Mit „Die Fabelmans“ wurde ein stark autobiografisch geprägtes Werk prämiert. Der Film, ab 9. März in Österreich in den Kinos zu sehen, konnte sich bei der Gala in Los Angeles gegen James Camerons „Avatar: The Way of Water“, „Elvis“, „Tar“ und „Top Gun: Maverick“ durchsetzen. „Die Fabelmans“ zeichnet die Anfänge von Spielbergs Karriere als einem der berühmtesten Filmemacher aller Zeiten nach.
Der Golden Globe für die beste Komödie ging an „The Banshees of Inisherin“, einen Film über zwei Freunde auf einer abgelegenen irischen Insel. Für seinen Auftritt in diesem Film wurde der Ire Colin Farrell auch als bester männlicher Darsteller in einer Komödie geehrt. Als bester männlicher Schauspieler in einem Drama wurde Austin Butler als Rock-’n’-Roll-Legende Elvis Presley in „Elvis“ von Regisseur Baz Luhrman ausgezeichnet.
Cate Blanchett beste Drama-Darstellerin
Mit dem Preis für die beste Darstellerin in einem Drama hätte Cate Blanchett für ihre Rolle in „Tar“ nach Hause gehen können. Die Schauspielerin blieb jedoch der Gala fern – angeblich verhindert durch Dreharbeiten –, sodass ihr Laudator den Preis stellvertretend entgegennahm.
Im fiktionalen Musikfilm „Tar“ spielt Blanchett die erste weibliche Chefdirigentin der Berliner Philharmoniker. Mit der Darstellung gilt sie auch als die große Favoritin für die gesamte Award-Saison. Den Golden Globe für die beste weibliche Darstellerin in einer Komödie gewann Michelle Yeoh für ihre Rolle in „Everything Everyone All at Once“, einem Science-Fiction-Film über parallele Universen.
Golden Globes vergeben
Bestechlichkeit, mangelnde Diversität und sexuelle Übergriffe führten zum Boykott der letztjährigen Globes Globes. Auch wenn zahlreiche Stars ausblieben, stand das Barometer bei der 80. Jubiläumsausgabe eindeutig wieder auf Normalzustand. Der Preis für die beste Regie ging an Steven Spielberg für „Die Fabelmans“. Der Film wurde auch zum besten Drama gekürt.
„Im Westen nichts Neues“ geht leer aus
Die Auszeichnung für den besten nicht englischsprachigen Film ging an „Argentinien, 1985“. Der Politthriller aus Argentinien dreht sich um einen historischen Prozess gegen Führungsfiguren der Militärdiktatur in dem südamerikanischen Land. Leer ging damit der deutsche Antikriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ aus. Die Verfilmung des Romans von Erich Maria Remarque war ebenfalls in der Kategorie „Bester nicht englischsprachiger Film“ nominiert.
Teil der Trophäenshow war auch die Videobotschaft des ukrainischen Präsidenten und früheren Schauspielers Wolodymyr Selenskyj. „Die Besten im zurückliegenden Jahr, das waren Sie“, bedankte sich Selenskyj bei der versammelten Hollywood-Prominenz für die Unterstützung seines Landes im Krieg gegen Russland. Die Golden Globes seien 1943 erstmals verliehen worden, als der Zweite Weltkrieg noch nicht vorbei war, dessen wichtigste Schlachten aber schon geschlagen gewesen seien. „Auch der Krieg in der Ukraine ist noch nicht vorbei, aber das Blatt wendet sich, und es ist bereits klar, wer am Ende gewinnt“, sagte Selenskyj.
Preise für „Abbott Elementary“ und „House of the Dragon“
Der große Sieger in den TV-Kategorien war die Comedy-Serie „Abbott Elementary“ über eine Volksschule in Philadelphia. Die Serie gewann drei Preise, darunter die Auszeichnung als beste Comedy, für die beste Comedy-Hauptdarstellerin Quinta Brunson und für Tyler James Williams als besten Nebendarsteller. Bester Comedy-Hauptdarsteller wurde Jeremy Allen White als junger Koch in „The Bear“.
Den Preis für die beste Dramaserie bekam der „Game of Thrones“-Ableger „House of the Dragon“. Zendaya wurde für die Jugendserie „Euphoria“ als beste Darstellerin einer Dramaserie ausgezeichnet, Kevin Costner gewann als bester Darsteller für seine Rolle im Neowestern „Yellowstone“.
Jury größer und vielfältiger
Die Verleihung der Golden Globes bildet alljährlich den Auftakt der Preisverleihungen im internationalen Filmgeschäft. Vergeben werden die Preise vom Verband der Auslandspresse in Hollywood (HFPA). Wegen Intransparenz und mangelnder Diversität war der Verband im Vorjahr unter erheblichen Druck geraten, sodass die letztjährigen Awards ganz ohne Glamour stattfanden.
Die Preise waren lediglich online bekanntgegeben worden. Im Rahmen einer Umstrukturierung ist der Pool von Globe-Jurorinnen und -Juroren nun vergrößert und vielfältiger geworden. Die 96 Mitglieder zählende HFPA hat jetzt sechs schwarze Mitglieder – gegenüber null im Jahr 2021 – und hat 103 Nichtmitglieder hinzugewonnen, von denen mehr als zehn „People of Colour“ sein sollen.
Versuch, das Ruder herumzureißen
Schon im Vorfeld tat der Verband der Auslandspresse (HFPA) alles, um gute Stimmung für die Globes zu machen. Eine Serie an Prominenten mit klingenden Namen wie Claire Danes, Cole Hauser, Jennifer Hudson und Salma Hayek wurde als Presenter ankündigt, um die Überwindung der Globes-Debatte der letzten zwei Jahre zu signalisieren.
Bereits im frischen neuen Jahr wurden Ana de Armas und Regisseur Quentin Tarantino als Sensationsgäste bei der 80. Globe-Gala genannt. Man habe eine große Rückmeldung aus dem Filmbusiness bekommen, zeigte sich die HFPA-Präsidentin, die in Deutschland Geborene Helen Hoehne, stolz. Hoehne hatte noch im Vorjahr eine erhebliche Front der Kritik gegen sich.
Tom Cruise und Brendan Fraser blieben fern
„Unsere Organisation ist in den letzten 18 Monaten durch einen wirklichen Reformprozess durchgegangen“, so Hoehne, die versprach, dass man Transparenz und Rechenschaft weiter vergrößern und auch auf die Fortsetzung eines Diversitätskurses achten werde.
Dennoch sprachen einige nur von Feigenblatt-Korrekturen, berühmte Hollywood-Stars zeigten der Verleihung weiterhin demonstrativ die kalte Schulter. Neben Blanchett blieben etwa Tom Cruise (nominiert mit „Top Gun: Maverick“) und Brendan Fraser („The Whale“) fern. Fraser berief sich dabei auf den Umgang der HFPA mit seiner Anschuldigung, dass ein ehemaliger Leiter der Organisation, Philip Berk, ihn 2003 bei einem Mittagessen begrapscht habe. Berk hat die Anschuldigung bestritten und ist nicht mehr Mitglied.
Host Carmichael kritisiert HFPA
Die 80. Globe-Vergabe wurde heuer wieder live vom US-Sender NBC ausgestrahlt. Als Moderator fungierte der afroamerikanische US-Komiker und Schauspieler Jerrod Carmichael. Seine Nominierung wurde auch als Zeichen Richtung Diversität gesehen, was Carmichael ganz ohne Umschweife zum Thema machte: „Ich werde euch sagen, warum ich hier bin. Ich bin hier, weil ich schwarz bin“, so der Comedian.
„Ich werde nicht sagen, dass sie eine rassistische Organisation waren“, sagte Carmichael über die HFPA. „Aber sie hatten kein einziges schwarzes Mitglied, bis George Floyd starb. Also macht mit dieser Information, was ihr wollt.“ Er habe es abgelehnt, sich vor der Verleihungszeremonie mit Hoehne zu treffen. Er habe den Job wegen des Geldes angenommen – und um die Film- und Fernsehindustrie zu ehren.