BWB will Berlusconis ProSiebenSat1-Engagement genau prüfen

Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) will das Engagement der Medienholding des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi beim deutschen TV-Konzern ProSiebenSat.1 (P7S1) stärker unter die Lupe nehmen. Die BWB teilte heute mit, sie habe einen Antrag beim Kartellgericht auf eine vertiefte Prüfung gestellt.

Die bisherige Untersuchung habe ergeben, dass nach derzeitigem Kenntnisstand nicht ausgeschlossen werden könne, dass es „zu nachteiligen Auswirkungen auf den Status quo der Medienaktivitäten von P7S1 in Österreich“ kommen könne. Das gelte vor allem für den Umfang der österreichspezifischen Programminhalte.

„Die Medienvielfalt ist ein hohes Gut in der Demokratie, und jede mögliche Einschränkung wird von der BWB sehr ernst genommen“, erklärte die interimistische BWB-Generaldirektorin Natalie Harsdorf-Borsch. Die MFE-Holding und ProSiebenSat.1 lehnten Reuters-Angaben zufolge eine Stellungnahme ab.

Anfang November hat MFE (ehemals Mediaset) seine Machtposition bei ProSieben ausgebaut: Die Italiener reduzierten zwar ihre direkten Stimmrechte leicht, sicherten sich aber weitere vier Prozent am deutschen Konkurrenten und kommen so direkt und über Finanzinstrumente auf bis zu 29,01 Prozent. Auf der Hauptversammlung könnte MFE sogar 29,9 Prozent in die Waagschale werfen und hätte damit womöglich bei schwacher Präsenz eine Mehrheit. Mit Überschreiten der Schwelle von 30 Prozent der Stimmrechte wäre ein Übernahmeangebot fällig.