt, sondern das komplette Aquarium ist schlagartig geplatzt.“ Nach Angaben der Feuerwehr rann ein großer Teil des Wassers wohl durch die Türen im Erdgeschoß auf die Straße und dort in den Kanal. In den Kellergeschoßen habe man nicht viel Wasser gefunden.

Die Hunderten Fische aus dem Riesenaquarium sind wohl zum größten Teil tot. Die Fische befänden sich nicht mehr im Wasser, sagte ein Sprecher der Feuerwehr in der Früh. Eine Politikerin, die in dem Hotel übernachtete, berichtete, innen im Hotel sei alles zerstört, überall lägen tote Fische herum. „Das ist ein großes Desaster für die Fische und das Hotel.“

Archivbild des Aquadoms
APA/dpa/Annette Riedl
Der „AquaDom“ bei Sanierungsarbeiten 2020

Nach Angaben der Polizei wurden Teile des Hotels beschädigt, zudem wurden nach Angaben der Feuerwehr zwei Menschen durch Glassplitter verletzt. „Der Schaden ist immens“, sagte laut „Berliner Zeitung“ zudem ein Mitarbeiter des unter dem Aquadoms liegenden DDR-Museums. Den Angaben zufolge ist die Decke teilweise eingestürzt. Das gesamte Ausmaß der Schäden sei noch unklar – das Museum bleibt bis auf Weiteres gesperrt.

Riesenaquarium in Berliner Hotel geplatzt

Ein 16 Meter hohes Aquarium in einem Berliner Hotel ist geplatzt. Dabei ist eine Million Liter Wasser ausgetreten. Nach Angaben der Feuerwehr waren 100 Personen im Einsatz. Die Ursache sei noch nicht bekannt, sagten Sprecher von Polizei und Feuerwehr.

„Explosionsähnlicher Knall“

Gäste des Hotels in Berlin-Mitte berichteten übereinstimmend von einem explosionsähnlichen Knall. Dieser sei zwischen 5.30 und 5.45 Uhr erfolgt. „Wir haben uns richtig erschrocken“, sagte eine junge Frau. Es habe zunächst keine Informationen vom Hotel gegeben, schilderten mehrere Gäste übereinstimmend. Die Rezeption sei über das Festnetz nicht erreichbar gewesen. „Nach 8.00 Uhr kam dann die Info, dass wir rausmüssen.“

„Man hat gesehen, dass das ganze Ding auseinandergebrochen ist“, sagte ein junger Hotelgast. Karin Wicki und Sandra Hoffmann aus der Schweiz schilderten: „Es ist alles zerstört im Innenraum. Da liegen tote Fische. Die ganzen Möbel sind zerstört. Die Scheiben sind zerstört. Überall Scherben.“ Sie seien erst kurz vor 9.00 Uhr informiert worden, dass sie das Hotel verlassen müssten.

Eigentümer: Glück im Unglück

Ein Statiker werde die Auswirkungen auf das Hotel prüfen, sagte ein Sprecher. Der Bereich um den Behälter sei außerdem weiträumig abgesperrt worden. Rund 350 Personen hätten sich noch in dem Hotel befunden. Für einen gezielten, gewaltsamen Anschlag auf das Großaquarium gibt es laut Polizei bisher keinerlei Hinweise. „Im Moment überhaupt nicht“, antwortete ein Polizeisprecher Freitagfrüh auf eine entsprechende Frage. Die Ursache sei noch nicht bekannt, sagten Sprecher von Polizei und Feuerwehr.

Feuerwehreinsatz beim Aquadom in Berlin
Reuters/Michele Tantussi
Die Feuerwehr bei ihrem Einsatz

Die Eigentümerfirma des „AquaDoms“ zeigte sich „bestürzt über das Unglück“. Der Grund für das Bersten sei noch „völlig unklar“, sagte der Sprecher der Firma Union Investment, Fabian Hellbusch, am Freitag. „Wir versuchen, uns derzeit in Abstimmung mit Polizei und Feuerwehr vor Ort ein genaueres Bild von der Lage und des entstandenen Schadens zu verschaffen“. Man müsse auch von „Glück im Unglück“ sprechen, wenn man bedenke, was alles hätte passieren können.

Materialermüdung vermutet

Betreuer seien dort, um sich um die betroffenen Mieter zu kümmern und dem verletzten Hotelangestellten Unterstützung anzubieten. „Wir bedauern sehr, dass ein großer Teil der im AquaDom art- und tierschutzgerecht gehaltenen Fische durch die starke Zerstörung des Acrylzylinders und das Auslaufen des Wassers verendet sind“, hieß es in einer Mitteilung. Es gebe noch kleinere Aquarien, die nicht zerstört worden seien. Man versuche, die Fische aus diesen Aquarien zu retten.

Gegenüberstellung des Aquariums vor und nach dem Schaden
APA/dpa/tnn; Reuters/Fabrizio Bensch
Das beschädigte Aquarium (l.), das Aquarium in Betrieb (r.)

Ursache für den Bruch könnte allerdings Materialermüdung sein „Die Ermittlungen zur Ursache ist natürlich noch nicht abgeschlossen, erste Anzeichen deuten jedoch aus eine Materialermüdung“, sagte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD). Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) dankte den Einsatzkräften. „Schlimme Nachrichten vom geplatzten Aquarium am Berliner Dom“, schrieb sie am Freitag auf Twitter. „Den Einsatzkräften danke ich für ihren Einsatz und den Verletzten wünsche ich eine schnelle Genesung.“

Sorge um weitere Fische

Veterinäre konzentrierten sich auf die Rettung verbliebener Tiere im Keller des Hotelgebäudes, hieß es Freitagmittag. „Jetzt geht es darum, diese schnell zu evakuieren“, sagte Almut Neumann, Umweltstadträtin von Berlin-Mitte, der dpa. Etwa 400 bis 500 kleinere Fische befänden sich in Aquarien unter der Lobby, in dem der zerstörte „Aquadom“ war. Die Gefäße seien zurzeit nicht mit Strom versorgt. „Das ist ein Problem. Die Fische in den Aquarien brauchen Strom für die Sauerstoffzufuhr.“

„Wir werden zunächst versuchen, die bedrohten Arten zu evakuieren“, sagte der Berliner Staatssekretär für Verbraucherschutz, Markus Kamrad, an der Unglücksstelle. Es gebe zahlreiche Hilfsangebote von Institutionen, die bereit seien, die Fische aufzunehmen, sagte Stadträtin Neumann.

Die Tierschutzorganisation PETA will unterdessen rechtlich gegen die Verantwortlichen in Berlin vorgehen. „Wir werden Strafanzeige gegen die Verantwortlichen erstatten, weil hier offenbar fahrlässig mit dem Leben von rund 1.500 Fischen umgegangen wurde“, teilte ein Sprecher der Organisation mit. Die Zerstörung des Aquariums sei eine „riesengroße, menschengemachte Tragödie“. Es dürfe nicht wieder aufgebaut werden.

Aquarium der Superlative

Das Großaquarium war nach Angaben der Betreiber im Internet das „größte zylindrische, frei stehende Aquarium der Welt“, eine vielen Touristen und Touristinnen bekannte Attraktion in Berlin. Es war ein Behälter aus Acrylglas, der 16 Meter hoch war und einen Durchmesser von 11,5 Metern hatte. Besucher konnten in einem Aufzug durch das Innere des Aquariums fahren.

Feuerwehreinsatz beim Aquadom in Berlin
Reuters/Tobias Schlie
Die Straße vor dem Gebäude: Die Spuren sind noch deutlich zu sehen

In dem Becken lebten laut den Angaben etwa 1.500 Fische über 100 verschiedener Arten. Gefüllt war das Aquarium mit einer Million Liter Salzwasser. Das sind 1.000 Kubikmeter Wasser mit einem Gewicht von etwa 1.000 Tonnen. Das Aquarium wurde den Angaben zufolge bis Sommer 2020 umfassend modernisiert.

Auch in der Vergangenheit waren zuweilen Aquarien geplatzt – wenn auch nicht so riesige wie jetzt in Berlin. Im Dezember 2012 etwa riss das mehrere Zentimeter dicke Glas eines Open-Air-Haifischbeckens in einem Einkaufszentrum im chinesischen Schanghai. 16 Menschen wurden verletzt. Ursache war wohl eine Kombination aus Minustemperaturen, warmem Wasser und schwachem Material. Im Februar 1997 barst Medien zufolge ein Haifischtank im Sydney Aquarium und verletzte mindestens eine Frau. Fachleute kritisierten, das Glas sei zu dünn gewesen.