„Obwohl er nicht mehr hier bei uns ist, wird uns seine Menschlichkeit und freundliche Seele weiterhin leiten und inspirieren. Sein Vermächtnis wird durch seine legendäre Musik weiterleben“, hieß es in der Stellungnahme. Der Sänger und Gitarrist mit dem signifikanten Walrossbart wurde 1941 in Los Angeles geboren und für seine beiden Bands The Byrds und Crosby, Stills & Nash gleich zweimal in die Rock and Roll Hall of Fame berufen.
Seine Anfänge als Rockmusiker führten ihn gleich in höchste Höhen mit den Byrds, die er zusammen mit Roger McGuinn und Gene Clark gegründet hatte. Von 1964 bis 1967 spielte er fünf Schlüsselalben des US-Folkrocks ein und hatte mehrere Hits: „Mr. Tambourine Man“, „Turn! Turn! Turn!“ und „So You Want To Be A Rock ’n’ Roll Star“.

Zusammenarbeit mit Neil Young
Streitereien führten zu Crosbys Entlassung aus der Band. Doch er fiel weich und bildete mit Stephen Stills von der Band Buffalo Springfield und Graham Nash von The Hollies alsbald die „Supergroup“ Crosby, Stills & Nash (CSN). Zeitweise kam der Kanadier Neil Young als viertes Studio- und Livemitglied hinzu, so auch 1969 beim berühmten Woodstock-Festival als CSNY.

Musikalisch zeichnete sich Crosby durch seine komplizierten Gesangsharmonien, unorthodoxen offenen Stimmungen auf der Gitarre und prägnantes Songwriting aus. Seine Arbeit mit den Byrds und CSN/CSNY mischte Rock und Folk auf neue Weise, und ihre Musik wurde Teil des „Soundtracks“ für die Hippie-Ära.

Anfang der 70er Jahre konzentrierte sich der mit einer von Kritikern gelobten klaren, hellen Stimme ausgestattete Crosby auf sein herausragendes Solodebüt „If I Could Only Remember My Name …“ Weitere Platten mit den ihm teilweise in Hassliebe verbundenen Weggefährten Stills, Nash und Young folgten eher sporadisch.
„Der unwahrscheinlichste Überlebende des Rock“
Häufig kamen Crosby Drogeneskapaden und sein ausschweifendes Privatleben in die Quere. Persönlich war Crosby die Verkörperung des Credos „Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll“, und in einem Artikel des Magazins „Rolling Stone“ aus dem Jahr 2014 wurde er als „der unwahrscheinlichste Überlebende des Rock“ bezeichnet.

Neben Drogenabhängigkeiten, die schließlich zu einer Transplantation führten, um eine durch Jahrzehnte des Exzesses verschlissene Leber zu ersetzen, umfasste sein turbulentes Leben einen schweren Motorradunfall, den Tod einer Freundin und Kämpfe gegen Hepatitis C und Diabetes.
„Ich mache mir Sorgen, dass die Zeit, die ich hier habe, so kurz ist, und ich bin zutiefst sauer auf mich selbst wegen der mindestens zehn Jahre Zeit, die ich verschwendet habe, nur um mich selbst zu zerstören“, sagte Crosby im Juli 2019 in einem Interview. „Dafür schäme ich mich.“ Er sei „so tief gefallen, wie ein Mensch nur fallen kann“.
Die anderen „mögen mich wirklich nicht“
Es gelang ihm auch, sich von vielen seiner berühmten ehemaligen Bandkollegen zu entfremden, wofür er in den letzten Jahren oft Reue zum Ausdruck brachte. Seine Drogengewohnheiten und seine oft aggressive Persönlichkeit trugen zum Niedergang von CSNY bei, und die Mitglieder hörten schließlich auf, miteinander zu sprechen. In der Dokumentation „David Crosby: Remember My Name“ aus dem Jahr 2019 machte er deutlich, dass er hoffte, dass sie wieder zusammenarbeiten könnten, räumte aber ein, dass die anderen „mich wirklich nicht mögen“.
Rocklegende Crosby gestorben
Die US-Rock-Legende David Crosby ist tot. Der Musiker starb nach langer Krankheit mit 81 Jahren.
Crosby zeugte sechs Kinder – zwei als Samenspender für den Partner der Rockerin Melissa Etheridge und ein weiteres, das bei der Geburt zur Adoption freigegeben wurde. Dieser Sohn, James Raymond, lernte Crosby erst im Erwachsenenalter, in seinen Dreißigern, kennen und wurde schließlich sein musikalischer Mitarbeiter.
Hinweis
Ö1 erinnert am Montag um 17.30 Uhr in den „Spielräumen“ an David Crosby – mehr dazu in oe1.ORF.at.
Erst Spätwerk beeindruckte wieder
Mit wirklich bemerkenswerten Alben trat der Amerikaner erst im gehobenen Alter wieder in Erscheinung. Die fünf zuletzt vorgelegten Solowerke zählen laut Kritikern und Kritikerinnen zum Schönsten, Berührendsten und Vornehmsten, was Crosby in seiner langen Laufbahn gemacht hat – von „Croz“ (2014) bis „For Free“ (2021) ein beeindruckendes Spätwerk. Vergangenes Jahr hatte Crosby schließlich verkündet, dass er für Konzerte mittlerweile zu alt sei und ihm die Kraft fehle.
Crosby wurde am 14. August 1941 in Los Angeles geboren. Sein Vater war ein Kameramann, der 1952 einen Golden Globe für den Westernklassiker „High Noon“ von Fred Zinnemann gewann. Seine Mutter machte ihn mit der Folkgruppe The Weavers und mit klassischer Musik bekannt.