Gewaltschutz: Frauenorganisationen orten Versagen

Mehrere Frauenorganisationen haben bei einer Pressekonferenz gestern „Behördenversagen“ beim Schutz von Frauen und Kindern vor Gewalt kritisiert.

Fehlender politischer Wille und das fehlende Eingeständnis, „dass wir in Österreich ein Problem mit Männergewalt haben“, führe dazu, dass mittlerweile jede dritte Frau in Österreich von Gewalt betroffen sei, sagte Klaudia Frieben, Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings. Sie fordert mehr Geld, Personal und Sensibilisierung.

„Europa betrachtet Österreich als Land der Femizide“, sagte Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser. Im Jahr 2022 gab es 28 Frauenmorde, bei dem größten Teil der Täter handelte es sich um den Partner bzw. jemanden aus dem engeren Umfeld der Frau. Grundsätzlich lobenswerte Maßnahmen würden oft an der Umsetzung scheitern, sagte Rösslhumer.

Ebenso brauche es mehr Unterstützung für Alleinerzieherinnen. Derzeit bekämen nur etwa die Hälfte aller Kinder von Alleinerzieherinnen Kindesunterhalt von den Vätern, kritisierte Andrea Czak, Obfrau des Vereins Feministische Alleinerzieherinnen (FEM.A).

Grüne weisen Vorwurf zurück

Den Vorwurf, wonach die Regierung mit ihrer Frauenpolitik lediglich die Interessen einer privilegierten Minderheit vertrete, wies die grüne Frauensprecherin Meri Disoski mit Verweis auf die Anhebung der Ausgleichszulage auf 1.110 Euro und die Einführung des Frühstarterinnenbonus zurück.

Von diesen Maßnahmen würden vor allem Frauen im untersten Einkommensdrittel profitieren. Man habe die Mittel für Gewaltschutz und -prävention ressortübergreifend erhöht, im Frauenministerium um fast 140 Prozent.

ÖVP: Vorwürfe lösen keine Probleme

Man tue seitens der Regierung alles, um Gewalt weiter einzudämmen, hieß es von der ÖVP-Frauensprecherin Elisabeth Pfurtscheller. „Wir freuen uns über alle Menschen und Institutionen, die sich für mehr Gewaltprävention und Sicherheit für die Frauen und Kinder in unserem Land einsetzen. Aber Kritik und Vorwürfe an Behörden oder Regierung lösen keine Probleme. Wir brauchen Gemeinsamkeit und geschlossenes Vorgehen, gerade wenn es um diese Themenbereiche geht“, so Pfurtscheller.

SPÖ: Regierung lässt Frauen im Stich

Die Bundesregierung lasse die „Frauen im Stich“, so SPÖ-Frauensprecherin Eva-Maria Holzleitner. Die SPÖ fordere ein Lohntransparenzgesetz nach isländischem Vorbild, einen Rechtsanspruch auf gratis ganztägige Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr, einen fixen Anteil der Karenz für Väter und eine gerechte Aufteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit.