Schauspieler Florian Teichtmeister
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Kinderpornografie

Erste Konsequenzen für Teichtmeister

Nach dem Bekanntwerden der Anklage gegen den Schauspieler Florian Teichtmeister wegen des Besitzes von kinderpornografischem Material gibt es für den 43-Jährigen erste Konsequenzen. Das Burgtheater entließ Teichtmeister mit sofortiger Wirkung fristlos. Die Vorwürfe wiegen schwer: So war Teichtmeister laut der Anklage in Besitz von äußerst großen Mengen an kinderpornografischem Material. Laut seinem Strafverteidiger ist er voll geständig und wird sich vor Gericht schuldig bekennen.

Vom Burgtheater, wo Teichtmeister seit der Spielzeit 2019/20 Mitglied im Ensemble war, hieß es, man habe über Medienberichte „mit großem Entsetzen von den Ermittlungsergebnissen und dem anstehenden Strafverfahren (…) erfahren“.

Weiter hieß es: „Die Presseerklärungen seiner Anwälte sprechen von ‚geständig‘ und ‚schuldig bekennen‘, es besteht für uns daher kein Zweifel, dass wir mit sofortiger Wirkung Florian Teichtmeister entlassen.“ Überdies habe dieser sein Arbeitsverhältnis „mit sofortiger Wirkung beendet“. Und: „Bis zum heutigen Tag lagen uns keine Grundlagen für eine arbeitsrechtliche Konsequenz vor, es gilt in Österreich die Unschuldsvermutung.“

Aus der Kulturszene gibt es bisher kaum Reaktionen auf die am Freitag bekanntgewordene Anklage. Am Abend meldeten sich die Produzenten von Marie Kreutzers Sisi-Parabel „Corsage“ zu Wort. „Wir haben heute erstmals von den Anklagepunkten gegen Florian Teichtmeister erfahren und sind als Filmhersteller und Eltern zutiefst schockiert“, so Johanna Scherz und Alexander Glehr (Film AG) gegenüber der APA. „Wir werden über das Wochenende gemeinsam mit der Regisseurin des Films, Marie Kreutzer, entscheiden, was das für den Film bedeutet, und darüber rechtzeitig informieren.“

Fachverband berät über Oscar-„Shortlist“

Der Film schaffte es zuletzt auf die Oscar-„Shortlist“ von insgesamt fünfzehn Kandidaten. Die Nominierungen für die Endrunde werden am 24. Jänner gekürt. Wie man sich nun verhalte, werde man über das Wochenende in enger Abstimmung mit den Produzenten und Regisseurin Marie Kreutzer entscheiden, sagte gegenüber der APA Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Obmann des zuständigen Fachverbands der Film- und Musikwirtschaft in der Wirtschaftskammer. Rechtlich sei die Frist für einen Rückzug des Films aus dem Oscar-Rennen überschritten. „Florian Teichtmeister ist nicht ‚Corsage‘“, so Dumreicher-Ivanceanu weiter. Selbstverständlich seien die vorgebrachten Anklagepunkte gegen den Schauspieler erschreckend, man müsse diese aber zugleich von der künstlerischen Leistung von Marie Kreutzer und dem Film selbst trennen.

Eine Reaktion gibt es auch von der Kinokette Cineplexx – sie nimmt „Corsage“ aus dem Programm. Vom ORF werden Werke mit Teichtmeister ab sofort nicht mehr ausgestrahlt – das Unternehmen nimmt mit sofortiger Wirkung von Herstellung und Ausstrahlung von Produktionen mit Teichtmeister Abstand.

Datenträger mit 58.000 Mediendateien

Im Februar muss sich Teichtmeister vor Gericht verantworten. Obwohl erst seit Freitag öffentlich bekannt, liefen die Ermittlungen gegen Teichtmeister eineinhalb Jahre – die sind nun abgeschlossen, nun gibt es die Anklage.

Expertin zu Kinderpornografie

Schauspielstar Florian Teichtmeister muss sich vor Gericht wegen des Besitzes von Kinderpornografie verantworten. Was bringt Männer dazu? Hilft therapeutische Behandlung? Wie können Opfer betreut werden? Die ZIB2 fragte dazu die Psychiaterin und Gutachterin Gabriele Wörgötter.

Bei einer Hausdurchsuchung waren damals insgesamt 22 Datenträger wie Laptops, Handys und Speichersticks mit 58.000 Mediendateien mit mutmaßlich pornografischen Darstellungen Minderjähriger gefunden worden, wie es im Strafantrag der Staatsanwaltschaft Wien heißt. Er liegt dem ORF vor.

In einem Zeitraum von zumindest Februar 2008 bis Anfang August 2021 habe er sich entsprechende Dateien „verschafft und besessen“, wie es heißt. In einem psychiatrischen Gutachten im Auftrag der Staatsanwaltschaft Wien, das dem ORF vorliegt, heißt es, dass aufgrund der ungewöhnlich großen Menge an Daten bisher lediglich eine eingeschränkte Bestandsaufnahme möglich gewesen sei.

ORF-Reporter Christian Hofmann spricht über die Hintergründe der Anklage, ihre Inhalte und den anstehenden Gerichtsprozess.

„Es ist daher zu erwarten, dass die tatsächliche Zahl gespeicherter Dateien mit kinderpornografischen Inhalten noch größer ist“, heißt es in dem Gutachten. Der Schauspieler soll zum Teil selbst Minderjährige etwa an Drehorten fotografiert und in der Folge Collagen angefertigt haben, mit Sprechblasen mit pornografischen Inhalten.

Anwalt: Teichtmeister wird sich schuldig bekennen

Der Beschuldigte ist laut Angaben seiner Rechtsvertretung „voll geständig“, wie einer seiner Rechtsanwälte, Michael Rami, gegenüber dem ORF am Freitag bestätigte. Er werde sich bei der Verhandlung am 8. Februar in Wiener Straflandesgericht schuldig bekennen.

Teichtmeister sei im gesamten Ermittlungsverfahren geständig gewesen und habe immer mit den Behörden kooperiert. Auch befinde er sich seit zwei Jahren in psychologischer Behandlung, damit sei es ihm „gelungen, seine seelischen Probleme aufzuarbeiten, die ihn zum Besitz der besagten Dateien gebracht hatten“, so Rami gegenüber dem ORF.

Lebensgefährtin ging zur Polizei

Ins Rollen gebracht wurden die Ermittlungen von Teichtmeisters damaliger Lebensgefährtin – sie hatte eines der kinderpornografischen Bilder auf Teichtmeisters Handy entdeckt und die Polizei informiert und Anzeige erstattet, in der Folge war es zur Hausdurchsuchung beim Schauspieler gekommen. Teichtmeisters Anwalt sagte, „dass ihm ein rein ‚digitales‘ Delikt vorzuwerfen ist, er also keinerlei strafbare Handlungen gegen Menschen gesetzt hat“.

In den Ermittlungsakten, die dem ORF vorliegen, wird Teichtmeister zitiert: „Mir hat diese Illegalität einen Kick gegeben, an meine Grenzen geführt. Leider habe ich die Kontrolle darüber verloren.“ Spuren einer Weitergabe der kinderpornografischen Materialien wurden im Laufe der Ermittlungen nicht gefunden.

Bekannt aus zahlreichen Produktionen

Teichtmeister ist bekannt aus diversen ORF-Serien wie „Kommissar Rex“, „SOKO Kitzbühel“, „Tatort“ und „Die Toten von Salzburg“. Derzeit ist der Schauspieler gleich in zwei heimischen Produktionen im Kino zu sehen: Neben „Corsage“, in dem er Kaiser Franz Jospeh spielt, ist er in Ruth Maders Glaubensthriller „Serviam“ als Vater zu sehen.

Geboren wurde Teichtmeister 1979 in Wien, wo er auch das Max-Reinhardt-Seminar besuchte. Ab 2005 war er Ensemblemitglied des Theaters in der Josefstadt, von wo er ins Burgtheater wechselte.

2013 gewann Teichtmeister den Publikumspreis des Nestroy-Theaterpreises und war 2016 in der Kategorie „Bester Schauspieler“ nominiert. Am Burgtheater war der zuletzt in den Hauptrollen in Daniel Kehlmanns „Nebenan“ und Oscar Wildes „Bunbury“ zu sehen, weiters stand er in Shakespeares „Der Sturm“ auf der Bühne.