Kiew erwartet russische Angriffswelle vor Jahrestag

Russland bereitet nach Ansicht ukrainischer Militärs einen neuen schweren Raketenangriff auf die Ukraine vor. Die meisten Schiffe der russischen Schwarzmeer-Flotte seien in ihre Stützpunkte zurückgekehrt, was auf die Vorbereitung eines neuen Schlags hindeute, sagte eine Sprecherin der ukrainischen Streitkräfte heute im Fernsehen.

Russland überzieht seit Oktober ukrainische Städte und Infrastruktur mit schweren Raketenangriffen. Die meisten Marschflugkörper werden von Schiffen aus dem Schwarzen oder Kaspischen Meer und von strategischen Bombern abgefeuert. Nach Angaben der Sprecherin der Kommandostelle Süd in den ukrainischen Streitkräften, Natalja Humenjuk, sind nur noch zehn Schiffe auf dem offenen Meer, die meisten davon U-Boote.

Normalerweise seien es deutlich mehr. „Sie lassen für einige Zeit ihre Muskeln im Meer spielen, demonstrieren ihre Präsenz und Kontrolle über die Situation und fahren dann zu den Stützpunkten, wo sie sich normalerweise auf Manöver für einen massiven Raketenangriff vorbereiten“, begründete sie ihren Verdacht auf eine bevorstehende Attacke mit Erfahrungen früherer Angriffe.

Lawrow kündigt Verschiebung der Fronten an

Der russische Außenminister Sergej Lawrow kündigte heute in einem ausführlichen Studiointerview auf Russia Today an, auf die Lieferung westlicher Waffen mit größerer Reichweite an die Ukraine mit einer Verschiebung der Fronten zu reagieren. Die ukrainische Armee würde aus dem Grenzgebiet zu Russland verdrängt werden, so Lawrow. Dadurch solle eine Art Sicherheitskorridor geschaffen werden.

Frühere Äußerungen von EU-Kommissionspräsidentin von Ursula von der Leyen, die von der Notwendigkeit einer Niederlage Russlands sprach, nannte er „rassistisch“ und „nazistisch“. Seinen Darstellungen zufolge befinde sich „die ganze NATO“ durch ihre Waffenlieferungen im Krieg gegen Russland.

Die ukrainische Regierung bezeichnete er ebenfalls einmal mehr als Neonazis: „Warum weigern sich die Menschen, die Nazi-Ideologie zu sehen, die jetzt im Zentrum des Kiewer Regimes steht?“, fragte er den Interviewer Dmitri Kisseljow.