Christmette: Papst kritisiert Kriege

Nach einem Jahr im Zeichen des Krieges in der Ukraine hat Papst Franziskus gestern die Kriege und Auseinandersetzungen auf der Welt kritisiert. Bei der Christmette im Petersdom sagte er: „Macht- und geldhungrige Menschen verzehren in der Welt sogar ihre Nächsten, ihre Brüder und Schwestern. Wie viele Kriege gibt es! Und an wie vielen Orten werden auch heute noch Würde und Freiheit mit Füßen getreten!“ Den Ukraine-Krieg benannte er in seiner Predigt aber nicht direkt.

Papst Franziskus bei Rede
Reuters/Guglielmo Mangiapane

Bei dem Gottesdienst, der nach zwei Pandemiejahren erstmals wieder vor rund 7.000 Gästen im vollen Petersdom sowie vor etwa 3.000 Menschen draußen auf dem Petersplatz zelebriert wurde, nannte Franziskus die Schwachen und Armen die „Hauptleidtragenden der menschlichen Gier“.

Er sagte: „Auch dieses Weihnachten macht eine Menschheit, die unersättlich nach Geld, Macht und Vergnügen strebt, keinen Platz für die Kleinen, für die vielen ungeborenen, armen, vergessenen Menschen, so wie es bei Jesus auch war. Ich denke dabei besonders an die Kinder, die von Krieg, Armut und Ungerechtigkeit verschlungen werden.“

Papst zelebrierte Messe im Sitzen

Franziskus stand der Messe vor, zelebrierte sie aber wegen seines Knieleidens weitgehend im Sitzen neben dem Altar. Der Argentinier erwähnte, dass Jesus ohne Luxus und Komfort geboren worden sei – dadurch aber sei „der wahre Reichtum des Lebens ans Licht gekommen“, nämlich zwischenmenschliche Beziehungen. „Natürlich ist es nicht leicht, die angenehme Wärme der Weltlichkeit zu verlassen, um sich auf die karge Schönheit der Grotte von Betlehem einzulassen“, sagte er.

„Doch wir sollten uns daran erinnern, dass es ohne die Armen kein richtiges Weihnachten gibt. Auch ohne sie feiert man Weihnachten, aber nicht das Weihnachten Jesu“, predigte Franziskus. „Brüder, Schwestern, zu Weihnachten ist Gott arm: Möge die Nächstenliebe wieder neu aufblühen!“

Weihnachtsprozession nach Bethlehem

Bereits am Nachmittag hatte in Israel die traditionelle Weihnachtsprozession als Wagenkonvoi von Jerusalem nach Bethlehem geführt. Den letzten Teil des Weges bis zum Krippenplatz in Bethlehem legte der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, zu Fuß zurück. Dort wurde er von christlichen Repräsentanten empfangen.

Über die Weihnachtsfeiertage wird anders als in den vergangenen zwei Pandemiejahren mit Zehntausenden Besucherinnen und Besuchern gerechnet. Israels Tourismusministerium stellte sich auf rund 120.000 Pilgerinnen und Pilger ein.

In ihrer Weihnachtsbotschaft beklagten die Repräsentanten verschiedener Kirchen einen Anstieg von Angriffen auf Christinnen und Christen sowie Diskriminierung. Junge Christen fühlten sich im Land ihrer Vorfahren nicht mehr willkommen, viele von ihnen verließen die Region, hieß es. Daher sei der Anteil der Christen weiter gesunken.