Neue Zusammenstöße bei Protesten in Peru

Die politische Krise in Peru gerät immer mehr außer Kontrolle: Bei Protesten gegen die Regierung im ganzen Land ist es erneut zu schweren Auseinandersetzungen gekommen. In der Hauptstadt Lima feuerten die Beamten gestern (Ortszeit) Tränengas in die Menge. Rund 11.800 Polizistinnen und Polizisten waren im Einsatz, wie Polizeichef Victor Zanabria mitteilte. Seit Beginn der Proteste im Dezember kamen in Peru mehrere Dutzend Menschen ums Leben.

In der Stadt Arequipa im Süden des Landes versuchten Demonstrantinnen und Demonstranten, den Flughafen zu stürmen, wie der Radiosender RPP berichtete. In der Provinz Chucuito brannte eine Polizeiwache und in der Region Cusco ein Camp von Bergleuten. Die Regierung erklärte für mehrere Regionen des südamerikanischen Landes den Ausnahmezustand. Wegen der anhaltenden Unruhen wurde auch die bei Touristinnen und Touristen aus aller Welt beliebte Weltkulturerbestätte Machu Picchu geschlossen. Die Schließung der historischen Inka-Stätte sei „wegen der sozialen Lage und zum Schutz der Integrität der Besucher“ angeordnet worden, teilte das peruanische Kulturministerium mit.

Polizisten mit Schilden in Lima
Reuters/Sebastian Castaneda

„Ich bedauere die Toten und Verletzten“, sagte der Sondergesandte des UNO-Menschenrechtskommissariats, Christian Salazar Volkmann, nach einem Treffen mit Regierungsvertretern. „Außerdem haben wir die Regierung um Informationen gebeten, wie sie diese Fälle untersuchen und in Zukunft verhindern will.“

Die Proteste richten sich gegen die Regierung von Übergangspräsidentin Dina Boluarte. Zentrale Forderungen bei den Protesten sind der Rücktritt der Staatschefin, die Auflösung des Kongresses und die Freilassung des inhaftierten Ex-Präsidenten Pedro Castillo. Der frühere Dorfschullehrer wollte im Dezember einem Misstrauensvotum zuvorkommen und löste den Kongress auf. Das Parlament enthob ihn daraufhin des Amtes. Er wurde wegen des Vorwurfs eines versuchten Staatsstreichs festgenommen und sitzt in Untersuchungshaft.