„Bonn“: Serie zeigt innere Konflikte der jungen BRD

Die inneren Konflikte der jungen BRD – das will die neue Serie „Bonn“ beleuchten, die die ARD ab kommender Woche im linearen Programm zeigt. Es geht um die 1950er Jahre in einer Mischung aus Agententhriller und Familiendrama.

Der rheinische Karneval kann schnell etwas Bedrohliches haben, wenn man unvorbereitet in ihn hineingerät. Passt man nicht auf, hat man schnell einen schunkelnden Arm auf der Schulter und ein Küsschen auf der Backe.

Die Bedrohlichkeit, mit der die Serie „Bonn – Alte Freunde, neue Feinde“ eine Karnevalssitzung in den 1950ern in Bonn inszeniert, ist Programm: Man hört ein „Alaaf!“ – aber fühlt sich wie bei einem verspäteten Parteitag der NSDAP.

Zeitgeschichte an exakt einem Ort

Die Serie „Bonn“ versteht sich ähnlich wie das jüngste ORF-Topos-Projekt „Die Doppelte Frau“ als fiktionale Zeitgeschichte.

Sie verdichtet gesellschaftliche Strömungen und innere Konflikte der auf den Trümmern des Zweiten Weltkriegs gegründeten Bundesrepublik mit einem intensiven Stimmungsbouquet an einem einzigen Ort – im beschaulichen Bonn im Rheinland, damals provisorische Hauptstadt.

Krieg geht in den Köpfen weiter

Im Jahr 1954 ist der Krieg zwar beendet, aber immer noch präsent. Nicht nur in den Köpfen, sondern auch in Form von Personen. Nicht wenige Altnazis haben es sich in der neuen Staatsordnung schon ganz kommod eingerichtet, alte Seilschaften funktionieren noch.

In dieser Gemengelage entspinnt sich eine Rivalität zwischen zwei Geheimdiensten, auf der einen Seite der Verfassungsschutz mit seinem Chef Otto John (Sebastian Blomberg), der untergetauchte Nazi-Verbrecher jagt. Auf der anderen Seite die Organisation Gehlen, Vorläufer des Bundesnachrichtendienstes. Dessen Chef Reinhard Gehlen (Martin Wuttke) war Wehrmachtsgeneral und sieht die Sache mit der NS-Vergangenheit – vorsichtig formuliert – nicht ganz so eng.

Mercedes Müller und Martin Wuttke in „Bonn“
ARD/Odeon Fiction / Zuzana Panska
Mercedes Müller und Martin Wuttke in „Bonn“

Verwoben wird die Auseinandersetzung der beiden markanten Männer mit der Geschichte einer jungen Frau. Toni Schmidt (Mercedes Müller) kommt von einem Auslandsjahr als Au-pair in London zurück in ihre Familie, in der die ganze dunkle Vergangenheit noch sehr lebendig ist, vor allem in Form ihres Vaters Gerd (Juergen Maurer), der gute Kontakte zu Gehlen pflegt.

Toni fängt als Fremdsprachensekretärin bei Gehlen an und arbeitet ihrem sinistren Chef bald direkt zu – was sie für den Konkurrenzdienst wiederum interessant macht. Bald nähert sich ihr Verfassungsschutz-Agent Wolfgang Berns (Max Riemelt).

„Bonn – Alte Freunde, neue Feinde“ kombiniert historische Figuren mit einem Agententhriller, einem Familiendrama und einem modernen Frauencharakter. Die Ästhetik, in der Fragen zwischen Schuld und Aufbruch verhandelt werden, so die dpa, fange die 1950er treffend ein.