Viele Menschen am Flughafen von Hongkong
APA/AFP/Peter Parks
Quarantänepflicht fällt

Sorge über Reisende aus China

Am Montag hat Peking das Ende der Coronavirus-Quarantänepflicht für Einreisende angekündigt. Der darauf erfolgte Ansturm auf Auslandsreisen löste international jedoch Besorgnis aus. Nun reagierten die ersten Länder mit verschärften Einreiseregelungen für chinesische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger.

Die US-Gesundheitsbehörde CDC kündigte am Mittwoch an, ab 5. Jänner müssten Flugreisende, die aus China in die USA kämen, vor dem Abflug einen negativen CoV-Test vorweisen. Das gelte unabhängig von der Nationalität der Reisenden und von ihrem Impfstatus. Der Test dürfe nicht älter als zwei Tage sein. Die Testpflicht sei auch vorgeschrieben für Reisende aus den chinesischen Sonderverwaltungsregionen Hongkong und Macau.

Diese neue Vorschrift gelte ebenso für Personen, die aus China über ein Drittland in die USA kämen, sowie für Fluggäste, die über die Vereinigten Staaten zu anderen Zielen weiterreisen wollten, hieß es weiter.

Testpflicht in Italien

Auch Italien führt eine Testpflicht für Einreisende aus China ein. Er habe „verpflichtende Covid-19-Antigen-Abstriche und die damit verbundene Virussequenzierung für alle Passagiere angeordnet, die aus China kommen und durch Italien reisen“, sagte der italienische Gesundheitsminister Orazio Schillaci.

Positiv getestete Personen sollen unter Quarantäne gestellt werden. „Wir werden uns jetzt mit den Regionen organisieren, um festzustellen, wie wir handeln sollen“, so Schillaci. Mehr Details zu den Anti-Coronavirus-Plänen der italienischen Regierung will der Gesundheitsminister am Donnerstag bekanntgeben.

Der Flughafen Mailand Malpensa hatte bereits am Dienstag begonnen, Passagiere aus China auf das Coronavirus zu testen. Jeder zweite Passagier aus China wurde positiv auf das Coronavirus getestet, teilten die Mailänder Behörden mit. PCR-Tests wurden am Mittwoch auch auf allen anderen internationalen Flughäfen im Land durchgeführt.

Polizist überprüft die Papiere eines asiatischen Fluggastes am Flughafen Mailand Malpensa 2020
APA/AFP/Miguel Medina
Mailand 2020: Auch zwei Jahre später werden hier nun wieder chinesische Reisende getestet

Deutschland: „Beobachten die Situation“

Lockerer sieht man die Situation in Deutschland. So wies das deutsche Verkehrsministerium einen Vorstoß, Flüge aus China gänzlich zu stoppen, entschieden zurück. Das deutsche Gesundheitsministerium sagt: „Wir beobachten die Situation in China sehr, sehr aufmerksam.“

Man habe aber mit Blick auf Coronavirus-Fälle zurzeit keinen Hinweis darauf, „dass sich in diesem Ausbruchsgeschehen in China eine gefährlichere Mutation entwickelt hat, die Anlass für eine Deklarierung eines Virusvariantengebiets wäre – was ja dann entsprechende Reisebeschränkungen nach sich ziehen würde“.

Einreise nach Österreich ohne Beschränkungen

In Österreich heißt es aus dem für Reisebeschränkungen zuständigen Gesundheitsministerium gegenüber ORF.at: „Für die Einreise nach Österreich gilt seit dem 16. Mai 2022 keine Nachweis-, Registrierungs- oder Quarantänepflicht mehr.“ Ausgenommen hiervon sei lediglich die Einreise aus Gebieten mit sehr hohem epidemiologischem Risiko.

„Derzeit ist keine Region als Staat bzw. Gebiet mit sehr hohem epidemiologischem Risiko eingestuft.“ Zudem befinde man sich im Austausch mit den verschiedenen EU-Behörden. Auf Nachfrage von ORF.at heißt es seitens der AUA dazu: „Selbstverständlich halten wir uns als Airline an die jeweiligen nationalen Bestimmungen.“ Schließlich stehe die Sicherheit der Gäste und Crews „an oberster Stelle“.

Viele Menschen am Flughafen von Hongkong
IMAGO/NurPhoto/Vernon Yuen
Die Lockerung der CoV-Regeln könnte zu einem regelrechten Reiseboom führen

Epidemiologin: „Gewagter Weg“

Skeptisch betrachtet die Maßnahmen in China die Epidemiologin Eva Schernhammer, Mitglied der GECKO-Kommission. Nicht einmal die Durchimpfungsraten seien ihr klar, sagte sie am Mittwochabend in der ZIB2. Die Daten aus China seien unzuverlässig und zum Teil unglaubwürdig. China suche nun einen gewagten Weg. Die Testpflichten in anderen Ländern könne Schernhammer nachvollziehen. China werde weitere Wellen vor sich haben, „aber wenn die Varianten stabil bleiben, ist es auch so beherrschbar“.

Schernhammer: Auf viele Long-Covid-Fälle vorbereiten

Die Aussage des deutschen Virologen Christian Drosten, dass die CoV-Pandemie nach seiner Ansicht vorbei sei, hat Diskussionen ausgelöst. Im ZIB2-Gespräch spricht Epidemiologin Eva Schernhammer u. a. über die Entwicklung der CoV-Pandemie zu einer endemischen Krankheit und welche Rolle Long Covid spielt.

Österreich war nach Meinung von Schernhammer bei der Bekämpfung im Mittelfeld – China sei „da ein ganz anderes Beispiel“. Österreich habe versucht, auf der sicheren Seite zu sein. Schwierig sei vor allem gewesen, Daten zu bekommen, die geholfen hätten, besser angepasste Entscheidungen zu treffen. Österreich müsse auf eine hohe Zahl von Long-Covid-Fällen vorbereitet sein.

Lockerungen ab 8. Jänner

Die Pekinger Gesundheitskommission hatte am Montag mitgeteilt, dass die Gefahrenstufe des Coronavirus ab dem 8. Jänner abgesenkt werde. Damit einhergehend müssen Reisende nach ihrer Ankunft keine Hotelquarantäne mehr über sich ergehen lassen, sondern nur vor ihrem Abflug einen negativen Test vorlegen. Zuletzt wurden Reisende noch für mindestens fünf Tage in einem Hotelzimmer isoliert und streng überwacht. Zeitweise war sogar eine Einreisequarantäne von 21 Tagen vorgeschrieben.

Die Einwanderungsbehörde teilte zudem mit, schrittweise die Ausgabe von Pässen für „Tourismus“ und „Besuche von Freunden im Ausland“ wieder aufzunehmen und Visaregelungen zu lockern. Dennoch werde Peking seine Visapolitik „weiterhin wissenschaftlich und dynamisch in Übereinstimmung mit der epidemischen Lage anpassen“, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Wang Wenbin.

Von Null-Covid zu null Daten

Peking war Anfang Dezember in einer radikalen Kehrtwende von seiner strengen Null-Covid-Politik abgerückt. Seitdem breitet sich das Coronavirus in dem 1,4 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Land rasant aus, das Land erlebt den weltweit höchsten Anstieg an Infektionen. Nach offiziell unbestätigten internen Schätzungen haben sich allein in den ersten drei Dezember-Wochen rund 20 Prozent der Bevölkerung mit dem Coronavirus infiziert.

Schätzungen zufolge könnten in China in den kommenden Monaten etwa eine Million Menschen an den Folgen einer Coronavirus-Infektion sterben. Genaue offizielle Coronavirus-Zahlen gibt es in China allerdings nicht mehr. Nach dem Ende der Testpflicht ist es nach Behördenangaben inzwischen unmöglich, die Zahl der Coronavirus-Fälle abzuschätzen. Am Sonntag hatte China daher die Veröffentlichung täglicher Coronavirus-Daten eingestellt.

Kabinenpersonal in Schutzanzügen misst Fieber bei in ein Flugzeug steigenden Passagieren am Flughafen JFK in New York
AP/Emily Wang Fujiyama
Einreise nach China ohne Quarantäne – und das, obwohl die Fälle rasant steigen

China versucht zu beruhigen

Der Mangel an „transparenten Daten“ aus China zum Ausmaß der Coronavirus-Welle lösten international wachsende Beunruhigung aus, sagten US-Regierungsvertreter in Washington am Dienstag. Vor allem ein Fehlen an Daten aus der Gensequenzierung erschwere es, mögliche neue Virusvarianten zu identifizieren und entsprechend zu reagieren.

Der chinesische Außenamtssprecher Wang Wenbin wies die internationale Besorgnis am Mittwoch als unbegründet zurück. Die Coronavirus-Lage in China sei momentan „im Großen und Ganzen vorhersehbar und unter Kontrolle“, sagte er. Die Berichterstattung westlicher Medien über die steigenden Coronavirus-Zahlen in China sei „völlig voreingenommen“.