NGOs: Hinrichtungen in Saudi-Arabien seit 2015 fast verdoppelt

In Saudi-Arabien hat sich unter der Regentschaft von König Salman und seinem Sohn, De-facto-Herrscher Mohammed bin Salman, die Zahl der Hinrichtungen laut Menschenrechtsaktivisten nahezu verdoppelt. Die Organisationen Reprieve und European Saudi Organisation for Human Rights (ESOHR) teilten gestern mit, seit 2015 seien im Durchschnitt 129,5 Todesstrafen jährlich vollstreckt worden. Zwischen 2010 und 2014 seien es im Jahresdurchschnitt noch 70,8 gewesen.

Unter den derzeitigen Herrschern wurden den Menschenrechtsaktivisten zufolge bereits mehr als 1.000 Hinrichtungen in dem Königreich vollzogen. Für ihren Bericht hatten die Organisationen offizielle Verlautbarungen mit eigenen Untersuchungen und Interviews mit Anwaltskanzleien, Familien und Aktivisten sowie Aktivistinnen abgeglichen.

„Saudische Todesstrafenmaschinerie“

Saudi-Arabien hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Sozialreformen umgesetzt. Kritiker werfen Kronprinz Mohammed jedoch vor, unerbittlich gegen Kritiker vorzugehen. In einem Interview der Zeitschrift „The Atlantic“ hatte er im vergangenen März gesagt, sein Land wende die Todesstrafe nur noch bei Mord oder im Falle einer Bedrohung „der Leben vieler Menschen“ an.

Reprieve-Direktorin Maya Foa sprach hingegen von einer „saudischen Todesstrafenmaschinerie“, die „Kinder, Demonstranten, ungeschützte Hausangestellte, unwissentliche Drogenkuriere“ und solche Menschen „frisst“, deren einziges Verbrechen es sei, „verbotene Bücher zu besitzen oder mit ausländischen Journalisten zu sprechen“.

Taha al-Hadschi von ESOHR erklärte, die saudi-arabischen Behörden nutzten die Hinrichtungen zum Zweck der „Einschüchterung und politischen Unterdrückung“. Zudem gebe es seit Ende vergangenen Jahres „extrem besorgniserregende“ Berichte über geheime Exekutionen.