Ein „Abrams“ Panzer
Reuters/David Mdzinarishvili
Nach Deutschland

Auch USA liefern Kampfpanzer an Ukraine

Nur wenige Stunden nach Deutschland haben auch die USA angekündigt, Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern. Diese Zusage Washingtons erfolgte in enger Abstimmung mit Berlin. Für den deutschen Kanzler Olaf Scholz war es die Vorbedingung für seine Zustimmung zur Lieferung deutscher Leopard-Panzer an Kiew.

Nur wenige Stunden nach Deutschland haben auch die USA angekündigt, Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern. Diese Zusage Washingtons erfolgte in enger Abstimmung mit Berlin. Für den deutschen Kanzler Olaf Scholz war es die Vorbedingung für seine Zustimmung zur Lieferung deutscher Leopard-Panzer an Kiew.

Konkret liefern die USA der Ukraine 31 Kampfpanzer vom Typ M1 Abrams. Berlin wird zunächst 14 Panzer des Typs Leopard 2A6 liefern – und der Lieferung von Leopard-Panzern aus den Beständen anderer NATO-Staaten die nötige Zustimmung erteilen. US-Präsident Joe Biden kündigte die US-Panzerlieferung selbst an. Die US-Lieferung entspreche von der Größe her einem ukrainischen Panzerbataillon, sagte Biden im Weißen Haus.

Bis zu einer tatsächlichen Auslieferung der US-Kampfpanzer dürften aber nach Angaben einer US-Regierungsvertreterin „Monate“ vergehen. Die deutschen Panzer dürften ebenfalls erst in rund drei Monaten in der Ukraine einsatzbereit sein. Dazu müssen vorher ukrainische Einheiten auf die Geräte eingeschult werden.

Biden: „Wird einige Zeit dauern“

Die Lieferung der Abrams-Panzer in die Ukraine wird nach den Worten von Biden „einige Zeit in Anspruch nehmen“. Die Zeit solle nun genutzt werden, um sicherzustellen, dass die Ukrainer vollständig darauf vorbereitet würden, die Abrams-Panzer „in ihre Verteidigung zu integrieren“, sagte Biden am Mittwoch in Washington. „Die Abrams-Panzer sind die leistungsfähigsten Panzer der Welt, aber sie sind auch extrem komplex in Betrieb und Wartung.“ Die US-Regierung hatte zuvor angekündigt, der Ukraine 31 Kampfpanzer vom Typ M1 Abrams zu liefern. Die USA bestellen die Panzer bei der Industrie, weswegen noch unklar war, wann diese in der Ukraine ankommen würden.

Scholz (SPD) hatte am Mittwoch die Lieferung von zunächst 14 deutschen Kampfpanzern vom Typ Leopard 2 aus Beständen der Bundeswehr an die Ukraine angekündigt. Er hatte eine solche Lieferung wochenlang abgelehnt und betont, er wolle keine nationalen Alleingänge – auch noch zu einem Zeitpunkt, als ihn nicht nur die oppositionelle Union, sondern auch seine Koalitionspartner FDP und Grüne längst nachhaltig drängten und ihn teils mit scharfen Worten angriffen.

Scholz setzt sich durch

Scholz hatte mit seinem Zögern letztlich auch Erfolg: Denn die USA machten eine Kehrtwende, nachdem sie zuerst die Lieferung von Panzern stets abgelehnt hatten. Damit tragen die USA der Befürchtung des deutschen Kanzlers Rechnung, eine Lieferung deutscher Kampfpanzer nur durch europäische Staaten könnte Deutschland oder Europa gegenüber Russland besonders exponieren.

Scholz könnte dabei auch die mittelfristig unwägbare innenpolitische Entwicklung in den USA im Blick gehabt haben. Mit der Panzerlieferung verpflichten sich die USA, auch über einen möglichen Stimmungswandel und vor allem Machtwechsel in zwei Jahren hinaus, Seite an Seite mit den europäischen Partnern die Ukraine zu unterstützen.

USA liefern Abrams-Kampfpanzer an Ukraine

US-Präsident Joe Biden kündigte die Lieferung von 31 Kampfpanzern vom Typ M1 Abrams an die Ukraine an. Die Lieferung der Panzer in die Ukraine wird nach den Worten von Biden „einige Zeit in Anspruch nehmen“.

Biden dankt Scholz

Biden dankte Scholz für die Lieferung der Leopard-2-Panzer. „Ich will dem Kanzler für seine Führung und sein standhaftes Engagement für unsere kollektiven Bemühungen zur Unterstützung der Ukraine danken“, sagte der US-Präsident. Scholz sei „eine starke Stimme für Einheit“ und ein „enger Freund“, auch mit Blick auf die künftige Hilfe für die Ukraine.

Biden war aber auch von US-Politikern beider Parteien zuletzt verstärkt gedrängt worden, Abrams-Panzer an die Ukraine zu liefern, um eine deutsche Lieferung von Leopard-Panzern zu ermöglichen. Bisher hatte es die US-Regierung abgelehnt, der Ukraine Abrams-Panzer zur Verfügung zu stellen. Das Verteidigungsministerium in Washington argumentierte, der Kampfpanzer sei zu teuer, erfordere eine aufwendige Ausbildung, sei schwierig in der Wartung und verbrauche mit seinem Turbinenantrieb sehr viel Treibstoff.

„Wir haben Panzer nie ausgeschlossen“, rechtfertigte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Mittwoch den Sinneswandel. Die Bedingungen auf dem Schlachtfeld in der Ukraine hätten sich geändert. „Diese Panzer sollen der Ukraine helfen, in offenem Gelände wirksam zu kämpfen, um ihre Souveränität und ihr Territorium zu verteidigen und Gebiete zurückzuerobern, die von den Russen eingenommen wurden.“ Die Entscheidung sei „mehrere Wochen lang“ vorbereitet worden, betonte Kirby.

Militäranalytiker zu den Panzerlieferungen

Militäranalytiker Franz-Stefan Gady des Institute for International Strategic Studies (IISS) in London spricht über die Panzerlieferungen an die Ukraine.

Selenskyj: „Wichtige Etappe auf Weg zum Sieg“

Die Staatsspitze der Ukraine begrüßte die angekündigte Lieferung westlicher Kampfpanzer als entscheidenden Schritt für den militärischen Sieg gegen Russland. Präsident Wolodymyr Selenskyj schrieb auf Twitter von einer „wichtigen Etappe auf dem Weg zum Sieg“. Die „freie Welt“ sei „wie nie zuvor geeint in einem gemeinsamen Ziel: der Befreiung der Ukraine“.

Geschwindigkeit und Zahl seien die wichtigsten Faktoren bei den Panzerlieferungen für die Kriegsbemühungen seines Landes, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Es müsste eine Panzerstreitmacht aufgestellt werden, damit Tyrannei keine Chance mehr habe. Selenskyj bat zudem NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg nach eigenen Angaben in einem Telefonat um Langstreckenraketen und Flugzeuge.