Microsoft-Logo vor Gebäude
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Vormittag ohne Teams

Microsoft-Ausfall legte unzählige Büros lahm

Keine Videokonferenzen, keine E-Mails: Ein technischer Fehler hat bei Microsoft am Mittwoch zu einem weltweiten Stillstand der Bürokommunikation geführt. Für einige Stunden, ausgerechnet zum typischen Dienstbeginn in Europa, wurden weitreichende Probleme mit den Programmen Teams und Outlook gemeldet. Die Störung ist zwar behoben, zeigt aber, wie stark die Bürowelt von wenigen Internetriesen abhängig ist.

Tausende Nutzerinnen und Nutzer meldeten am Mittwochvormittag Probleme mit den Microsoft-Diensten, später bestätigte auch der US-Konzern selbst den Ausfall. Ein Fehler bei der Netzwerkkonfiguration dürfte zu den Schwierigkeiten geführt haben – am späten Vormittag machte man die Änderung rückgängig, und in vielen Büros trudelten wieder E-Mails ein, Videokonferenzen über Teams stand nichts mehr im Wege.

Betroffen war gleich eine ganze Handvoll Microsoft-Dienste, egal ob der Cloudspeicherdienst OneDrive, Exchange oder SharePoint. Auch das für die Arbeit im Büro vielleicht weniger wichtige Spiel „Minecraft“ verweigerte vorübergehend den Dienst.

Rasanter Aufstieg für Teams und Co.

Mittlerweile wird Teams, das neben Videomeetings wie der Konkurrent Slack auch Chatfunktionen bietet, von rund 280 Millionen Menschen verwendet. Vor Beginn der Pandemie wären solche Nutzerzahlen wohl undenkbar gewesen – doch der Büroalltag hat sich dauerhaft verändert, nach dem morgendlichen Kaffee führt so mancher Weg in eine Videokonferenz, egal ob von daheim oder im Büro.

Ganz zentral sind dabei einige wenige Namen geworden: Neben Microsoft mischt hier Google mit, Zoom wurde in der Pandemie gar synonym für Videokonferenzen verwendet, Slack und nicht zuletzt auch Facebook prägen den Büroalltag. Sie alle verbindet, dass ihre Dienste zum Großteil in der Cloud laufen – in weltweit verteilten Rechenzentren, aber nicht direkt bei Kundinnen und Kunden.

Cloud als zerbrechliches Gerüst

Viele Unternehmen sehen das als Erleichterung: Damit müssen keine eigenen Server betrieben werden, die damit verbundenen Anschaffungskosten entfallen – stattdessen wird monatlich an die Softwareriesen für den Betrieb gezahlt. Was umgekehrt aber auch bedeutet: Fällt die Cloud aus, geht nicht nur eine Firma offline, sondern viele Firmen auf einmal.

Frau sitzt vor Bildschirm mit Videokonferenz
Getty Images/Morsa Images
Die Videokonferenz am Schreibtisch daheim wurde zum neuen Alltag

So berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch etwa, dass Unternehmen wie Bayer und BASF vorübergehend nicht erreichbar waren. Und es ist nicht das erste Mal seit Pandemiebeginn, dass die Cloud ausfällt – und damit auch weltweit die Arbeit steht. So legten technische Pannen bei Anbietern wie Amazon unzählige Dienste weltweit lahm.

Boom der Tech-Riesen mit dem Homeoffice

Auf der wirtschaftlichen Seite führte die veränderte Arbeitsrealität zu einem Boom. Viele Unternehmen hätten während der vergangenen Jahre „Geld ausgegeben wie Rockstars der 1980er Jahre“, so der Analyst Dan Ives zu Reuters. Arbeitsplätze wurden zu Hause benötigt, ebenso Cloud-Computing- und andere Dienste. Doch in den letzten Wochen feuerten praktisch alle großen Technologieunternehmen oft Tausende ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Denn inzwischen flaute die Nachfrage wieder stark ab, zudem machen die steigende Inflation und die drohende Rezession der Technologiebranche zu schaffen. Denn die Tech-Giganten stecken für gewöhnlich viel Geld in Projekte, die sich mitunter jahrelang nicht rentieren.

Griff zum Hörer als letzter Ausweg

Was sich nach dem Ausfall am Mittwoch ebenfalls beobachten lässt: Wirklich vermisst hat das Videokonferenztool offenbar niemand. In sozialen Netzwerken fanden sich in kürzester Zeit zahllose Postings, die sich eher erleichtert über die Zwangspause zeigten.

Nur das Lager jener Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die behaupten, dass so manches Meeting besser eine E-Mail gewesen wäre, hatte am Mittwoch keinen Grund zur Freude – schließlich war auch der Mailverkehr lahmgelegt. Für viele blieb damit nur noch der Griff zum Telefon als letzter Ausweg.