Gebäude der Firma Reimann am Rooseveltplatz 4
ORF/Tamara Sill
Mysteriöse Milliardäre

Die Reimanns und ihr Weg zum Reichtum

Sie sind eine der reichsten Industriellenfamilien Deutschlands, und doch kennt kaum jemand ihren Namen: die Reimanns. Einst gegründet als kleines Chemieunternehmen, schuf man mit Firmenbeteiligungen an weltbekannten Marken ein Milliardenimperium. Allein im Kaffeesektor beherrschen die Reimanns mit Jacobs, Tassimo und Senseo Schätzungen zufolge rund zehn Prozent des globalen Marktes. Doch die Unternehmensgeschichte ist eine dunkle, die Geschäftspraktiken umstritten und das Steuerkonstrukt undurchsichtig – mit engen Verbindungen nach Österreich.

Über dem Eingangstor eines Gründerzeithauses am Rooseveltplatz unweit der Wiener Ringstraße prangt ein steinerner Löwenkopf mit aufgerissenem Maul von der Fassade. Darunter, rechts neben dem Tor, steht in schwarzen Lettern auf einem silbern glitzernden Firmenschild „Joh. A. Benckiser Service GmbH“.

Hinter dem Namen verbirgt sich niemand Geringerer als die Reimanns. Mit dem Hunger eines Löwen verschlangen sie mit ihrem Gesellschaftskonglomerat in den vergangenen Jahrzehnten eine Firma nach der anderen – und konnten so ein Milliardengeschäft aufbauen. Auf mehr als 30 Milliarden Euro beziffert sich ihr Vermögen. Das Unternehmensportfolio reicht von Kaffee über Kosmetika bis hin zu Kliniken für Haustiere.

Womit Geld gemacht wird, scheint zweitrangig. „Unser Ziel ist es, durch die nachhaltige, langfristige Performance unserer Portfoliounternehmen ertragreiche Renditen für unsere Aktionäre zu generieren“, ist auf der Unternehmenswebsite zu lesen. Gegenüber ORF.at heißt es, „um Geschäftsaktivitäten wahrzunehmen“ unterhalte man Büros in Amsterdam, London, Mannheim, Sao Paulo, Washington DC, Luxemburg und – Wien.

Gebäude der Firma Reimann am Rooseveltplatz 4
ORF/Tamara Sill
Die Reimann-Geschwister halten die Mehrheit der JAB Holding – mit Sitz am Rooseveltplatz in Wien

„Aus steuerlichen Gründen“ in Österreich

„Rooseveltplatz 4–5, 1090 Wien, Autriche“, diese Anschrift findet sich auch im luxemburgischen Handelsregisterauszug der JAB Holding, der ORF.at vorliegt. Die JAB ist jenes Unternehmen, das die Vermögenswerte der Familie bündelt. Den Großteil der Anteile halten die vier Reimann-Geschwister: Renate Reimann-Haas (72), Wolfgang Reimann (71), Stefan Reimann-Andersen (60) und Matthias Reimann-Andersen (58).

Auch sind die vier Reimann-Geschwister seit 2006 im Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft – aus „steuerlichen Gründen“, wie etwa bei der „Presse“ zu lesen war. Die beiden großen Holdinggesellschaften Agnaten und Lucresca, die die Mehrheit an der JAB Holding besitzen, hatten vor ihrem Abzug nach Luxemburg bis 2020 ihren Sitz ebenso in Wien – auch hier heißt es, dass die Holdings 2011 „aus steuerlichen Gründen“ nach Österreich verlegt worden waren.

„Man trifft sie nicht in St. Moritz oder auf Partys“

Doch weder in Deutschland noch in Österreich scheint der Name geläufig. Jedes Mal, wenn der in Brüssel tätige Aktivist Fernando Morales de La Cruz auf österreichische Journalistinnen und Journalisten treffe, frage er sie nach den Reimanns. Doch niemandem sei der Name sofort geläufig, erzählt Morales de La Cruz im Gespräch mit ORF.at. Er beschäftigt sich seit Jahren mit der Unternehmensfamilie.

„Man trifft sie nicht in St. Moritz oder auf Partys, man liest nicht über sie in der Gala oder wo auch immer. Warum auch? Sie kümmern sich nicht darum. Ihnen gehört die Welt“, sagt Morales de La Cruz. Und tatsächlich: Von den Reimanns gibt es keine Fotos, keine Videos, keine Interviews. Sie treten nie in der Öffentlichkeit auf, sogar ihre Social-Media-Accounts sollen sie Berichten zufolge unter falschem Namen angelegt haben. Doch was steckt hinter der Verschwiegenheit der Dynastie?

Villa Benckiser in Ludwigshafen
Das einstige Wohnhaus der Geschäftsführer von Benckiser und Reimann: Von Ludwigshafen expandierte ihr Unternehmen in die ganze Welt

Geheimes Vermächtnis: Plötzlich Milliardäre

Die Antwort liefert die Geschichte des Albert Reimann junior, des Urenkels von Karl Ludwig Reimann, der Mitte des 19. Jahrhunderts gemeinsam mit Johann Adam Benckiser eine kleine Chemiefabrik im deutschen Ludwigshafen gegründet hatte. Albert hinterließ seinen Nachfahren, der mittlerweile fünften und sechsten Generation, ein Vermögen – ohne ihr Wissen, dafür mit hohen Auflagen.

„Erst als 1984 das Testament von Albert Reimann junior eröffnet wurde, erfuhren seine neun Erben, die er allesamt zuvor adoptiert hatte, dass der Verstorbene nicht ein leitender Angestellter des Chemieunternehmens Benckiser war, sondern dessen Eigentümer“, schreibt die deutsche Wochenzeitung „der Freitag“.

„Familie ohne Gesicht“ – Kodex schreibt Verhalten vor

Das Testament soll laut Medienberichten auch einen Verhaltenskodex im Sinne eines Wertekanons enthalten haben. Diesen mussten alle Nachfahren mit Vollendung des 18. Lebensjahres unterzeichnen, bevor sie ihr Erbe antreten konnten. Der Kodex sehe vor, dass die Familienmitglieder sowohl die operativen Geschäfte als auch die Öffentlichkeit meiden müssten.

Es sei eine „Familienverfassung“, eine „Art Postulat der vollkommenen Anonymität“, schreibt etwa „Focus“. Mit Folgen: „Die Reimanns sind eine Familie ohne Gesicht“, sie würden kaum Spuren hinterlassen. Nach außen wird das Imperium vor allem von Manager Peter Harf vertreten. Er gilt nicht nur als Sprachrohr, sondern auch als Mastermind und Fädenzieher, soll er durch geschickte Geschäftsstrategien doch wesentlich zum Unternehmenserfolg beigetragen haben.

Peter Harf
APA/AFP/Getty Images/Getty Images
Harf gilt als „Visionär und Gründer“ der Struktur der Investmentgesellschaft, so JAB. In seiner Zeit stieg das „verwaltete Kapital von 100 Mio. Dollar auf über 50 Mrd. Dollar“.

Dunkle Vergangenheit mit braunen Flecken

Das große Vermögen war allerdings nicht das einzige Familiengeheimnis, mit dem sich die Reimann-Nachfahren konfrontiert sahen. Laut Harf hätten die Reimann-Kinder in den 2000er Jahren Dokumente ihres Vaters entdeckt, die dunkle Kapitel der Firmengeschichte in der Zeit des Zweiten Weltkriegs offenbarten. Doch erst 16 Jahre später beauftragten die Nachfahren einen Wirtschaftshistoriker, der die Nazi-Vergangenheit des Familienunternehmens aufarbeiten sollte. Das Ergebnis ließ die Erben „schockiert“ zurück, so Harf.

Buchhinweis

David de Jong: Braunes Erbe. Die dunkle Geschichte der reichsten deutschen Unternehmerdynastien. Kiwi, 496 Seiten, 28,95 Euro.

So sollen die Unternehmer Albert Reimann senior und junior überzeugte Nationalsozialisten gewesen sein, die vom Zweiten Weltkrieg erheblich profitierten, wie auch in dem Buch „Braunes Erbe“ zu lesen ist. Reimann junior habe etwa an Reichsführer Heinrich Himmler geschrieben: „Wir sind ein über hundertjähriges, rein arisches Familienunternehmen. Die Inhaber sind unbedingte Anhänger der Rassenlehre.“

Doch nicht nur das. Auch soll es in ihrer Fabrik während der NS-Zeit zu Gewalt und Missbrauch an Zwangsarbeitern gekommen sein. Die Reimann-Nachfahren gründeten nach dem Abschluss der Untersuchungen eine Stiftung, die sich den Kampf gegen Antisemitismus zum Ziel gesetzt hat und die sie laut Stiftungswebsite mit 250 Millionen Euro finanziert.

Ein Schild zeigt „Joh. A. Benckiser Service GmbH“
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Vom kleinen Familienbetrieb entwickelte sich das Reimann-Unternehmen zur global agierenden, milliardenschweren Investmentgesellschaft

Mehr als 30 Milliarden Euro Vermögen

Was nach sehr viel Geld klingt, relativiert sich mit Blick auf die ganz großen Zahlen etwas: Das Vermögen der Unternehmerdynastie beläuft sich auf über 30 Milliarden Euro. 2019 waren die Reimanns laut Ranking des „Manager Magazins“ mit 35 Milliarden Euro die reichste Familie Deutschlands, 2022 mit 34 Milliarden Euro immer noch die zweitreichste.

Mit dem Vermögen der ursprünglichen kleinen Chemiefirma Joh. A. Benckiser, die die Reinigungsmittelmarken Calgon, Calgonit und Clearasil entwickelte, gründeten die Reimann-Erben 2012 die Finanzholding JAB. Fortan konzentrierte man sich auf Firmenbeteiligungen – vor allem in der Genussmittelsparte, aber auch im Bereich der Kosmetik.

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Calgon-Packung im Supermarkt
IMAGO/Newscast/Imago Stock&people
Hauhaltsreinigungsmittel wie Calgon zählten zu den ersten Produkten der Chemiefirma Joh. A. Benckiser GmbH
Tube Clearasil im Supermarkt
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In der Nachkriegszeit wurden Marken wie Clearasil entwickelt
Parfumes stehen in einem Regal
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Anfang der 90er erwarb man den Kosmetikhersteller Coty Inc. – berühmt sind hier vor allem Parfummarken wie Calvin Klein
Durex Kondome
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Mit der Fusion zu Reckitt Benckiser hielten die Reimanns zwischenzeitlich auch Beteiligungen an Marken wie Durex
Jacobs Kaffee
Reuters/Dmitry Feoktistov
Aus dem Vermögen der Joh. A. Benckiser GmbH entstand 2012 die JAB Holding – u. a. mit Kaffee und Marken wie Jacobs …
Senseo-Kaffeemaschine mit Tasse
IMAGO/Michael Gstettenbauer
… Senseo …
Kaffemaschinen von Tassimo auf einer Messe
IMAGO/STPP
… und Tassimo
Schweppes-Getränkedosen
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Im Getränkebereich zählen Marken wie 7 Up und Schweppes zum Reimann-Imperium
Pret A Manger Filiale
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Auch hinter „Fast Casual Restaurants“ wie Pret a Manger stehen die Reimanns

„Keiner kennt JAB, aber alle kennen die Marken“

Durch den Aufbau eines weit verzweigten Firmenreichs und eines riesigen Beteiligungsgeflechts stehen die Reimanns heute hinter weltbekannten Marken. „JAB als Unternehmen kennen zwar nur Insider, aber die gut 100 dazuzählenden Marken gehören zum Alltag“, schreibt dazu die „WirtschaftsWoche“. Andere Berichte gehen sogar von rund 200 Marken aus. Wie viele es genau sind, blieb auf Anfrage von ORF.at unbeantwortet.

Auf dem Getränkemarkt etwa hat sich die Holding mit Marken wie Jacobs, Tassimo, Senseo und Dr. Pepper (Schweppes, 7up) zum Konkurrenten von Nestle aufgeschwungen, als Aktionär des US-Kosmetik- und Parfümherstellers Coty hält sie Anteile an Parfumlinien wie Calvin Klein, Jil Sander, Joop, adidas und Gucci.

Mit Pret a Manger ist sie im Restaurantsegment vertreten, im Luxusbereich mit Marken wie Jimmy Choo. Seit Kurzem zählen auch Tierklinikketten zum Produktportfolio, gelten diese doch als besonders krisensicher. Oder wie es die „Financial Times“ in Worte fasste: von Latte und Lippenstift zum Labrador.

Gegensprechanlage am Rooseveltplatz 4
ORF/Tamara Sill
Stand der Name Benckiser einst für Hygiene- und Reinigungsprodukte, erstreckt sich das Portfolio heute auf mehr als hundert Marken im Getränke- und Genussmittelbereich sowie im Dienstleistungssektor

„Billig kaufen, teuer verkaufen“

Innerhalb von zehn Jahren gelang es den Reimanns, mit all diesen Beteiligungen ihr Vermögen von neun Milliarden Dollar mehr als zu verdreifachen. „Sie machen Geld, indem sie Dinge billig kaufen und teuer verkaufen“, erklärt der Aktivist Morales de La Cruz. Auch das „Handelsblatt“ schreibt: „Die Strategie der JAB lautet: Firmen einer Branche kaufen, aufbauen, fusionieren und an die Börse bringen.“

Von JAB selbst heißt es dazu: „JAB beschafft sich über den in Luxemburg ansässigen Private-Equity-Fonds JAB Consumer Partners (JCP) auch Eigenkapital von institutionellen Anlegern wie Banken und Versicherungsgesellschaften, um gemeinsam mit JAB in die Konsumgüter- und Dienstleistungsindustrie zu investieren.“

Bei „der Freitag“ ist zu lesen: Mittels gewieften Ausnutzens der Möglichkeiten auf dem Kapitalmarkt sei es den Reimanns gelungen, einen „sagenhaften Aufstieg“ hinzulegen. Chefstratege Harf spiele dabei „auf der ganzen Klaviatur des Kapitalmarktes“.

Fotostrecke mit 2 Bildern

Infografik zu den Marken der JAB Holding in den Bereichen Schönheit und Luxus, Genuss, Schnellrestaurants, Getränke und Kaffee, Haustierpflege und -versicherung
JAB Holding Company/ORF
Infografik zur Geschichte der JAB Holding
JAB Holding Company/ORF

Luxemburg: 0,5 Prozent Steuern

Ob diese Klaviatur so sauber ist, wie die Reinigungsprodukte des einstigen Chemiekonzerns, scheinen manche allerdings zu bezweifeln. So tauchte die JAB Holding 2014 auch in den „Lux-Leaks“ auf – jene Recherchen, die das große Ausmaß luxemburgischer Steuervermeidungsmodelle enthüllten.

Modelle, von denen vor allem multinationale Konzerne profitierten – und wohl immer noch profitieren, glaubt man der NGO Tax Justice Network. Laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“) machte JAB Holding 2017 etwa einen Gewinn von 338 Millionen Euro. Gezahlte Steuern: 1,1 Millionen Euro. Also weniger als ein halbes Prozent.

Stadtansicht von Luxemburg
IMAGO/Xinhua/Ren Pengfei
338 Millionen Euro Gewinn, 1,1 Millionen Euro Steuern – im Steuerparadies Luxemburg „völlig legal“

Einhaltung der Gesetze?

Laut ARD-Recherchen ist das jedoch „völlig legal“, denn: „Die Steuerlast der JAB ist auch durch eine buchhalterische Möglichkeit in Luxemburg so niedrig, die in vielen anderen Ländern in dieser Form nicht existiert: Hierbei gewährt JAB seinem Management großzügige Bonuszahlungen in Form von Aktienoptionen. Um diese Optionen garantieren zu können, bildet die JAB hohe Rücklagen. 2018 waren das rund 200 Millionen Euro, im Jahr zuvor sogar fast 600 Millionen.“

Millionen, die unabhängig von der tatsächlichen Auszahlung vom Gewinn abgezogen werden, wodurch die Steuerlast sinke. JAB betont, dass man sich „an alle geltenden Gesetze halte“. Doch: „Das sagen alle Konzerne, die ihre Geschäfte über Luxemburg abwickeln“, so die „SZ“.

Infografik zu den Eigentümerverhältnissen rund um Familie Reimann und die JAB Holding
Netzwerk Steuergerechtigkeit/ORF

JAB verteidigt Vorgehen gegenüber ORF.at

Gegenüber ORF.at betont die JAB Holding, dass bei dem „SZ“-Bericht über die Lux-Leak-Enthüllungen ein Missverständnis darüber vorliege, „wo und wann“ Steuern gezahlt werden: „Konzerngesellschaften von JAB zahlen Steuern auf ihre Gewinne in Übereinstimmung mit den Gesetzen und Vorschriften der Länder, in denen sie tätig sind. Die EU-Verordnungen sehen vor, dass Dividenden, die von den zugrundeliegenden Konzerngesellschaften bezogen werden, von einer zusätzlichen Besteuerung befreit sind, um eine Doppelbesteuerung zu vermeiden.“

Folglich würden die in Luxemburg und in den Niederlanden erhaltenen Dividenden aus den Nachsteuergewinnen der zugrundeliegenden Konzerngesellschaften stammen und seien somit von einer zusätzlichen Besteuerung befreit, „weil diese Konzerngesellschaften in den Ländern, in denen sie tätig sind, bereits (zu vollen Sätzen) besteuert wurden“.

Bloomberg: Späte Auszahlungen als Erfolgsgeheimnis

Laut ARD werden die Boni aber „wenn überhaupt, erst Jahre später ausgezahlt“. Eine ähnliche Taktik, die JAB Holding laut einem Bericht von Bloomberg aus dem Jahr 2018 auch bei seinen Zulieferern im Getränkesektor anwendet: Die Devise „jetzt kaufen, später bezahlen“ habe den Milliardären von JAB geholfen, ihr Getränkeimperium aufzubauen. „Später“ bedeute hier aber „sehr viel später“.

„Ein Erfolgsgeheimnis des Unternehmens sind seine Kaffeelieferanten, die sich bereit erklären, bis zu 300 Tage nach dem Verkauf der Bohnen bezahlt zu werden“, so „Bloomberg“. Der Hauptzweck dieser langen Zahlungsfristen sei die Generierung eines gewissen „Cashflows“. Durch das Geld, das sich nicht beim Lieferanten befindet, sondern noch in der Hand des Unternehmens, könnten vor allem Übernahmen anderer Firmen leichter vonstattengehen, so „Bloomberg“ in der Analyse.

JAB verweist hierbei auf das „ureigene Interesse“ des Unternehmens, „dass diese Lieferanten wirtschaftlich gesund sind. Das heißt, dass die Verträge mit den Lieferanten für alle Parteien am Tisch akzeptabel sein müssen“.

Vorwurf von Kinderarbeit im Kaffeesektor

Zudem gebe es den Vorwurf, dass die Reimanns vor allem im Kaffeesektor stark von Kinderarbeit profitieren würden, meint der Menschenrechtsaktivist Morales de La Cruz. JAB weist auch hier die Vorwürfe zurück: „Um es deutlich zu sagen: Wir verurteilen alle Formen von Kinderarbeit.“ Um nachhaltige Lieferketten im Kaffeesektor zu gewährleisten, werde „kontinuierlich in eine verantwortungsvolle Kaffeebeschaffung“ investiert, etwa im Zuge eines unternehmenseigenen Nachhaltigkeitsprogramms.

Morales de la Cruz sei, so JAB, selbst Kaffeeunternehmer, „und als solcher weiß er um die erheblichen Anstrengungen, die zur Verhinderung von Kinderarbeit unternommen werden.“ Morales de la Cruz sieht das anders: „Nein, ich bin kein Kaffeeunternehmer. Ich bin Menschenrechtsaktivist. Mein Fokus liegt auf der Eliminierung von Kinder- und Zwangsarbeit in Lieferketten.“

„Verworrene Eigentümerstruktur“

Die deutsche NGO Netzwerk Steuergerechtigkeit spricht bei der JAB abschließend ganz generell von „recht verworrenen Eigentümerstrukturen“, die eben von Luxemburg über die Niederlande bis nach Österreich führen würden, so der wissenschaftliche Referent des Netzwerks, Christoph Trautvetter, gegenüber ORF.at.

Die NGO beschäftige sich derzeit „intensiv“ mit strittigen Steuerpraktiken von Milliardären. Allerdings nur mit jenen von deutschen Milliardären. Und bei den Reimanns sei man sich nicht sicher, ob es sich nicht mittlerweile um österreichische Milliardäre handle: „Es ist sogar strittig, ob sie Deutschland zur Vermeidung der Erbschaftssteuer verlassen haben oder nicht.“