Ratzingers Testament: „Dunkle und mühsame Strecken“

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat sich in seinem Testament bedankt, aber auch um Verzeihung gebeten. Er danke Gott, der ihm das Leben geschenkt und ihn durch vielerlei Wirrnisse hindurchgeführt habe, schrieb er in seinem geistlichen Testament, das der Vatikan gestern veröffentlichte. „Betet für mich, damit der Herr mich trotz all meiner Sünden und Unzulänglichkeiten in die ewigen Wohnungen einlässt“, bat der Vorgänger von Papst Franziskus.

Benedikt sprach auch von „dunklen und mühsamen Strecken“ seines Weges, auf denen ihn der Herr gut geführt habe. „Alle, denen ich irgendwie Unrecht getan habe, bitte ich von Herzen um Verzeihung“, schrieb er weiter.

„Lasst euch nicht verwirren“

Besonders hob der emeritierte Pontifex maximus seine „schöne Heimat im bayrischen Voralpenland“ hervor. „Ich bete darum, dass unser Land ein Land des Glaubens bleibt und bitte euch, liebe Landsleute: Lasst euch nicht vom Glauben abbringen“, erklärte Benedikt. An seine Weggefährten richtete er die Forderung: „Steht fest im Glauben! Lasst euch nicht verwirren!“

Der gebürtige Bayer verwies außerdem auf seine theologische Arbeit. Oft habe es so ausgesehen, als ob die Wissenschaft unwiderlegliche Einsichten vorzuweisen gehabt hätte, die dem katholischen Glauben entgegengestanden hätten. Mit den wechselnden Generationen sah er aber nach eigener Aussage unerschütterlich scheinende Thesen zusammenbrechen, die sich als bloße Hypothesen erwiesen hätten. Er nannte als Beispiel die liberale Generation, die existenzialistische Generation und die marxistische Generation.

Der Text datiert auf den 29. August 2006, als Benedikt bereits Papst war. Er starb gestern im Vatikan-Kloster Mater Ecclesiae im Alter von 95 Jahren. Joseph Ratzinger, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, war bis 2013 Papst und trat in jenem Jahr zurück.