Mann in Tunesien stirbt nach Selbstverbrennung

Rund zehn Jahre nach der Selbstverbrennung eines Mannes in Tunesien, die dort zu Massenprotesten und politischen Umwälzungen führte, hat sich erneut ein Tunesier angezündet. Der Mann sei später im Krankenhaus verstorben, berichteten Anwohner und der lokale Radiosender Mosaique FM heute.

Demnach hatte sich der Mann am Abend des Vortages mutmaßlich vor einem Regierungsgebäude in Nabeul im Nordosten des Landes in Brand gesetzt. Auf einem Video im Internet ist zu sehen, wie er brennend am Straßenrand steht und mehrere Männer versuchen, die Flammen an seinem Oberkörper auszuklopfen.

Die Hintergründe seines Suizids waren zunächst unklar. Mosaique FM berichtete, der Vater dreier Kinder habe kürzlich seinen Job verloren. Tunesien steckt in seiner schlimmsten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Die Bevölkerung kämpft mit steigenden Preisen und Knappheit bei Lebensmitteln sowie hoher Arbeitslosigkeit.

Auslöser von Arabischem Frühling

2010 hatte sich in Tunesien der Gemüsehändler Mohammed Buasisi aus Verzweiflung über seine Lage angezündet. Sein Tod führte im Land zu Massenprotesten und im Jänner 2011 zum Sturz des Präsidenten Zine el-Abidine Ben Ali. Die Proteste griffen auch auf andere Länder im arabischen Raum über und brachten mehrere Staatschefs zu Fall. Tunesien galt zeitweise als einziges Land in der Region, dem der Übergang zur Demokratie gelang.

Der amtierende Präsident Kais Saied hat seine Macht inzwischen aber deutlich ausgebaut, und Kritikerinnen und Kritiker befürchten einen Rückgang zur autokratischen Herrschaft.

Hilfe im Krisenfall

Berichte über Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Die Psychiatrische Soforthilfe bietet unter 01/313 30 rund um die Uhr Rat und Unterstützung im Krisenfall.

Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen. Hilfe für Jugendliche und junge Erwachsene bietet auch Rat auf Draht unter der Nummer 147.