Der Präsident des Südsudan, Salva Kiir
AP/Brian Inganga
Unvorteilhaftes Präsidentenvideo

Sechs Journalisten im Südsudan verhaftet

Im Südsudan sind sechs Journalisten festgenommen worden. Gegen die Mitarbeiter des staatlichen Fernsehsenders soll wegen eines Videos ermittelt werden, das im Dezember online weite Verbreitung fand. Auf der Aufnahme ist zu sehen, wie sich auf der Hose des Präsidenten des Landes, Salva Kiir, vom Schritt ausgehend ein nasser Fleck ausbreitet.

Die Journalisten des Staatsfernsehens seien bereits am Dienstag vom Nationalen Sicherheitsdienst festgenommen worden, teilte das in New York ansässige Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) am Freitagabend unter Berufung auf örtliche Medien mit. Das bestätigte auch die Journalistengewerkschaft des Südsudan. Die sechs Personen befänden sich in Gewahrsam des Nationalen Sicherheitsdienstes, so die Gewerkschaft.

Gegen die Festgenommenen werde wegen eines Videos ermittelt, das im Dezember vielfach in Onlinemedien verbreitet wurde, erklärte das CPJ. Die Aufnahme zeigt den 71-jährigen Kiir bei einer feierlichen Eröffnung einer Straße. Während im Hintergrund die Nationalhymne spielt, bildet sich auf dem linken Hosenbein des Präsidenten ein nasser Fleck. Man sieht Kiir noch an sich hinunterblicken, bevor die Kamera weg schwenkt.

Erstellt wurden die Aufnahmen vom südsudanesischen staatlichen Fernsehsender South Sudan Broadcasting Corporation. Einem Vertreter des Senders zufolge strahlte dieser das Material aber nie aus. Dennoch fand die Aufnahme ihren Weg ins Internet und wurde dort unzählige Male geteilt.

Freilassung gefordert

Nach Angaben der Journalistengewerkschaft des Südsudan wird den Journalisten nun vorgeworfen, „Kenntnis von der Veröffentlichung eines bestimmten Filmmaterials“ zu haben. Die Gewerkschaft forderte die Behörden auf, „die Angelegenheit fair, transparent und gesetzeskonform zu klären“ und die Ermittlungen rasch zu beenden, sollten keine Beweise für ein „berufliches Fehlverhalten oder eine Straftat“ vorliegen.

Die Behörden sollten die Journalisten umgehend freilassen und sicherstellen, dass sie „ohne Einschüchterung oder drohende Verhaftung arbeiten können“, sagte der CPJ-Vertreter für das südliche Afrika, Muthoko Mumo. Die Festnahmen entsprächen „einer Tendenz der Sicherheitskräfte, willkürliche Inhaftierungen“ bei „ungünstiger“ Berichterstattung vorzunehmen.

Jahrelange Krise

Der Südsudan gehört trotz großer Ölvorkommen zu den ärmsten Ländern der Welt. Er leidet seit seiner Unabhängigkeit vom Sudan im Jahr 2011 und einem darauffolgenden Bürgerkrieg unter chronischer Instabilität. Fast 400.000 Menschen starben in den Kämpfen, die von 2013 bis 2018 dauerten. Millionen Menschen wurden vertrieben. Die Umsetzung des Friedensabkommens von 2018, das den fünfjährigen Bürgerkrieg beendete, kommt nur langsam voran.

Kiir ist seit der Staatsgründung vor zwölf Jahren der einzige Präsident des Südsudan. Erst kürzlich wurde die Präsidentschaftswahl erneut verschoben – diesmal auf Ende 2024. Die UNO wirft der südsudanesischen Führung vor, den Status quo aufrechtzuerhalten, Gewalt zu schüren, die politische Freiheit zu unterdrücken und öffentliche Gelder zu veruntreuen.