Menschen mit Masken in Wuhan auf Zebrastreifen
Reuters/Tingshu Wang
CoV-Reisewelle

WHO verlangt mehr Transparenz von China

Der bemerkenswerte Anstieg von CoV-Infektionen in China mitten in der Reisezeit veranlasst immer mehr europäische Länder zu Maßnahmen. Zuletzt ordneten auch Frankreich und England eine Testpflicht an. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist besorgt und verlangt von Peking, seine Daten mit der Welt zu teilen.

Als Reaktion auf die aktuelle CoV-Infektionswelle in China verschärfen immer mehr Länder ihre Kontrollen für Einreisende aus der Volksrepublik. Am Freitagabend kündigten auch Frankreich und England eine Testpflicht an, nachdem zuvor bereits Italien, Spanien, die USA, Indien und Südkorea Beschränkungen für Reisende aus China eingeführt oder in Aussicht gestellt hatten.

Vor dem Abflug aus China nach Frankreich müssen Reisende ab 1. Jänner einen höchstens 48 Stunden alten negativen CoV-Test vorzeigen. Während des Flugs nach Frankreich gilt Maskenpflicht, bei der Ankunft wird ein PCR-Test vorgenommen. Alle positiven Proben sollen zur epidemiologischen Überwachung systematisch analysiert werden. Im Vereinigten Königreich gilt die neue Testpflicht für Reisende aus China laut einer Mitteilung der britischen Regierung zunächst nur für England, und zwar ab 5. Jänner. Stichprobenartig würden ab 8. Jänner auch Passagiere bei der Ankunft in England getestet.

Spaniens Gesundheitsministerin Carolina Darias kündigte am Freitag ebenfalls an, dass Reisende aus der Volksrepublik künftig bei der Einreise einen Test vorlegen oder eine vollständige Impfung nachweisen müssten.

Zahlen vonnöten

Die WHO forderte bei einem Treffen mit Vertretern chinesischer Gesundheitsbehörden detailliertere und schnellere Lageberichte zum Infektionsgeschehen in der Volksrepublik. Bei dem Austausch am Freitag sei die chinesische Seite zum wiederholten Mal darum gebeten worden, präzise Daten in Echtzeit zu erheben und mit der WHO zu teilen, teilte die in Genf ansässige Organisation mit.

China: 9.000 CoV-Tote pro Tag

Die Zahl der CoV-Todesfälle in China ist Fachleuten zufolge auf 9.000 pro Tag gestiegen. Die WHO fordert von China mehr aktuelle Daten. Immer mehr Länder erlassen Reisebeschränkungen für chinesische Reisende.

Es gehe unter anderem um Informationen zur genetischen Sequenzierung positiv getesteter Fälle, die einen besseren Überblick über kursierende Virusvarianten bieten sollen, sowie um Zahlen zu Patienten in Krankenhäusern und auf Intensivstationen, Todesfällen und Impfraten. Es sei wichtig, die Lage genau „zu überwachen und Daten rechtzeitig zu veröffentlichen, um China und der Weltgemeinschaft zu helfen, passende Risikoeinschätzungen vorzunehmen und effektive Maßnahmen ergreifen zu können“.

Sorge vor neuen Varianten

Nach fast drei Jahren äußerst strikter Vorkehrungen hatte Chinas Führung am 7. Dezember abrupt ein Ende ihrer umstrittenen Null-CoV-Politik verkündet. Nach offiziell unbestätigten internen Schätzungen haben sich allein in den ersten drei Dezemberwochen 248 Millionen Menschen oder 18 Prozent der Bevölkerung infiziert. Wissenschaftler warnen, die CoV-Welle könnte neue Varianten hervorbringen, die dann ihren Weg in andere Länder finden würden.

Chinas Präsident Xi Jinping rief am Samstag in seiner Neujahrsansprache die Bevölkerung zu mehr Einsatz und Einigkeit auf. China sei in eine neue Phase der Bekämpfung der Pandemie eingetreten, sagte er in seiner ersten öffentlichen Stellungnahme zur Kehrtwende seiner CoV-Politik. Vor drei Wochen hatte China rigorose Kontaktbeschränkungen, Abriegelungen und Massentests aufgegeben. China habe im Kampf gegen das Virus noch nie dagewesene Schwierigkeiten überwunden und seine Maßnahmen optimiert, so Xi.

Wien und Berlin beobachten

Die Europäische Union, der ein EU-weiter Ansatz zu Reisenden aus China bisher fehlt, hatte am Donnerstag beraten. Anschließend rief EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides die Staaten dazu auf, ihre nationalen Maßnahmen zur Überwachung des Virus zu überprüfen und gegebenenfalls wieder hochzufahren. Voraussichtlich soll bei einem Krisentreffen kommende Woche das weitere Vorgehen innerhalb der EU besprochen werden.

Deutschland hielt eine Verschärfung der Einreiseregeln zuletzt für „noch nicht notwendig“, kündigte aber ein engmaschiges „Variantenmonitoring“ auf den europäischen Flughäfen an. In Österreich ist laut Gesundheitsministerium derzeit keine Testpflicht geplant.