Ein freilaufendes Huhn
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Tierschützer besorgt

Neuseelands Hendl-Ei-Problem

Seit Beginn des Jahres ist die Haltung von Hennen in Legebatterien in Neuseeland verboten. Die neue Maßnahme sorgt für Ärger bei den Eierproduzentinnen und -produzenten, die der Nachfrage nicht mehr hinterherkommen, und in der Folge für leere Regale in den Supermärkten. Dass Neuseeländerinnen und Neuseeländer die Sache nun selbst in die Hand nehmen und zu Hühnerzüchtern avancieren wollen, beobachten Tierschützer mit wachsender Besorgnis.

Überraschend kam die Umstellung nicht: Die neuseeländische Regierung hatte das Verbot bereits 2012 verabschiedet, bis Dezember 2022 sank der Anteil der Hennen in Legebatteriehaltung von 86 auf zehn Prozent. Und dennoch stehen Neuseelands Eierproduzenten jetzt vor gravierenden Problemen – bereits zwei Wochen nach dem Inkrafttreten des Verbotes seien die Eierregale vieler Supermärkte leer, berichtet der „Guardian“.

Um der Nachfrage nach Eiern gerecht zu werden, bräuchten sie Hunderttausende zusätzliche Hühner, so die neuseeländischen Produzenten. Die Preise für eine Packung seien laut dem Stats New Zealand Food Price Index infolge des Mangels im November 2022 auf 5,93 neuseeländische Dollar (3,51 Euro) gestiegen, was einem Anstieg von 16 Prozent gegenüber November 2021 entspricht – im Oktober lagen die Preise mit 6,28 neuseeländischen Dollar pro Packung sogar noch höher.

Im vergangenen Jahr betrug die neuseeländische Eierproduktion etwas mehr als 1,1 Milliarden – der niedrigste Stand der Eierproduktion seit 2016, schreibt die neuseeländische Website Infometrics. Es würde wohl Monate dauern, das „Henne-Ei-Dilemma“ in den Griff zu bekommen und ausreichend neue Hühner im Legealter sicherzustellen, so der „Guardian“.

Suchanfragen für Hühner drastisch gestiegen

Die Neuseeländerinnen und Neuseeländer zögerten ob der leeren Regale offenbar nicht lange und beschlossen, selbst aktiv zu werden. So verzeichnete Neuseelands größte Onlineauktions- und Kleinanzeigenseite für Hühner und „hühnerbezogene Artikel“ in den letzten sieben Tagen 23.800 Aufrufe. Das sei ein Anstieg um 77 Prozent im Vergleich zur Vorwoche, sagte James Ryan, Sprecher der Seite Trade Me, laut „Guardian“.

Supermarkt in Wellington
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Wegen neuer Regeln zur Haltung der Hennen gibt es nicht ausreichend Eier in den Supermärkten

Tierschutzorganisationen zeigten sich angesichts der steigenden Hühnernachfrage beunruhigt. „Ich verstehe, dass es eine gute Idee zu sein scheint, aber bitte besorgen Sie sich nur dann ein Huhn, wenn Sie sich langfristig um es kümmern können“, so die Geschäftsführerin der neuseeländischen Tierschutzorganisation SPCA, Gabby Clezy. Man wolle nicht „mehr ausgesetzte Hühner sehen“.

Sie seien zwar „lustige Haustiere“, sagte Clezy. Aber: „Kaufen Sie sie nicht als Eierproduzenten.“ 2022 habe die Tierschutzorganisation 370 lebende Hühner gerettet, die ausgesetzt oder abgegeben wurden. Immer wieder habe es in der Vergangenheit Zeiten gegeben, in denen es ein Trend war, Hühner zu halten, gefolgt von Phasen, in denen die Tiere wieder zuhauf abgegeben wurden.

Lange Lebensdauer, kurze Eierlegephase

Den meisten angehenden Hobbyzüchterinnen und -züchtern sei nicht bewusst, dass die Vögel eine vergleichsweise lange Lebensdauer von zehn Jahren haben, erst nach einigen Monaten mit dem Legen beginnen und nur in ihren ersten drei Lebensjahren Eier produzieren, so Clezy. Hühner seien zudem äußerst gesellig und würden sich in einer Herde von mindestens drei weiteren Tieren am wohlsten fühlen.

Hühner im Käfig
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In herkömmlichen Legebatterien steht einem Huhn eine Fläche von weniger als einem DIN-A4-Blatt zur Verfügung

Außerdem brauchen sie einen sauberen Stall, ausreichend Platz, regelmäßige Versorgung durch Tierärztinnen und Tierärzte sowie hochwertiges Futter und Wasser. Auch Vorschriften und Genehmigungen der örtlichen Behörden, die sich innerhalb Neuseelands unterscheiden würden, müssen eingehalten werden, so die Tierschutzorganisation. Der Eiermangel sei nur eine vorübergehende Situation, so Clezy. „Wir werden das überstehen.“

Käfighaltung in der EU

Legebatterien sind seit 2012 in der EU verboten. „Ausgestaltete Käfige“ sind aber noch erlaubt: Hier hat jedes Huhn 750 Quadratzentimeter Platz, es muss „Legenester“, „Sitzstangen“ und eine „Scharrfläche“ geben.

Eierversorgung als Streitthema

In den letzten Monaten vor dem Verbot der Käfigbatterien hatte sich der seit Jahren andauernde Streit um die Eierversorgung des Landes zugespitzt, berichtet der „Guardian“. Obwohl das Verbot bereits seit 2012 geplant war, warnten die Eierproduzenten im Voraus bereits mehrmals vor Engpässen.

Während große neuseeländische Supermärkte sich freiwillig dazu verpflichteten, den Verkauf von Eiern aus Käfigbatterien bis 2027 einzustellen, lehnten einige Tierschützerinnen und Tierschützer die neuen Maßnahmen ab, weil ihnen die Änderungen nicht weit genug gingen. Nach wie vor ist etwa die Haltung in Käfigen, in denen etwa 60 Hühner untergebracht sind, in Neuseeland erlaubt. In der EU soll die Käfighaltung bis 2027 vollständig verboten werden.